Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kölner KonzernLanxess leidet unter Zollpolitik und Preisdruck aus Asien

3 min
Blick auf die Zentrale des Chemie Konzerns Lanxess.

Die Zentrale des Chemie Konzerns Lanxess in Köln.

Zwischen 70 und 80 Millionen Euro weniger Gewinn - so lautet die Erwartung, die der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess  für das laufende Geschäftsjahr prognostiziert. 

Der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess hat seine Jahresprognose für das laufende Jahr erheblich heruntergeschraubt. War man im ersten Quartal 2025 noch von einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 600 bis 650 Millionen Euro ausgegangen, musste Konzernchef Matthias Zachert bei der Vorstellung der Zahlen des zweiten Quartals eine Anpassung verkünden, die deutlich geschrumpfter ausfällt: Das Ergebnis wird zwischen 520 und 580 Millionen Euro liegen.

„Wir befinden uns in durchaus anspruchsvollem Fahrwasser“, führte Zachert aus: „Ob Automobil-, Maschinenbau- oder Chemiebranche – fast alle in Deutschland und Europa mussten ihre Prognosen und Gewinnerwartungen reduzieren. Wir können uns dem nicht entziehen, aber wir steuern dagegen.“

Verschuldung abgebaut

Der Umsatz des weltweit agierenden Konzern ist mit einem Minus von 13 Prozent (1,466 Milliarden gegenüber 1,678 Milliarden) im Vergleich zum Vorjahresquartal rückläufig, beim Ebitda beträgt das Minus 17 Prozent (150 Millionen gegenüber 180 Millionen in Quartal II/24). Anders bewertet der Vorstandsvorsitzende den Cashflow von 31 Millionen Euro. Der habe zu einer positiven Entwicklung beigetragen und die Verbindlichkeiten um 18 Prozent reduziert. Die Verschuldung liege nunmehr bei rund zwei Milliarden gegenüber 2,5 Milliarden im vergangenen Quartal – was auch auf den Verkauf des Urethane-Geschäftes zurückgeht.

Die Ursachen für das schwächere Ergebnis und die nach unten korrigierte Prognose sieht Zachert vor allem in drei Punkten: in der eingetrübten Konsumnachfrage, im massiven Preisdruck aus Asien, vor allem China, das seine Überkapazitäten auf dem europäischen Markt „verklappe“, und in der volatilen Zoll- und Wirtschaftspolitik der vergangenen Monate. Das Hin und Her in der amerikanischen Zollpolitik bezeichnete Zachert als „Eskalation“, die dazu geführt habe, „dass sich das zweite Quartal deutlich abgeschwächt hat“.

Und auch für das dritte Quartal, das zudem traditionell in die Urlaubszeit falle, sieht er Beeinträchtigungen durch Volatilität und Kaufenthaltung. „Quartal 2 und 3 sind harte Quartale“, so Zachert. Erst im vierten Quartal erwarte er wieder Zuwächse. Um Wachstum und Rentabilität zu sichern, wurde die im vergangenen Jahr beschlossene Schließung des Standortes der Hexan-Oxidation in Krefeld-Uerdingen bereits auf Ende des zweiten Quartals 2025 vorgezogen. 65 Mitarbeiter sind dort betroffen, die aber, so Zachert, an anderen Standorten in NRW untergekommen seien oder mit denen es sozialverträgliche Einigungen gegeben habe.

Weitere Standortschließung

Für 2026 plant Lanxess, die Produktion für Aromachemikalien am Standort Widnes (UK) zu beenden. Hier wird es etwa 70 Mitarbeitende treffen. Am Standort El Dorado (USA) soll hingegen die Herstellung von Brom-Produkten effizienter werden. Alle Maßnahmen sollen ab Ende 2027 zu dauerhaften jährlichen Einsparungen von 50 Millionen Euro führen.

Während die Produktionssegmente „Specialty Additives“ und „Advanced Intermediates“ erheblich unter schwacher Industrienachfrage, hohen Energiekosten und Preisdruck aus Asien litten (Ebitda: minus 17, beziehungsweise minus 24 Prozent), konnte der Bereich „Consumer Protection“ mit neun Prozent Plus aus dem Quartal gehen. Zachert will mit schlankeren Kostenstrukturen und einem wettbewerbsfähigeren Portfolio den „konjunkturellen Upturn“ schaffen und setzt auch auf die Investitionsprogramme der Bundesregierung. Wirtschaftlich bessere Rahmenbedingungen müssten von der Politik angegangen werden. Wenn dann die Nachfrage wieder steige, so Zachert, „sind wir dynamischer und profitabler“.