Roland Kaiser spielt an zwei Abenden in der Lanxesss-Arena vor insgesamt rund 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauern.
Roland Kaiser in KölnÜber 25.000 Fans feiern seinen zeitlosen Schlager

Roland Kaiser 31.05.2025 Lanxess-Arena
Copyright: Thomas Brill
Satte 51 Jahre ist Roland Kaiser mittlerweile im Geschäft. Auch wenn er jetzt beim Konzert in der Kölner Lanxess-Arena kokettiert, für die ersten Singles habe sich außer ihm niemand interessiert, hatte er schneller Erfolg, als so mancher anderer: Schon Single Nummer fünf, „Frei - das heißt allein“ schaffte es bis auf Platz 14.
Und anders als so viele andere seiner Schlager-Generation hielt er sich nicht nur im Geschäft, sondern konnte seinen Erfolg ausbauen. Wenn jetzt mit ihm an zwei aufeinander folgenden Abenden rund 25.000 die neuen Lieder genauso feiern wie die alten Hits, spielt er damit seit langem locker in der Liga von Udo Jürgens oder Howard Carpendale.
Eleganz statt Rampensau
Und das ist faszinierend, singt auf der Bühne doch einer, mit dem man den Begriff „Rampensau“ überhaupt nicht in Verbindung bringen kann. Eher „Noblesse oblige“ als Ranwanzen. Eher lässige Entertainer-Eleganz à la Las Vegas als Hemdsärmeligkeit auf Augenhöhe.
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Wie er da steht in Smoking und Flieger oder nach der Pause im dunklen Dreiteiler, ohne dass sich Schweißperlen auf der Stirn gebildet haben oder er gar auf die Idee kommen könnte, zum Finale im Bademantel zu erscheinen - immer wahrt der 73-Jährige eine Distanz.
Authentisch und nahbar trotz Distanz
Wirkt wie ein Schlossherr, der beim Gartenfest am Tag der Offenen Tür mal eben zum Mikro greift, um die Massen zu unterhalten. Dabei darf die Distanz nicht als Arroganz ausgelegt werden. Dafür ist Kaiser zu ehrlich mit sich selbst, mit seinem Können und seiner Musik.
Am herausstechendsten ist Kaisers Stimme: sonor, ein tiefer Bariton, wenn's sein muss, angenehm, die Seelen der Damenwelt streichelnd. Kurzum, Kaiser hat den Panther auf den Stimmbändern, gestern wie heute, und klingt dabei live genauso gut wie auf Platte. Gesang ist hier ein Handwerk, das Kaiser meisterlich beherrscht. Ohne dabei allzu viel Gewese zu machen.
Überraschend auch, dass viel der um die 40 Jahre alten Songs wie „Lieb mich ein letztes Mal“ kein bisschen angestaubt klingen, sondern sich geschmeidig unter die Nummern aus den letzten Jahren mischen. Da hat einer seinen Stil gefunden und konsequent beibehalten.
Zwischen Liebesliedern und leisen Botschaften
Es wird über die Liebe gesungen, aber daraus nicht das große Drama gemacht. Hier und da erklingt ein wenig Gesellschaftspolitik, die zweite Nummer des Konzerts „Achtung und Respekt“ wird entsprechend anmoderiert. Beim hymnenhaften „Liebe kann uns retten“ verlässt er sich dann nur noch auf den Text, während man sich hier in der zweiten Hälfte des Abends doch noch ein paar klarere Worte gewünscht hätte.
Da unterscheidet er sich von Udo Jürgens, der es sich bei seinen Auftritten nicht nehmen ließ, (gesellschafts-)politische Botschaften zu verbreiten. Fußstapfen, die der SPD-affine Kaiser gut ausfüllen könnte. Die Zuschauerinnen und Zuschauer würden sie auch ihm ab- und sicherlich auch nicht übelnehmen.
Auch wenn sie natürlich gekommen sind, um sich sanft wiegend in den Armen zu liegen. Oder so ausgelassen zu feiern, wie es die engen Reihen der Arena-Ränge zulassen. Platz für einen munteren Disco-Fox am Platz ist da nicht, was die Halle aber nicht davon abhält, zu „Warum hast du nicht Nein gesagt?“ mit der Begeisterung das Dach leicht anzuheben.
Genauso bei den berühmten, nennen wir sie mal Schlawiner-Schlagern wie „Manchmal möchte ich schon mit dir“. Auch das ist Kaiser: Mit Augenzwinkern präsentiert er Anzügliches, bleibt dabei weit davon entfernt, die Grenze zu „plump“ zu überschreiten. Denn wo hat man schon mal Sex raffinierter umschrieben bekommen als mit der Zeile „eine Nacht das Wort ‚begehren’ buchstabieren“?
Natürlich sind da auch die Ausreißer nach unten, das karnevaleske „Sieben Fässer Wein“ oder „Du, deine Freundin und ich“ von diesen schwülen Ménage-à-trois-Träumen möchte man lieber nichts wissen. Schwamm drüber.
Kitsch mit Kultstatus
Und auch wenn Kaiser hundertmal die Geschichte erzählt, dass er schwülstige Text zu „Santa Maria“ aus Trotz entstanden sei, weil die Plattenfirma eine erste Fassung nicht romantisch genug gefunden habe: Die Schmalzattacke wird bejubelt, die Menschen fühlen sich kein bisschen übertölpelt. Denn Kaisers Stimme sorgt für Gänsehaut live 2025 genauso wie 1980 auf der makellos produzierten Studioaufnahme.
Doch wo’s international werden soll, bleibt’s dann letztlich provinziell: Da kündigt Kaiser ein Medley an, mit dem er sich an die viermonatige Weltreise mit seiner Frau im vergangenen Jahr erinnern will. Herauskommt eine schale Oldie-Mixtur von Bonnie Tylers „Lost in France“ bis Scott Mckenzies „San Francisco“, die auch ein Alleinunterhalter an Bord der „MS Nichtssagend“ im Repertoire haben könnte.
Das Wagnis, das Experiment ist des Kaisers Sache nicht. Eher schippert er auf vertrauten Gewässern, die für ihn gleichbedeutend sind mit einer Welle des Erfolgs, die ihn seit fünf Jahrzehnten trägt. Mehr braucht es nicht, um zweieinhalb Stunden lang bestens unterhalten zu werden.