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Kölner MöbelmessenDesign-Schau idd findet nicht in den Messehallen statt

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Die Bundesbürger haben derzeit wenig Lust auf den Kauf neuer Möbel

Die Bundesbürger haben derzeit wenig Lust auf den Kauf neuer Möbel. 

Impulse für das schwächelnde Geschäft erhofft sich die deutsche Möbelindustrie von den Kölner Messen idd und imm. Dabei geht die idd ganz neue Wege.

Design-orientierte Möbel werden vom 25. bis 29. Oktober- anders als zunächst geplant – nur außerhalb der Messehallen in der Stadt zu sehen sein. Gezeigt werden die Stücke in der Design Post Köln in der Nähe der Messe, dem machwerkhaus in Kalk und dem Stoff-Pavillon Moeller in der Innenstadt. Auch gibt es Schauräume und Geschäfte, in denen Möbel präsentiert werden. Die Möbelmesse war auf Wunsch der Branche geteilt worden.

Die deutsche Möbelindustrie ist derzeit in schwerem Fahrwasser. Ein erstes Anziehen der Geschäfte erwartet Jan Kurth, der Geschäftsführer der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK) im Herbst, passend zur idd (interior design days, etwa Designtage für Inneneinrichtung) im Oktober.

Nach der Urlaubszeit rücke das eigene Zuhause wieder stärker in den Fokus der Menschen, auch steigende Realeinkommen sollten dazu beitragen, dass aufgeschobene Möbelkäufe auch getätigt werden, glaubt Kurth. Und auch ein steigender Renovierungsbedarf sollte die Geschäfte beleben. Immobilienkäufe und damit auch Umzüge sind in Zeiten hoher Preise und erhöhten Zinsen derzeit selten. Da falle oft die Entscheidung, in das bestehende Heim zu investieren, so Kurth.

Inlandsumsatz der Branche ist schwächer als erwartet

Von der ursprünglich erhofften Belebung für das laufende Jahr ist jedenfalls keine Rede mehr. „Der Inlandskonsum ist schwächer als erwartet“, räumt Kurth ein. Vom Regierungswechsel habe sich die Branche mehr versprochen. Nachdem im Vorjahr der Umsatz um 7,8 Prozent auf 16,3 Milliarden gesunken war, erwartet Kurth für das laufende Jahr jetzt einen Umsatzrückgang von rund drei Prozent. Der Branchenumsatz dürfte damit bei etwa 15,8 Milliarden landen, der schwächste Wert seit 2010.

Das wäre immerhin eine Stabilisierung, nachdem im ersten Halbjahr das Minus noch bei rund fünf Prozent lag. Verunsicherte Bundesbürger sparten mehr. Auch die US-Zollpolitik belaste. Auswirkungen spürt Kurth bereits im Inland. Wegen der Abgaben in den USA lenkten Anbieter aus China Ware in die EU um. So stieg die Importquote bei Möbeln auf 60 Prozent, während sie zuvor bei etwa 54 Prozent gelegen habe. Die Folge sei ein verstärkter Preiskampf in der Branche, so Kurth.

Umsatz sinkt zum Halbjahr um 5,1 Prozent

Der Umsatz der deutschen Hersteller ist im Halbjahr um 5,1 Prozent auf 7,88 Milliarden zurückgegangen. Davon wurden 5,19 Milliarden oder 6,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum im Inland erzielt. Im Ausland erlöste die Branche 2,69 Milliarden oder 2,9 Prozent weniger. Im Minus waren etwa der stärkste Auslandsmarkt Frankreich, die Nummer drei Österreich und die Nummer 5 Vereinigtes Königreich. Ein Plus gab es noch für Spanien, wo rege neu gebaut werde, so Kurth, und den USA, dem zehntgrößten Exportmarkt deutscher Anbieter.

Besonders leiden die Hersteller von Büromöbel, deren Umsatz ebenso zweistellig zurückgingen wie der der Matratzen-Hersteller, die offenbar besonders unter Importen leiden. Und Küchenhersteller, die mit 2,87 Milliarden den größten Umsatz erzielen, mussten ein Minus von zwei Prozent verkraften.

Weniger Betriebe, weniger Mitarbeitende

Das hat Folgen. Die Zahl der Betriebe sank um 3,8 Prozent auf 401. „Es gibt keine Insolvenzwelle“, betonte Kurth allerdings. Und dass die Zahl der Mitarbeitenden um 4,1 Prozent auf 68.838 sank, sei nicht auf Entlassungswellen zurückzuführen. Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Fachkräftemangels bemühten sich die Firmen vielmehr, das Personal zu halten, um für einen erhofften Aufschwung gerüstet zu sein. Die Unternehmen nutzten aber Kurzarbeit. Angemeldet hatte die im zweiten Quartal 21 Prozent der Unternehmen, im dritten Quartal wollen schon 36 Prozent das Instrument nutzen. S

Sorgen bereitet der Branche im weiteren Verlauf des Jahres die US-Zollpolitik. Lagen die Zölle für deutsche Anbieter noch bei durchschnittlich 2,5 Prozent, bevor Trupp sie auf zehn Prozent hochschraubte, gelte jetzt ein Satz von 15 Prozent. Das würde an die Verbraucher weitergegeben, so Kurth. Die Margen seien nicht so hoch, dass die deutschen Hersteller die Erhöhung auffangen könnten. Außerdem habe Trump eine Zolluntersuchung angekündigt, um die heimische Industrie zu stärken. Das verunsichere die Branche. Derzeit importierten die USA 43 Prozent der Möbel, vor allem aus China und Vietnam. Und auch die Konzentration im deutschen Möbelhandel sieht Kurth kritisch. Die Hersteller träfen auf immer weniger Abnehmer, deren Marktmacht entsprechend wachse.