Verhaltener AusblickAktie von Lanxess stürzt ab

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Verhaltener Ausblick. Erst in der zweiten Jahreshälfte erwartet Lanxess-Chef Matthias Zachert eine Belebung der Geschäfte.

Lanxess-Chef Matthias Zachert blickt auf ein hartes Jahr 2023 zurück.

Lanxess blickt auf ein hartes Jahr 2023 zurück. Der Ausblick auf 2024 enttäuschte die Börse. 

Ein von Analysten als verhalten empfundener Ausblick auf das laufende Jahr hat die Aktie von Lanxess auf Talfahrt geschickt. Das Papier des im MDax notierten Kölner Spezialchemie-Konzerns verlor zwischenzeitlich rund zehn Prozent auf 23,26 Euro, reduzierte den Verlust im Handelsverlauf aber.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres erwartet Lanxess ein operatives Ergebnis (Ebitda) von bis zu 100 Millionen Euro. Das sei auf dem Niveau des Vorquartals, als das operative Ergebnis 97 Millionen erreicht hatte, so Konzernchef Matthias Zachert bei der Vorlage des Zahlenwerks für das abgelaufene Jahr. Das Ebitda des Gesamtjahres 2024 erwartet er „moderat besser“ als das des „Krisenjahrs 2023“, aber noch deutlich unter Normal-Niveau. Zachert sieht zunächst eine weiter schwache Nachfrage im ersten Halbjahr. Das erste Quartal werde schwierig im Vergleich zum starken Vorjahresquartal, so Zachert, ab dem zweiten Quartal sollte es aber Verbesserungen geben.

Hartes Jahr für die Chemie

Das abgelaufene Jahr war ein „hartes Jahr für die Chemie“, so Zachert. Die habe unter einer schwachen Nachfrage in den Kundenindustrien gelitten, wobei Kunden ihre Lagerbestände zurückgefahren hätten. Speziell in Deutschland hätten die hohen Energiepreise belastet. Bei Lanxess sank der Umsatz um 17 Prozent auf 6,71 Milliarden, das operative Ergebnis (Ebitda) um 45 Prozent auf 512 Millionen. Stabil hielt sich das Segment Consumer Protection mit Schutzprodukten oder Aroma- und Duftstoffe, das Lanxess zuletzt durch Zukäufe gestärkt hatte. Die Konzentration auf diesen Bereich zahle sich aus, so Zachert. Er trage zu stabileren Ergebnissen bei.

Deutlich stärker waren die Rückgange in den Segmenten rund um Additive oder um Zwischenprodukte für die Industrie, bei der besonders die schwache Baukonjunktur belastete. Im Konzern rutschte das Ergebnis aus dem fortzuführenden Geschäft auf minus 843 Millionen. Das lang auch an Abschreibungen auf Firmenwerte aus Zukäufen. Eine Zahlung von rund 1,3 Milliarden im Zuge der Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens mit Advent International für technische Hochleistungswerkstoffe mit dem Namen Envalior hat das Zahlenwerk aber aufpoliert. So steig das Konzernergebnis von 250 Millionen im Vorjahr auf 443 Millionen. Der Verkaufserlös diente vor allem der Reduzierung der Verbindlichkeiten. Lanxess hat in das Unternehmen, an dem der Konzern 40 Prozent hält, die frühere Sparte High Performance Materials eingebracht.

Ein solches Krisenjahr hat die deutsche Chemie und haben auch wir bei Lanxess noch nicht erlebt.
Matthias Zachert, Lanxess-Chef

„Ein solches Krisenjahr hat die deutsche Chemie und haben auch wir bei Lanxess noch nicht erlebt“, so Zachert. Teils habe die Auslastung der Anlagen zwischen 50 und 60 Prozent gelegen. Die Dividende soll auf 0,10 (Vorjahr 1,05) Euro sinken. Der Konzern sei aber strategisch vorangekommen. Nicht nur von den hochwertigen Materialien habe sich Lanxess getrennt, auch der Verkaufsprozess für die Urethane mit etwa 400 Mitarbeitenden sei gestartet worden. Das ist die letzte Lanxess-Sparte im Bereich der Polymere.

„Wir sind in der Spezialchemie angekommen“, so Zachert. Jetzt wolle der Konzern sich bietende Chancen in dem Bereich nutzen. In der Spezialchemie sind die Margen höher sind als im Kunststoffgeschäft. Auf Wachstumskurs will Lanxess wieder 2025/2026 gehen. Wenn die Wirtschaft wieder anzieht, wolle Lanxess bestmöglich aufgestellt sein, so Zachert.

Sparprogramm wirkt 

Lanxess hatte im Sommer ein Spar- und Umbauprogramm aufgelegt. Durch Kostensenkungen und den Verzicht auf Investitionen konnten bereits 100 Millionen gespart werden. Im laufenden Jahr soll es durch strukturelle Veränderungen dauerhafte Einsparungen von 90 Millionen geben, im kommenden Jahr die geplanten 150 Millionen. Weltweit baut Lanxess 870 Stellen ab, darunter 460 in Deutschland. Die Streichungen im Ausland seien bereits fest vereinbart. In Deutschland seien 60 bis 70 Prozent davon festgezurrt, im kommenden Quartal sollen es bis zu 80 sein. Bis Ende 2025 sollen die Stellen in Deutschland sozialverträglich abgebaut werden.

Lanxess will weiter Schulden abbauen. Außerdem sollen neu erworbene Anlagen optimiert werden. Auf dem Prüfstand stehen zwei Energie-intensive Werke in Krefeld. Eines davon wird bis Ende 2026 stillgelegt, das andere, falls sich kein Käufer findet. Ziel sei es, so Zachert, in Leverkusen jedes Werk zu halten.

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