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Fragen und AntwortenWas Trumps jüngste Volte in der Zollpolitik bedeutet

Lesezeit 4 Minuten
US-Präsident Donald Trump

US-Präsident Donald Trump

Zölle in Kraft, Zölle pausiert: Der US-Präsident hält die Welt mit seiner schlingernden Handelspolitik in Atem. Die neue Volte hat weitreichende Folgen - und beschert der Regierung unbequeme Fragen.

Das teilweise Einlenken von US-Präsident Donald Trump im internationalen Zollkonflikt sorgt für etwas Erleichterung bei Handelspartnern und für Euphorie an den Börsen. Trump hatte nach großen Turbulenzen an den Aktien- und Finanzmärkten überraschend entschieden, vielen Staaten 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren. Sein Hin und Her und die daraus folgenden Marktschwankungen rufen viel Kritik hervor – und werfen Fragen nach möglichem Insider-Handel auf.

Was genau hat Trump entschieden?

Trump setzte einige, gerade erst in Kraft getretene Zölle für 90 Tage aus. Während dieses Zeitraums gelte ein gesenkter Zollsatz in Höhe von zehn Prozent für alle betroffenen Länder bis auf China, verkündete er auf der Online-Plattform Truth Social. Damit legte der US-Präsident einen Teil seines erst vor wenigen Tagen verkündeten Zollpakets vorerst auf Eis. Das Paket bestand aus zwei Stufen: In einem ersten Schritt führte die US-Regierung neue pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Importe aus fast allen Ländern ein – diese sollen bleiben. Für viele Staaten wurden aber in einem zweiten Schritt noch höhere individuelle Strafabgaben verhängt – und diese werden nun vorerst ausgesetzt.

Während der Pause soll es Verhandlungen mit den betroffenen Staaten geben. Trump nennt als Ziel, andere Länder mithilfe der Zölle dazu zu zwingen, Handelsbarrieren für deren Einfuhren aus den USA abzubauen.

Was ist mit anderen Zöllen?

Bereits zuvor hatte Trump Zölle auf bestimmte Einfuhren wie Autos, Stahl und Aluminium verhängt – unabhängig davon, aus welchem Land sie kommen. Diese Zölle sind nach allem, was bekannt ist, weiter in Kraft. Allerdings lieferte die US-Regierung nur spärliche Informationen zu Trumps unerwarteter Kehrtwende.

Was bedeutet das für Deutschland und die EU?

Für Handelspartner aus der Europäischen Union und damit auch für Deutschland werden die jüngst verhängten US-Zölle durch den Schritt halbiert. Mit Trumps großem Zollpaket hatten die USA auf Einfuhren aus der EU ursprünglich Zölle in Höhe von insgesamt 20 Prozent verhängt. Nun gelten vorerst einmal 10 Prozent.

Wie reagieren die Börsen?

An den Aktienmärkten löste der Schritt große Erleichterung aus. Trumps Entscheidung katapultierte die US-Börsen nach tagelanger Talfahrt nach oben, am Morgen danach schnellten dann auch die Kurse an den asiatischen Börsen in die Höhe. Der Dow Jones Industrial machte die Kursverluste der vergangenen drei Handelstage innerhalb von Minuten wett und schloss mit einem Plus von 7,87 Prozent bei 40.608,45 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Ende um 9,52 Prozent auf 5456,90 Zähler aufwärts. Der von den großen Technologieaktien dominierte Nasdaq 100 gewann gar 12,02 Prozent auf 19.145,06 Punkte.

Wie kam es zu dem Kursschwenk?

Mit der Einführung der Zölle hatte der US-Präsident die Talfahrt überhaupt erst ausgelöst. Ökonomen sahen ein erhöhtes Risiko für eine Rezession in den USA. In der Nacht auf Mittwoch zeichnete sich zugleich ab, dass Investoren US-Staatsanleihen abstoßen könnten – eine besorgniserregende Entwicklung für die Zukunft der US- Staatsfinanzen. Marktbeobachter mutmaßen, dass dies die Zollpause herbeigeführt haben könnte. US-Handelsminister Howard Lutnick bestritt das in einem Interview des Senders CNBC.

Trump selbst sagte zur Begründung für sein überraschendes Umschwenken, „die Leute“ seien etwas unruhig und „ein bisschen ängstlich“ geworden. Es gelte eben: „Man muss flexibel sein.“ Allerdings könnte auch Trumps eigene Nervosität eine Rolle gespielt haben. Börsenkurse sind etwas, was der Republikaner besonders aufmerksam verfolgt.

Was steckt hinter Vorwurf der Marktmanipulation?

Trump sagte zum Timing für seinen Kursschwenk, er habe das Ganze früh am Mittwochmorgen entschieden. Am Nachmittag US-Ostküstenzeit verkündete er den Schritt über Truth Social. Am späten Mittwochmorgen, also wenige Stunden vor seiner Ankündigung, die den Aktienmarkt zurück nach oben schnellen ließ, hatte Trump auf Truth Social noch geschrieben, jetzt sei eine großartige Zeit, zu kaufen. Er unterschrieb den Post mit seinen Initialen DJT. Das ist auch das Börsenkürzel des Trump-Medienunternehmens, das Truth Social betreibt. Die Aktie von Trump Media & Technology beendete den Börsen-Tag mit einem Plus von 21,67 Prozent.

Die Papiere des Autobauers Tesla, der vom Trump-Verbündeten Elon Musk geführt wird, legten um 22,7 Prozent zu. Musk soll sich für eine Aussetzung der hohen Zusatzzölle eingesetzt haben. Auch hier hallt nach, dass Handelsminister Lutnick vor einigen Tagen live im Fernsehen die Bürger dazu aufgerufen hatte, Tesla-Aktien zu kaufen, weil sie nie wieder günstiger sein würden.

Mehrere Demokraten aus dem US-Kongress halten all das für ein abgekartetes Spiel. Der Senator Adam Schiff schrieb auf der Plattform X, Trumps Hin und Her bei den Zöllen und die Marktschwankungen lieferten „gefährliche Möglichkeiten für Insider-Handel“. (dpa)