Boris Pistorius' Projekt, eine Bundeswehr-Brigade dauerhaft in Litauen zu stationieren, stößt auf Herausforderungen, aber bleibt machbar.
BundeswehrDas Pistorius-Projekt „Litauen-Brigade“ kann klappen

Litauen, Vilnius: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, 2.v.r.) und Boris Pistorius (SPD, 3.v.r.), Verteidigungsminister, nehmen am Aufstellungsappell der Panzerbrigade 45 teil.
Copyright: Mindaugas Kulbis/AP/dpa
Beobachter aus Politik, Medien und Bundeswehr waren sich sicher: Da war er. Der erste dicke Fehltritt von Boris Pistorius. Der 2023 noch neue und schlagartig beliebte Verteidigungsminister hatte sich verschätzt. Seine Ankündigung, eine Bundeswehr-Brigade dauerhaft in Litauen zu stationieren, ließ selbst hochrangige Militärs mit dem Kopf schütteln.
Eine Bundeswehr, der es nicht nur an Waffen, sondern auch an Personal mangelt, soll plötzlich dauerhaft Tausende Soldaten in ein anderes Land schicken? Das kann doch gar nicht funktionieren. Es ist doch immer noch die Bundeswehr. Zeitenwende hin oder her. Die Probleme ließen tatsächlich nicht lange auf sich warten. Den Personalmangel hat Pistorius auch nach zwei Jahren nicht in den Griff bekommen, Haushaltsstreitereien der Ampel ließen an den nötigen Milliarden für die Litauen-Brigade zweifeln und die hohen Standards der Bundeswehr machten den Litauern zu schaffen, die die Infrastruktur bereitstellen.
Und doch: Das Projekt kann funktionieren und die Bundeswehr steht voll im Plan: Pistorius genießt als politisch Verantwortlicher weiter großen Rückhalt in der Bevölkerung und hat mit der Union und einem zumindest außenpolitisch ambitionierten Bundeskanzler Friedrich Merz den Partner, den er braucht. Die personellen Lücken, die die Brigade in Deutschland reißt, bleiben beträchtlich.
Alles zum Thema Bundeswehr
- Das ändert sich im Juni Neue Mutterschutzregelung und nachhaltigere Elektronik
- Aufstellung der Litauen-Brigade Merz verspricht Schutz der Nato-Partner im Baltikum
- Risse im Blech Rund 130 Einsatzkräfte kontrollierten Gefahrgut-Transporte an der A3 bei Lohmar
- Entsetzen nach Trump-Telefonat „Putin hat zugestimmt, weiter ukrainische Zivilisten zu ermorden“
- Feuerwehr hat aufgerüstet Gefahr für Waldbrände im Kreis Euskirchen ist größer geworden
- Kölner Büchsenmacher „Die Waffe ist ein Werkzeug des Jägers“
- Verteidigung der Bundesrepublik Am Geld scheitert es doch eh nicht – warum die Debatte Blödsinn ist
Doch die Soldaten sind ja nicht weg – sondern dort, wo sie im Falle eines russischen Angriffs am ehesten gebraucht werden. Dass deutsche Soldaten in den vergangenen Jahren bereits in Litauen waren und die Dankbarkeit der Litauer zu spüren bekamen, hilft bei der Suche nach Freiwilligen.
Das Projekt passt besser in die Zeit, als es Pistorius 2023 hätte ahnen können. Für die neu ausgerufene Führungsrolle Deutschlands in Europa und die nötige Emanzipation von den US-Amerikanern ist ein Projekt wie die Litauen-Brigade wie geschaffen. Symbolisch und praktisch.
Es passt und wird gerade in den baltischen Staaten auch erwartet, dass Europas wirtschaftsstärkste Nation militärisch endlich neuen Mut aufbringt. 5000 deutsche Soldaten und deren Familien dauerhaft nach Litauen zu schicken, ist nach wie vor kühn. Man möchte es der viel gescholtenen Bundeswehr aber zutrauen, dass sie es tatsächlich hinbekommt. Optimismus ist angebracht. Für Deutschland, Europa und die Nato ist das ein gutes Signal.