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Faszination alter Motorräder159 Starter kamen zur Veteranenrallye in Dom-Esch

Lesezeit 4 Minuten
Die beiden stehen Arm in Arm hinter einem Motorrad.

Seit bald 50 Jahren in Familienbesitz ist die Adler von Brigitte und Michael Esser aus Düren.

Mehr als 1000 Besucher bestaunten die Oldtimer auf dem Sportplatz. Das älteste Modell war eine in England gebaute Scott aus dem Jahr 1922.

Sie sind laut,   sie stinken – und sie faszinieren Motorradfahrer und Technikfreunde nach wie vor. Mehr als 1000 Besucher lockten die Motorrad-Oldtimer auf den Sportplatz in Dom-Esch. Wenn der Motorsportclub (MSC) aus dem Ort zu seiner alljährlichen Veteranenrallye einlädt, kommen die Besitzer von alten Schätzchen, Liebhaberstücken und Raritäten von nah und fern. Doch nur zum Angucken sind die altgedienten Zweiräder viel zu schade. Denn wie fit die Oldtimer sind, das müssen sie bei den zwei Ausfahrten unter Beweis stellen, die die Organisatoren ausgearbeitet haben.

Direkt am Morgen des Feiertags hatten sich die Oldtimerbesitzer auf die erste Rundfahrt begeben, die einmal rund um den Veranstaltungsort Dom-Esch führte. Thorsten Grimbergen, zweiter Vorsitzender des Clubs, der mit dem Vorsitzenden Georg Schniederjürgen die Gesamtleitung der 42. Auflage der Veranstaltung innehatte, stand mit einem Klemmbrett an der Einfahrt zum Sportplatz und hakte alle Rückkehrer auf der Liste ab, als sie sich zum Mittagessen versammelten.

Für die Fans ist es kein Vergleich zum Nürburgring

„Das ist jedes Jahr ein großer Aufwand“, sagte er. 38 Clubmitglieder stemmen gemeinsam mit den Ortsvereinen, der Feuerwehr und dem DRK die Veranstaltung. „Heute haben wir 75 Helfer im Einsatz“, sagte Grimbergen. Bereits am vergangenen Freitag sei mit den Vorbereitungen begonnen worden. 159 Starter waren in diesem Jahr dabei. Das älteste Modell, mit dem sie vorfuhren, war eine in England gebaute Scott aus dem Jahr 1922, das jüngste von 1980. Sechs Prüfungen hatten die Organisatoren vorbereitet, bei denen es nicht um Geschwindigkeit, sondern um Geschicklichkeit ging.

„Das ist mit Nürburgring nicht zu vergleichen“, sagte Clubmitglied Helmut. Die Leute seien stolz, bei der Veranstaltung zu sein. Er habe als Ingenieur einen Bezug zur Technik: „So eine offene Ventilsteuerung wie bei der Nimbus aus dem Jahr 1923, das ist faszinierend.“ Moderne Motorräder und Pkw seien doch Mondlandefähren: „Was hat denn eine elektrische Ständeraufrichtung, wie es sie heute gibt, noch mit Motorradfahren zu tun?“

Motorradfahren sei ein Lebensgefühl, Fahren mit offenem Visier eine Art von Freiheit. Er sei einmal so durch die Provence gefahren: „Man fühlt es, man riecht es, ich zehre noch heute davon.“ Aus dem einstigen Arme-Leute-Fahrzeug sei heute ein Stück Lifestyle geworden, ein Zweit- oder Drittfahrzeug, das sonntags zur Ausfahrt genommen werde.

Motorrad in Griechenland gefunden und wieder restauriert

Motorräder zu restaurieren habe einen besonderen Reiz, führte Helmut aus. Denn einen Pkw zu restaurieren, erfordere schon eine große Garage – für ein Motorrad genüge ein Keller. Die Menschen, die sich für die historischen Motorräder interessieren, würden auch immer älter: „Da gibt es viele, die sind mit ihren Maschinen älter geworden.“

Im braunen T-Shirt steht Werner Wolff hinter einem hellblauen Motorrad.

Zweieinhalb Jahre lang restaurierte Werner Wolff die BSA aus dem Jahr 1941.

Wie Brigitte und Michael Esser aus Düren, die mit ihrer im Jahr 1977 erworbenen Adler gekommen waren. Die Maschine mit 250 Kubik und 10,5 PS aus dem Jahr 1954 wird von dem Ehepaar regelmäßig gefahren. „Was steht, geht kaputt“, sagte Michael Esser. Mit dem Fahrzeug unterwegs zu sein, sei schön gemütlich: „Sie hat eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 95 Stundenkilometern, aber meistens sind wir mit Tempo 80 unterwegs.“ Da könne man   auch noch etwas sehen.

Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren hat Werner Wolff aus Aachen selbst seine BSA restauriert. „Die habe ich in Griechenland, auf Naxos, als Ruine gefunden. Da war alles weg“, sagte er. Die Ersatzteile habe er sich besorgt, auch aus den Niederlanden, wo vieles erhältlich sei. Das Fahrzeug stamme ursprünglich aus dem Jahr 1941 und sei im Zweiten Weltkrieg eingesetzt worden. So sei auch die Erfassungsnummer noch auf dem Tank zu sehen: „Das Fahrzeug ist so solide, damit kann man noch um die Welt fahren.“

Nicht ganz so weit sollte es bei der zweiten Ausfahrt am Nachmittag gehen. „Die Strecke beträgt rund 100 Kilometer“, sagte Schniederjürgen. Sie führte in die Eifel, bis Nettersheim und zur Wildenburg, wo eine Raststelle war. Dann ging es auf die Rückfahrt. Mit dabei waren auch die kleinen Velosolex. Als „Fahrrad, das von selbst fährt“ wurden die Mofas aus Frankreich in den 1950ern beworben. „Die haben auch schon im letzten Jahr die ganze Strecke gemacht“, so der Vereinsvorsitzende.


Start als Motocrosser

Zum 42. Mal fand die Veteranenrallye statt. Gegründet wurde der Motorsportclub im Jahr 1952 – da fuhr man Motocross in einer Sandgrube am Ortseingang. Anfang der 1980er-Jahre schwand das Interesse am aktiven Sport, man wendete sich historischen Motorrädern zu. Seitdem lockt die Veranstaltung am 1. Mai viele Motorradfreunde nach Dom-Esch.