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24-Stunden mit GänsehautTobias Müller liefert auf dem Nürburgring ein perfektes Rennen

Lesezeit 6 Minuten
Das Bild zeigt einen Rennwagen, der auf dem Nürburgring fährt. Im Hintergrund geht die Sonne unter.

Der Sonne entgegen und in die Top10: Dany Kubasik steuerte den Lamborghini über die Nordschleife.

Auch für Danny Kubasik aus Obergartzem war das Rennen ein besonderes Erlebnis. Frank Stippler hingegen schied aus.

Es war ein Rennen, das allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben dürfte. Es war ein Rennen, das die Diskussion über die Entwicklung des „24h“ auf dem Nürburgring weiter befeuern wird. Es war ein Rennen, das auch für die Fahrer aus dem Kreis Euskirchen ein besonderes bleiben wird.

Beispielsweise für Frank Stippler, eigentlich Mister Audi. Der Iversheimer startete erstmals in einem Ford. Und mit seinem Mustang GT sah er, im Gegensatz zum vergangenen Jahr, in dem er mit Audi den Gesamtsieg einfuhr, nicht die schwarz-weiß-karierte Flagge. Für Stippler war die Hatz durch die Grüne Hölle nach neun Stunden nach einem Unfall beendet.

Vater fährt erstmals mit seinen beiden Söhnen das 24h

Für Jörg Wiskirchen war es ebenfalls ein besonderes Rennen. Der Flamersheimer startete mit seinen Söhnen Philip und Moritz in einem Auto. Komplettiert wurde die Besatzung BMW M4 GT4 von Markus Eichele. Am Ende sprang für das Auto mit der Nummer 66 der 28. Platz im Gesamtklassement heraus – ein starkes Ergebnis. Vor allem mit Blick darauf, wie viele Fahrzeuge nicht die vollen 24 Stunden absolvierten. Aber viel mehr als die Platzierung dürfte dem Trio das Erlebnis, als Familie die 24 Stunden gerockt zu haben, in Erinnerung bleiben. „Da ist für uns drei, aber vor allem für mich, ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Jörg Wiskirchen.

Der Traum nahm erst zwei Tage vor dem ersten Qualifikationslauf Gestalt an, weil ein gemeldeter Fahrer einen Rückzieher machte. Also kam Jörg Wiskirchen aus der 24-Stunden-Rennen-Rente zurück und fuhr erstmals seit 2019 wieder den Klassiker auf dem Ring. „Es wird wohl eine einmalige Sache bleiben. Aber die haben wir sehr genossen, wobei Moritz und Philip natürlich den Papa schon abgehängt haben“, so der Flamersheimer.

Das Bild zeigt Vater Jörg Wiskirchen mit seinen beiden Söhnen. Sie lächeln und haben sich in den Arm genommen.

Flamersheimer Familienbande: Philip, Moritz und Papa Jörg Wiskirchen vor dem Start des 24-Stunden-Rennens.

Das Bild zeigt den Porsche, mit dem Tobias Müller auf dem Ring unterwegs war.

War in der Cup2-Klasse beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring einfach nicht zu schlagen: der Euskirchener Tobias Müller.

Wenn man im Rennlexikon nach perfektem Rennen suchen sollte, dürfte man bei Tobias Müller landen. Der Euskirchener, der im Porsche 911 GT3 Cup (992) von 48 Losch Motorsport by Black Falcon startete, lag in der Cup2-Klasse in allen drei Qualifikationsdurchgängen auf der Spitzenposition. Zudem beendete der Euskirchener das Rennen auf einem ganz starken elften Rang im Gesamtklassement. Der Porsche war damit das schnellste Nicht-GT3-Fahrzeug und holte sich souverän den Klassensieg beim wohl schwersten 24-Stunden-Rennen der Welt.

„Das war schon ein ziemlich wildes Wochenende“, sagte Müller: „Wir haben keinen Kratzer am Auto. Das gesamte Team hat einen unglaublichen Job gemacht.“ Der Euskirchener fuhr den ersten Stint des Teams und erlebte eine Einführungsrunde, die er nicht so schnell vergessen dürfte. „Die Fans waren der Wahnsinn. Es waren so viele an der Strecke mit Bengalos. Einfach unbeschreiblich. Ich hatte fast zwölf Minuten Gänsehaut“, so Müller, der während der Qualifikationsläufe und Teambesprechungen auch noch Zeit für den Besuch einiger Freunde entlang der Nordschleife hatte. Die Stimmung auf den Campingplätzen sei großartig gewesen, berichtet der Euskirchener.

Gesamtsieger in Unfall mit dem Auto von Björn Simon verwickelt

Alles andere als perfekt verlief das Rennen für den Weilerswister Björn Simon. Im neunten Jahr sollte ziemlich viel schiefgehen. „Mit dem nötigen Quäntchen Glück greifen wir sogar nach dem Sieg“, glaubte Simon vor dem Wochenende an einen Erfolg des Porsche 718 Cayman in seiner Klasse. Doch es kam anders. Nach einer Kollision mit dem späteren Sieger, dem Rowe BMW GT3, in der Nacht war das Rennen für den Weilerswister bereits frühzeitig beendet.

„Die Temperaturen waren echt hart. Ich musste ganz schön kämpfen“, sagte Carrie Schreiner nach ihrem ersten Stint im BMW von Giti Tire Motorsport by WS Racing in der AT3-Klasse. In der Nacht wurde es bei dem Team, in dem nur Frauen arbeiten oder hinter dem Lenkrad sitzen, hektisch.

Ein Unfall machte größere Reparaturarbeit notwendig. Zwei Stunden stand das Auto in der Box, bevor es wieder auf die Strecke ging. Der Traum vom Klassensieg oder zumindest dem Podium war da praktisch ausgeträumt. Am Ende reichte es für die Euskirchenerin und ihr Team noch zu einem starken vierten Platz. „Aufgeben war nie eine Option“, so Schreiner.

Danny Kubasik und Christoph Breuer fahren in die Top 10

Der Obergartzemer Danny Kubasik und der Tondorfer Christoph Breuer waren ziemlich glücklich. Mit einem Lamborghini Huracan in der Klasse SP 9 von Renazzo Motorsport fuhr das Team von McChip-DKR aus Obergartzem in die Top 10. Ein Ergebnis, das so vor dem Rennen nicht zu erwarten war. Entsprechend groß fiel der Jubel in der Box aus – vor allem, weil die Rückschläge in den vergangenen Jahren immer groß waren.

Trauriger Höhepunkt: der 2. August 2024. Während der Einstellfahrten vor NLS4 explodierte in der Boxengasse in unmittelbarer Nähe der McChip-Box eine Druckluftflasche beim Befüllen, die beim Boxenstopp zum Aufbocken des Fahrzeugs dient. Mehrere Personen wurden damals schwer verletzt.

Sven Oepen aus Mechernich und Teamkollege Manuel Dormagen belegten im BMW M240i Racing Cup den fünften Platz in der Klasse und drehten insgesamt 111 Runden auf der legendären Kombination aus Grand-Prix-Strecke und Nordschleife.

Ein glänzendes 24-Stunden-Rennen-Debüt feierte Alex Hardt. Der Mechernicher landete nach der Hatz durch die Grüne Hölle auf dem 17. Platz des Gesamtklassements. Das Podium in der Cup2-Klasse verpassten Hardt und seine Teamkollegen knapp.


Stromausfall zieht 24-Stunden-Rennen kurzzeitig den Stecker

Was für ein Krimi: Rowe-BMW hat die 53. Auflage der ADAC RAVENOL 24h Nürburgring gewonnen und sich in einem epischen Zweikampf gegen den Manthey-„Grello“ durchgesetzt. Der Brasilianer Augusto Farfus, Jesse Krohn aus Finnland, der Schweizer Raffaele Marciello und Kelvin van der Linde aus Südafrika hatten nach 141 Runden 1:17,810 Minuten Vorsprung auf den Porsche mit der Nummer 911, gesteuert vom Franzosen Kevin Estre, Ayhancan Güven aus der Türkei und dem Österreicher Thomas Preining. Die „Grello“-Crew war zwar als Erste durchs Ziel gefahren, bekam aber noch eine Zeitstrafe von 1:40 Minuten aufgerechnet. Manthey hatte gegen die Strafe Protest eingelegt, der aber kurz vor Rennende von den Sportkommissaren abgewiesen wurde.

Für Rowe Racing ist der Triumph der zweite Gesamtsieg beim „Eifel-Marathon“ nach 2020, für Rekordgewinner BMW der 21. Erfolg. Kelvin van der Linde, der zwei Tage nach seinem 29. Geburtstag der Schlussfahrer war und sich ein heißes Duell mit Pole-Mann Kevin Estre lieferte, machte sich mit seinem dritten Sieg nach 2017 und 2022 selbst das perfekte Geschenk. Augusto Farfus siegte zum zweiten Mal nach 2010. Für Raffaele Marciello und Jesse Krohn war es der erste Triumph. Platz drei ging an den Dinamic-Porsche mit Bastian Buus (Dänemark), Matteo Cairoli (Italien), Loek Hartog (Niederlande) und Joel Sturm.

Das Rennen war zwei Stunden wegen eines Stromausfalls unterbrochen. Betroffen war die komplette Infrastruktur inklusive Boxengasse und Tankanlagen. Grund für den Stromausfall war eine defekte Kälteanlage, die für die Steuerung und Kühlung der Klimageräte in weiten Teilen des Boxengebäudes zuständig war