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Gespräch mit Kölner KünstlernWie der Wagen mit der aufgespießten Taube entstand

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Das Ende des Friedens: Die aufgespießte Taube 

Köln – Nachdenklich steht Werner Blum ein paar Meter neben der aufgespießten Friedenstaube, deren Blut die russische Fahne befleckt. Fotografen drängeln sich um das beste Bild, weiße Tauben warten in zwei Körben auf den Moment ihrer Freilassung. Schon seit 27 Jahren baut Blum mit seiner Lebensgefährtin Halina Labusga Persiflagewagen für den Kölner Rosenmontagszug. „Dies war bislang unsere wichtigste und emotionalste Arbeit“, bekennt er.

Der einzige Wagen, der mit auf den Zug kam

Erst zu Beginn der Friedenskundgebung war das Gefährt an der Severinstorburg vom Festkomitee präsentiert worden – es ist der einzige Wagen, der den Friedensmarsch begleitet. Die Entscheidung zum Bau des Wagens war erst vorige Woche Dienstag gefallen. Die Illustration, die als Vorlage für den Bau diente, stammt von Dirk Schmidt aus dem Team der „Kritzelköpp“, die seit Jahren die meisten Wagen des Rosenmontagszugs entwerfen. „Der Zugleiter fragte, ob wir das noch schaffen. Ich habe einen Moment überlegt, dann war klar: Wir müssen was machen und setzen das um“, berichtet Blum. Die Empfehlung des Zugleiters habe gelautet: „Lasst ruhig Blut fließen“, so der Künstler.

Als der Auftrag für den Bau des Wagens kam, war noch das Rosenmontagsfest im Rheinenergie-Stadion geplant. Weiberfastnacht folgte schließlich nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine die Festabsage samt Neuplanung. „An diesem Tag war es mir nicht möglich zu bauen. Ich war zu aufgewühlt“, sagt Blum. Am Freitag stand in der Wagenbauhalle dann das große Blutvergießen an, denn sowohl die Friedenstaube als auch die russische Fahne sollten von Blut befleckt sein. „Wir haben die Fahne drapiert, dann herrschte in der Halle Totenstille. Es war klar, dass wir beim Vergießen der Farbe nur einen Versuch haben“, berichtet Blum.

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Insgesamt vier Wagen haben Blum und Labusga in diesem Jahr für das Festkomitee gebaut. Dass diese nun bis Dienstagmittag in der Stadt zu sehen sind, freut den Künstler. „Das ist etwas ganz Besonderes, denn normalerweise fahren die Wagen nur ein paar Sekunden an den Menschen vorbei“, so Blum. Vorigen Freitag habe er prominenten Besuch in seiner Werkstatt erhalten. Zugleiter Holger Kirsch war mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorbei gekommen, um den Wagen zu besichtigen, „eine Freude“ sei das gewesen, so Blum.

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Noch am Montag veröffentlicht Blum die Bilder der aufgespießten Friedenstaube in den sozialen Netzwerken. Dazu verfasst er eine Botschaft an den russischen Präsidenten: „Sehr geehrter Herr Putin, schauen Sie sich das genau an. Das haben Sie zu verantworten!“, schreiben Blum und Labusga.

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