Was ändert sich nächste Saison?Der 1. FC Köln ist zurück auf der großen Bühne

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Rheinenergie

Das Rheinenergie-Stadion: Für viele Fans ein Sehnsuchtsort

  • Kartenpreise, Zuschauerzahlen, Sponsoring, Stadionausbau: Was ändert sich nach dem Aufstieg?
  • Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Köln – Köln, Müngersdorf, das ist für wahre FC-Fans immer eine feine Adresse geblieben. Im kommenden Jahr wird im Rheinenergie-Stadion wieder die Prominenz aus der höchsten deutschen Spielklasse vorstellig werden: So gesehen war der Abstieg tatsächlich ein ärgerlicher Betriebsunfall. Die Ansprüche des Vereins und des gesamten Umfeldes sind jedenfalls ungebrochen hoch. Die Rundschau beantwortet die wichtigsten Fragen zur Rückkehr ins Oberhaus.

Werden mehr Fans zu den Spielen gehen?

Das ist die erste Enttäuschung der neuen Saison: nein. Einfach, weil mehr nicht geht. 50 000 Zuschauer fasst das Stadion, und ausverkauft war der FC auch in der zweiten Liga bei fast jedem Heimspiel. Was die Dauerkarten angeht, gibt es seit Jahren kaum eine registrierbare Bewegung. 25 000 Karten sind auf Dauer fest an die Fans vergeben, das bleibt so. Bis Montag gab es erwartungsgemäß keine Dauerkartenkündigungen. Das heißt: Auf der Warteliste müssen sich 15 000 Anhänger weiter in Geduld üben. Die Liste ist längst geschlossen worden. Auch die Logen waren im Unterhaus durchgehend vermarktet.

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Bringen die großen Clubs mehr Fans mit?

Nicht unbedingt. Denn die „großen“ Clubs aus dem Oberhaus heißen Hoffenheim, Wolfsburg und Freiburg. Im Zweifel hatten in der zweiten Liga Traditionsvereine wie St.Pauli, Darmstadt 98 und natürlich der Hamburger SV mehr Fans im Gefolge. Und da der FC verpflichtet ist, zehn Prozent seiner Karten Gästefans zur Verfügung zu stellen, könnten die Lücken auf der Tribüne in der ersten Liga bei einigen Spielen sogar größer ausfallen. Im Schnitt kamen dieses Jahr 48 700 Fans, so viel wie im Vorjahr im Oberhaus.

Bleiben die Kartenpreise stabil?

Zweite Enttäuschung der nächsten Saison: nein. Nach dem Abstieg wurden die Preise im Schnitt um 20 Prozent reduziert. Das war nach dem desaströsen Abschneiden ein Zugeständnis an die Fans. Diese 20 Prozent kommen nun wieder oben drauf: Was auch heißt, und das ist die gute Nachricht: Gegenüber der letzten Erstligasaison werden die Preise nicht erhöht.

Winken dem FC mit dem Aufstieg neue Sponsoren?

Die Verträge mit den großen Partnern bleiben bestehen. Das sind die Rheinenergie (als Namnensgeber fürs Stadion), Rewe (als Trikotsponsor) und Uhlsport (als Ausrüster). Die Verträge sahen in der Zweiten Liga andere Konditionen vor. Uhlsport etwa ist erst vor einem Jahr als Nachfolger von Erima eingestiegen und wird im Sommer das erste Erstliga-Trikot vorstellen.

Und was ist mit dem Stadion-Ausbau?

Egal, wo man fragt, hört man: „Es gibt nichts Neues.“ Das teilt auch der FC mit. Vor zwei Jahren war der Ausbau in Müngersdorf eines der Themen in der Stadt, der FC war gerade in den Europapokal eingezogen, strotzte vor Selbstbewusstsein, machte Druck auf Stadt und Stadtrat, forcierte eine Entscheidung, denn die Europameisterschaft 2024 mit Köln als Standort steht an, dann endet der Pachtvertrag. Aktuell ist davon nichts zu spüren, aus dem Rathaus ist zu hören: „Spinner war die treibende Kraft.“ Aber Werner Spinner ist mittlerweile Präsident a.D.

Warum will der FC sich vergrößern?

Weil er sich dadurch Mehreinnahmen von etwa zehn bis 15 Millionen Euro jährlich erhofft. Also gibt es zwei Varianten: Ausbau in Müngersdorf oder Neubau an anderer Stelle, der Club hat viele Flächen prüfen lassen. Auf die Frage, ob eine Arena fernab von Müngersdorf wirklich realistisch ist, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle schon 2017: „Ja. Aber es ist auch klar, dass wir unsere Fans verstehen, die ihre Heimat nicht aufgeben wollen.“ Wahrscheinlicher ist, dass dieses Gedankenspiel den Druck erhöhen soll auf die Entscheidungsträger. „Auf Dauer wären wir nicht wettbewerbsfähig“, sagte Wehrle über das aktuelle Stadion . Losgelöst von der Zuschaueranzahl ist der FC unzufrieden mit dem Pachtvertrag.

Wie sieht der Pachtvertrag aus?

Der FC zahlt als Zweitligist jährlich 2,1 Millionen Euro, als Erstligist 7,9 Millionen Euro, inklusive Nebenkosten spricht der Verein von 9,5 Millionen Euro – und das ist ihm zu viel, obwohl er die Summe selbst verhandelt und abgenickt hat. Denn im Jahr 2013 kam der Club auf die Kölner Sportstätten (KSS) zu, die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) betreibt das Stadion. Der Verein als Pächter war gerade Zweitligist, die 3,49 Millionen Euro jährlich waren ihm zu viel. Also verhandelten beide Seiten, doch die Position des FC war schlecht, er hatte im Jahr zuvor die Option zur Verlängerung des Vertrages gezogen, er lief 2014 aus. Und die Sportstätten konnten nicht auf sicheres Geld verzichten, also einigte man sich auf einen Vertrag, der sechs Jahre erste und vier Jahre zweite Liga vorsah. Dieses Konstrukt bestand die EU-Prüfung. Ab Sommer muss der Club wieder mehr zahlen, möglicherweise geht die Diskussion wieder los.

Ist der Termin 2024 überhaupt noch realistisch?

Legt man die Aussagen des Vereins zugrunde: nein. Wehrle hatte zu Planung und Entscheidung gesagt: „Minimum macht das sechs Jahre aus. Von daher ist es selbsterklärend, dass wir im Laufe dieses Jahres eine Entscheidung brauchen.“ Das ist zwei Jahre her, eine Entscheidung weit weg. Übersetzt heißt das demnach: Bis 2024 gibt es weder Aus- noch Neubau. Eine dritte Variante wäre, dass der Club das Stadion kauft, die Option scheint aber unwahrscheinlich.

Was wird gerade gemacht?

Eine zweite Machbarkeitsstudie klärt, was geht und was nicht. Eine erste Analyse nannte Kosten zwischen 86,5 und 157 Millionen Euro für einen Ausbau, sah große wirtschaftliche und planungsrechtliche Hürden. Was sich bei einer zweiten Untersuchung ändern soll, ist unklar. Was erschwert einen Ausbau in Müngersdorf?

Die Liste ist lang: Lärmschutz für die Anwohner, Denkmalschutz der Abelbauten auf der Nordseite, höheres Verkehrsaufkommen, mögliche Klagen, Schaffung des Planrechts. Und: Wie zu hören ist, ist eine Aufstockung nicht so einfach, weil die Last dadurch erhöht wird, das birgt Probleme mit dem Untergrund. Beim Lärm wäre ein Dach wohl unumgänglich.

Fan-Fest

Beim letzten Heimspiel gegen Jahn Regensburg am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) wird der 1. FC Köln ein großes Familienfest mit den Fans feiern. Das kündigte der Verein vor dem Spiel in Fürth an. Fest steht auch: Da der FC als Meister nicht mehr vom Thron zu stoßen ist, wird er an diesem Tag die Meisterschale der zweiten Liga (wegen der Ähnlichkeit zu einer Reifenkappe auch „Meisterfelge“ genannt) überreicht bekommen. 2014 spielten aus gleichem Anlass die Höhner am Mittelkreis.

5106 Liter Bier wird die Gaffelbrauerei nach jetzigem Stand spendieren, 111 Liter für jedes Heimtor (46). Das sind fast doppelt so viele wie in der Vorsaison – da wurden noch die Tore aus den Europa-League-Spielen dazu addiert. Ob das Freibier Sonntag oder vor der nächsten Saison fließt, war gestern offen. (mft)

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