Rheinenergie setzt Spezialfolie ein, um Vögel zu schützen — 100 Millionen Vögel fliegen in Deutschland jährlich gegen Fensterscheiben.
Wasserwerk in KölnPunktmuster macht Glas für Vögel sichtbar

Sie macht den Unterschied: Die Spezialfolie soll verhindern, dass Vögel gegen die Scheiben prallen und verenden.
Copyright: Rheinenergie Köln
Wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Technik nutzt die Kölner Rheinenergie, um Vögel zu schützen. Um den sogenannte „Vogelschlag“ wirkungsvoll zu verhindern, hat sie die Glasfassade des Wasserwerks in Porz-Zündorf mit einer speziell für diesen Einsatz entwickelten Folie beschichten lassen. Mehr als 100 Millionen Vögel fliegen in Deutschland jährlich gegen Fensterscheiben, die meisten dieser Kollisionen enden tödlich. Damit zählen Glasfassaden nach Erkenntnissen der Länderarbeitsgemeinschaft der staatlichen Vogelschutzwarte zu den größten Gefahren für die Vogelwelt.
Um die Folie zu entwickeln, war aufwendige Forschungsarbeit nötig. In zahlreichen Versuchsreihen zeigte sich, dass es darauf ankommt, was auf die Scheiben geklebt wird. Die häufig verwendeten schwarzen Silhouetten von Greifvögeln beispielsweise sehen zwar wirkungsvoll aus, nützen aber verschiedenen Studien zufolge gar nichts, teilte die Rheinenergie mit.
In Flugtunnel mit zwei Ausgängen viele Folien getestet
Deshalb entwickelten Forscher der Biologischen Station im österreichischen Hohenau-Ringelsdorf eine Versuchsanordnung, mit der sie klären konnten, welche Art Markierungen Glasscheiben für Vögel zu erkennbaren Hindernissen werden lässt. Sie konstruierten einen gut sieben Meter langen blickdichten Flugtunnel mit zwei Auslässen, vor die sich verschiedene Versuchsfolien montieren lassen. Vögel, die diesen Tunnel durchfliegen, müssen sich am Ende für einen der beiden Wege entscheiden – und wählen den, der ihnen unversperrt scheint.
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Ziel der Versuche war es, eine für Vögel wahrnehmbare Folie zu finden, bei deren Einsatz möglichst alle Vögel die betroffene Ausflugschneise meiden. Zu Schaden kommen konnten die Tiere bei den Flugversuchen nicht, denn kurz vor den Folien hatten die Forscher ein Netz gespannt, das die Vögel sanft auffing. Für ihre Versuche setzten sie verschiedene heimische Vögel ein, die ohnehin eingefangen worden wären, um sie zu untersuchen und wissenschaftlich zu beringen. So konnten sie den Eingriff in die jeweiligen Populationen minimal halten, so die Rheinenergie weiter.
Als optimal erwies sich nach beinahe 100 Versuchsdurchgängen ein Muster aus vertikalen Reihen mit zehn Millimeter großen schwarzen Punkten: Für den Weg, der mit einer entsprechenden Folie versperrt war, entschieden sich lediglich drei Prozent der Versuchstiere. Eben dieses Muster schützt jetzt effektiv die verglaste Filterhalle des Rheinenergie-Wasserwerks in Zündorf. Die Firma Haverkamp aus Münster hat diese „Birdsafe-Folie“ auf rund 200 Quadratmetern Glasfläche installiert
„Gesunde Ökosysteme schützen unsere Wasserressourcen und damit auch unser Trinkwasser“, sagt Dr. Carsten Schmidt, Wasserchef der Kölner Rheinenergie. „Das funktioniert nur, wenn Naturkreisläufe intakt sind und deshalb setzen wir uns mit Nachdruck für den Schutz der natürlichen Lebensräume ein – inklusive der Vogelwelt.“ Wie wichtig es ist, Vögel vor einem schönen, aber für sie lebensgefährlichen Architekturtrend zu schützen, weiß auch Martin Rössler, der die Studie an der Biologischen Station Hohenau Ringelsdorf verantwortete: „Weltweit werden jährlich rund 800 Millionen Quadratmeter neuer Glasfassaden gebaut. Dadurch steigt das Risiko, dass Vögel an diesen sterben, immer weiter.“
Erst durch Rösslers Studie sei wissenschaftlich nachgewiesen worden, dass Vögel Glas nicht wahrnehmen können. Auch dann nicht, wenn ein paar Aufkleber oder Markierungen auf einem Teil der Fläche angebracht sind. Bis dahin hatte man angenommen, dass sie diese Flächen dann erkennen können. Aber was bei Menschen funktioniert, hat bei Vögeln keine Wirkung. Es sei denn, es ist die richtige Folie.