Böhmermann im PalladiumAuf der Venloer Straße „fast zweimal gestorben“

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Jan Böhmermann auf der Bühne.

Sticheleien gegen die Stadt Köln gab es beim Auftritt von Jan Böhmermann am Donnerstagabend im Palladium.

Jan Böhmermann und das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld traten am Donnerstag im Palladium auf. Dabei schoss der Entertainer scharf gegen die Stadt Köln und kritisierte dabei vor allem die Verkehrssituation.

Zu einem „politischen Liederabend“ locken Jan Böhmermann und das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld am Donnerstagabend etwa 4000 Menschen ins ausverkaufte Palladium. Und schon vor dem Betreten der Veranstaltungshalle wird klar, dass dies ein ganz besonderer Abend ist, denn die Gästelisteschlange ist ähnlich lang wie die Ticketschlange. Freundinnen und Freunde sowie Familienmitglieder der Auftretenden mischen sich mit den Fans.

„Wir haben den Auftrag, den Namen Ehrenfeld in die Welt zu tragen. Und wir freuen uns heute zuhause zu sein“, begrüßt Jan Böhmermann das Publikum nach einem schwungvollen Einstieg durch das Orchester. 2020 stieg Moderator Jan Böhmermann mit seiner Late-Night-Show „ZDF Magazin Royale“ ins Hauptprogramm auf, nachdem er sich sieben Jahre lang bei ZDFneo behaupten musste. Seit 2017 bekommt er dabei musikalische Unterstützung durch das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld unter der Leitung von Lorenz Rhode, das Böhmermann eigens für seine Satire-Show zusammenstellte. Gemeinsam gingen sie bereits 2018 und 2019 auf Tour und sind nun zurück auf den deutschen Bühnen mit der „Ehrenfeld Intergalatic Tour“. Unterstützt werden sie dabei ebenfalls von dem vierköpfigen Nerd-Chor „Die Jadebuben“.

Welcher gottverdammte Bastard hat sich diese neue Spielerei auf der Venloer Straße ausgedacht? In der Venloer sieht man das ganze Problem von Kölns Verkehrsinfrastruktur.
Jan Böhmermann über die Verkehrssituation in Ehrenfeld

Böhmermann ist bekannt für derbe Punchlines, Sticheleien, satirische Übertreibungen und klare Worte. Häufig verarbeitet er die Themen, die ihn in seiner Late-Night-Show umtreiben, in musikalischen Showeinlagen. Und diese bringt er mit seinem Team nun auf die großen Bühnen des Landes. Sie präsentieren unter anderem sein Schlagerlied „Ischgl-Fieber“, seinen Pop-Klassiker „Menschen, leben, tanzen, Welt“ und das Kampflied der Paketkuriere „Wir sind Versandsoldaten“. Aber auch sein Rap-Alter-Ego „POL1Z1STENSOHN“ darf drei Lieder zum Besten geben.

Allerdings lässt es sich der 41-jährige Moderator nicht nehmen, auch gegen die Stadt Köln zu sticheln. „Die Stadt hat schon viel überlebt, aber am liebsten macht sie sich selbst kaputt“, scherzt er. „Sie ist gebaut für Leute, die den Dom gut finden und ein Auto haben“, ergänzt er und benennt beispielhaft dafür die neue Verkehrssituation auf der Venloer Straße in Ehrenfeld, auf der er auf dem E-Scooter „fast zweimal gestorben“ wäre. „Welcher gottverdammte Bastard hat sich diese neue Spielerei auf der Venloer Straße ausgedacht? In der Venloer sieht man das ganze Problem von Kölns Verkehrsinfrastruktur. “ Es folgt das Lied „Warum hört der Fahrradweg einfach hier auf“ an.

Kein Überraschungsgast beim Heimspiel

Immer wieder stimmt Böhmermann die Köln-Hymne „Tommi“ von AnnenMayKantereit an und das gesamte Publikum singt mit. In anderen Städten der Tour bekam Böhmermann auf der Bühne prominente Unterstützung, beispielsweise von Danger Dan in Berlin und Herbert Grönemeyer in Bochum. Henning May wäre doch die ideale Besetzung für Köln? Weit gefehlt. Obwohl Böhmermann das Stück selbst immer wieder anstimmt, scherzt er: „Nicht mehr, sonst bekommt Henning May zu viel Geld von der GEMA.“ Und tatsächlich bleibt das Heimspiel Böhmermanns mit dem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld ohne Gast und das Ensemble verabschiedet sich nach über zwei Stunden von der Bühne. Ein passabler Abend mit gutem Gesang, aber noch besserer musikalischer Untermalung. 

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