Zumindest in der Altstadt sorgen die Regeln für E-Scooter mittlerweile für etwas mehr Ordnung – Doch die Situation bleibt für alle Beteiligten herausfordernd.
E-Scooter in KölnAbstellzonen sorgen für ein bisschen weniger Wildwest in der Altstadt

Auf der Straße An den Dominikanern sorgt die Shared-Mobility-Fläche seit Ende letzten Jahres für eine geregelte Abstell-Situation.
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Zumindest in der Altstadt hat sich das Stadtbild in Bezug auf die bunten E-Scooter der Verleih-Firmen in den vergangenen Jahren gewandelt. Als die elektrischen Roller im Sommer 2019 ihre Straßenzulassung bekamen, ließen sie sich noch so gut wie überall abstellen. Blockierte Geh- und Fahrradwege waren die Folge. Mittlerweile lassen sie sich in der Altstadt nur noch an speziell ausgewiesenen Flächen parken. Außerhalb der Altstadt gibt es nur wenige dieser Flächen, hier gilt das sogenannte Freefloating-Konzept, bei dem die Roller so gut wie überall abgestellt werden können. Ausnahmen sind Grünflächen oder Gewässer.
Trotz der verbesserten Situation in der Altstadt gibt es weiterhin viele E-Scooter-Gegner, die über die chaotische Abstell-Situation klagen. In den vergangenen Jahren hatte die Verwaltung verschiedene Möglichkeiten diskutiert, um das Geschäft mit den Verleihern zu regulieren, die Zahl der Anbieter und der Gesamtmenge der Fahrzeuge einzuschränken und noch klarere Regeln für die Anbieter festzusetzen. Doch sowohl zu einer Ausschreibung des Angebots als auch zu einem vorgelagerten Interessenbekundungsverfahren kam es am Ende nicht. Die beiden Wege waren der Verwaltung zu umfangreich, zeit- und personalintensiv.

Auf der Komödienstraße in direkter Dom-Nähe prägen die E-Scooter das Bild.
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Zwei weitere Gründe, warum die Stadt auf das ursprünglich geplante Vorgehen verzichtete: Zum einen näherte sich die Zahl der Scooter auch ohne ein solches Verfahren der angestrebten Menge von 10.000 Fahrzeugen. 12.000 Leih-E-Scooter sind laut Stadt aktuell in Köln unterwegs. Da die Anbieter die beantragte Menge an Fahrzeugen je Monat variieren können, variiert auch die Gesamtanzahl im Laufe des Jahres. Die Zahl der Roller sei „geringfügig größer“ als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres. In einem Sachstandsbericht sprach das Verkehrsdezernat im November 2024 von 10.800 Fahrzeugen. Ihren Höhepunkt hatte die Zahl der E-Scooter in Köln im Sommer 2021 mit etwa 17.500 erreicht.
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Zum anderen erhofft sich die Verwaltung eine Verbesserung der Situation durch das im vergangenen Jahr vom Verkehrsausschuss beschlossene „Raumbuch Mobilstationen“. Langfristig geplant sind demnach im gesamten Stadtgebiet 1220 sogenannte Mobilstationen. Dabei geht es um Abstellflächen für verschiedene Verkehrsmittel und eine bessere Verknüpfung der unterschiedlichen Angebote. Teil des Raumbuchs sind auch sogenannte Shared-Mobility-Flächen, also feste Abstellflächen für Leih-Fahrräder -Lastenräder und eben -E-Scooter.
E-Scooter in Köln: Stadt hat bereits 53 Shared-Mobility-Flächen eingerichtet
Bislang hat die Stadt laut eigener Aussage im gesamten Stadtgebiet 53 Shared-Mobility-Flächen eingerichtet, einige davon bereits vor dem Beschluss des „Raumbuch Mobilstationen“. 17 Stationen liegen in der Altstadt, 36 außerhalb davon. Dazu kommen 41 feste Rückgabebereiche des KVB-Rads in den Außenbereichen, die auch andere Verleihfirmen nutzen können. „Es werden fortlaufend neue Standorte geplant und eingerichtet“, teilt die Stadt mit. Außerhalb der Innenstadt sind laut Raumbuch Standorte an allen Stadtbahnhalten, aber auch an „Gebäuden mit vielen Besucher*innen“ oder innerhalb des Inneren Grüngürtels und entlang der Ausfallstraßen geplant.
„Das Konzept ist ein Pflaster für die Probleme, aber kein Verband“, sagt Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke. Durch die Abstellzonen in der Altstadt herrsche dort immerhin nicht mehr „absoluter Wildwest“ wie in den Anfangszeiten. Beschwerden über falsch abgestellte Roller oder Fahrzeuge, die Gehwege blockieren, in Gewässern landen oder abseits der Straßen im Gebüsch liegen, erreichten ihn dennoch immer wieder. Auch außerhalb der Altstadt müsse im gesamten Innenstadtbereich ein flächendeckendes Netz aus Abstellzonen entstehen, fordert Hupke.
„Die Flächen in der Altstadt sorgen bereits sichtbar für mehr Ordnung im Stadtbild“, findet Martin Becker, Head of Public Policy beim Anbieter Voi, der bereits seit fünf Jahren in Köln aktiv ist. „Entscheidend wird sein, diese Erfahrungen differenziert auszuwerten und weiterzuentwickeln – etwa dort, wo die Nutzung besonders hoch ist.“ Als sinnvoll erachtet Voi feste Stationen in dicht bebauten Innenstadtlagen und flexible Lösungen in den Außenbezirken. Köln sei dabei auf einem „vielversprechenden Weg“, bleibe aber vor allem aufgrund der im bundesweiten Vergleich hohen Gebühren für die Leih-Anbieter ein „herausforderndes Umfeld“.
Gebühren und Anbieter
7,10 bis 10,80 Euro pro Monat und Roller müssen Leih-Anbieter an die Stadt zahlen. Das entspricht etwa 85 bis 130 Euro im Jahr. Da die Gebühren im bundesweiten Vergleich deutlich höher als in anderen Städten sind, klagten die Anbieter gegen die Sondernutzungsgebühren. 2023 hatte das Oberverwaltungsgericht eine pauschale Festsetzung einer Jahresgebühr für rechtswidrig erklärt. Diese mussten Unternehmen vorher beispielsweise auch für Roller zahlen, die nur für fünf Monate unterwegs waren. Seitdem erhebt die Stadt Köln eine monatliche Gebühr.
Noch immer läuft am Oberverwaltungsgericht in Münster eine Normenkontrollklage der E-Scooter-Anbieter gegen die Gebührenhöhe der Stadt. Die Anbieter fordern die gleiche Gebührenhöhe, die für Leih-Fahrräder gilt, also zehn Euro pro Jahr.
4 Anbieter von Leih-E-Scootern gibt es aktuell in Köln. 2024 fusionierten die Anbieter Tier und Dott. In den vergangenen Wochen rollte der neue Anbieter ridemovi seine Fahrzeuge in Köln aus. Das chinesische Unternehmen war unter dem früheren Namen Mobike zwischen 2018 und 2020 aktiv – damals allerdings nicht mit E-Scootern, sondern mit Mieträdern. Dazu kommen die Anbieter Bolt und Lime.