Carolin Kebekus über TV in der Corona-Krise„Habe genug Promis in Jogginghose gesehen“

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Carolin Kebekus

  • Die erste Ausgabe von Kebekus’ neuer WDR-Sendung „Die Carolin Kebekus Show“ zeigt Das Erste am 21. Mai um 23.30 Uhr.
  • Im Interview spricht die gebürtige Bergisch Gladbacherin unter anderem über das Konzept hinter der Sendung.
  • Außerdem äußert sich die Komikerin zur Corona-Krise und zur Zukunft der Kölner Kulturlandschaft.

Der WDR kündigt „Die Carolin-Kebekus-Show“ als neue Personality-Show an. Was ist eine Personality Show?

Eine Show, die einen Hauptcharakter hat, es gibt Gäste und einen Wochenrückblick-Teil, und zumindest bei mir wird es immer auch ein Themenstück geben, dem wir unsere besondere Aufmerksamkeit widmen.

Das neue Format ersetzt ihre Sendung PussyTerror TV. Was wird anders sein?

Ich freue mich sehr darauf, mich mit einigen Themen intensiver auseinanderzusetzen. Zudem arbeiten wir mit einer neuen Produktionsfirma zusammen und haben ein komplett neues Studio. Wir hatten auch Glück, dass wir während der Konzeption der Sendung schon wussten, dass wir kein Publikum haben werden, da wir mit den Planungen in der Corona-Zeit angefangen haben. So können wir ein bisschen besser damit umgehen.

Schöner wäre es aber sicher mit Publikum?

Ja natürlich. Ich bin Komikerin. Ich brauche das Publikum, die Energie der Menschen und das, was zurückkommt. Ohne das Publikum gibt es gar keine Rückmeldung. Dann kommen Fragen auf. Ist das jetzt nur in meinem Kopf lustig? Lachen die Leute zuhause jetzt alleine? Das ist echt eine neue Arbeitsweise, aber alles, was neu ist, ist ja auch eine Herausforderung. Das macht es wieder spannend.

Haben Sie getestet, wie sich ihre Arbeit ohne Publikum anfühlt. Zum Beispiel online?

Ich habe eine kleine Nummer für „Die Anstalt“ gemacht, aber das war wirklich was Kleines.  Ich habe jetzt aber auch schon genug Prominente in Jogginghose gesehen, die sich Spiegeleier machen. Ich kann’s auch nicht mehr sehen. Ich will jetzt Shiny Floors und Shiny Lights und gut geschminkte Leute vor einer ordentlichen Kamera sehen.

Als es mit dem Coronavirus richtig losging, waren sie gerade auf Tour. 14 Termine sind ausgefallen.

Für mich persönlich ist es nicht so schlimm wie für meine Crew. An meinen Auftritten hängen wahnsinnig viele Arbeitsplätze. Für die Firma, bei der wir unser Equipment leihen, fallen riesige Einnahmen weg. Viele meiner Jungs und Mädels haben Familien zu ernähren. Ich kann zum Glück noch Fernsehen machen und habe auch ein finanzielles Polster. Die Leute, die sonst Licht und Ton aufbauen, können das jetzt nicht einfach mal für ihre Nachbarn machen. Zwei Monate kriegt vielleicht jeder mal rum, aber dann wird’s eng.

Viele Künstler oder Kreativschaffende waren nun auf Social Media  besonders aktiv – Sie eher noch weniger als sonst. Eine bewusste Entscheidung?

Ich bin da sowieso nicht übermäßig aktiv.  Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich die Leute daran teilhaben lassen muss, wie ich zuhause Brot backe mit meiner gehorteten Hefe.  Und so viel Zeit hatte ich dann auch gar nicht über.

Haben Sie online interessante oder kreative Dinge gesehen?

Teddy Teclebrhan hat einige Videos gemacht, über die wir uns alle unglaublich kaputt gelacht haben. Seinen Figuren verzeiht man wahnsinnig viel. Wenn man selber Corona-Witze macht, kommt das schnell an seine Grenzen. Es ist immerhin noch eine Krankheit. Teddy hat es geschafft, da eine total schöne Farbe reinzubekommen.

Auch Zuhause kann man schöne Dinge machen. Sie haben von Ihrer Mutter Stricken gelernt.

Ich bin aber nicht besonders weit gekommen. Es sollte ein Pullover werden, jetzt ist es eher ein sehr kurzes Top (lacht). Das würde ich noch nicht anziehen. Ich wollte schon immer mal Stricken lernen, das ist ja auch eine gute Beschäftigung für lange Autofahrten auf der Tour.

Viele kleine Theater und Bühnen in Köln, in denen auch Sie  gelernt haben, kämpfen aktuell um ihre Existenz. Wie geht es Ihnen damit?

Das macht total Angst, aber es gibt so ein paar Möglichkeiten, wie man die Menschen unterstützen kann – in Köln zum Beispiel die „Veedelsretter“. Da kann man seine Lieblingskneipe oder ein Theater suchen und Gutscheine kaufen –  oder man spendet einfach Geld. Wenn ich weiß: In den letzten zwei Monaten wäre ich fünfmal in meiner Stammkneipe gewesen, dann überweise ich das, was ich dort normalerweise ausgegeben hätte. Das ist natürlich auch etwas, das man sich jetzt leisten können muss.

Wie wird die Kulturszene zurückkommen?

Im besten Fall gibt es dann vielleicht doch eine andere Solidaritätsbekundung  für die Branche. Jan Böhmermann hat das schön gesagt: Wer Banken rettet, muss jetzt auch die Kunst retten.

Ein anderes wichtiges Thema in Köln ist gerade der Karneval, wo Sie mit „Deine Sitzung“ auch mitten im Geschäft sind. Glauben Sie, der Karneval und „Deine Sitzung“ können nächstes Jahr stattfinden?

Es ist schwierig, irgendwelche Prognosen zu geben. Es ist schon schwer genug zu sagen, wie die Situation im August aussehen wird. Wir überlegen natürlich, aber das ist müßig und tut auch weh, wenn man sich das vorstellt ohne Menschen. Wir planen aktuell so, als würden wir normal auftreten können.

Sie sind am Samstag 40 geworden. Ist das ein Geburtstag wie jeder andere oder macht die Zahl 40 irgendwas mit Ihnen?

Die Zahl macht genau gar nichts mit mir. Besonders war der Geburtstag aber, weil er jetzt in der Corona-Zeit lag und daher in ganz kleinem Kreis stattfand. Mein Vater ist neulich schon 70 geworden, da war natürlich eine ganz andere Feier geplant. Das war total traurig. Aber auf Abstand darf man sich ja begegnen. Wenn dann jemand auf ein Straßenkantenbier vorbeikommt, dann ist das auch schön.

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Zur Person

Carolin Kebekus, geboren am 9. Mai 1980 in Bergisch Gladbach, ist nicht nur Komikerin, sondern auch Sängerin und Schauspielerin. Sechsmal gewann sie den Deutschen Comedypreis. Seit 2010 ist Kebekus Sitzungspräsidentin der alternativen Karnevalssitzung „Deine Sitzung“. 2014 gründete sie die „Beer Bitches“. Das Gesangstrio covert vor allem internationale Hits auf Kölsch, 2018 erschien das Album „Deck Opjedrage“. Die erste Ausgabe von Kebekus’ neuer WDR-Sendung „Die Carolin Kebekus Show“ zeigt Das Erste am 21. Mai um 23.30 Uhr. In diesem Jahr sind acht Folgen und ein Best-of geplant.

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