„Cold Case“ um Petra NohlGutachter spricht von „massivster stumpfer Gewalt“

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Nur zehn Meter vom Zugweg wurde die Leiche von Petra Nohl entdeckt.

Nur zehn Meter vom Zugweg wurde die Leiche von Petra Nohl entdeckt.

Der Karnevalsmord von 1988 beschäftigt weiterhin das Kölner Gericht. Am Freitag wurde ein Gutachten vorgetragen, das Grauenhaftes offenbarte.

Es ist ein Dokument des Grauens: Am Freitag wurde im Cold Case-Verfahren um den „Karnevalsmord von 1988“ das rechtsmedizinische Gutachten vorgetragen. Demnach ist die im Februar 1988 am frühen Karnevalssonntagmorgen getötete Petra Nohl (24) Opfer „massivster stumpfer Gewalt“ geworden. Die gegen den Halsbereich der jungen Frau ausgeübte Gewalt war so massiv, dass die Schildknorpelplatte völlig zertrümmert war. Etwas, das aufgrund der Elastizität des Knorpels bei jungen Menschen eigentlich nie vorkomme, sagte der im vergangenen Jahr emeritierte Direktor des Rechtsmedizinischen Instituts in Bonn, Prof. Burkhard Madea (66). „Das lässt sich nur durch Treten, Trampeln, draufknien oder draufstehen erklären“, sagte der 66-Jährige weiter.

Vorwurf: Mord aus Habgier

Angeklagt wegen Mordes in dem Fall ist ein 56-Jähriger aus Longerich, der Nohl laut Anklage damals von einem Taxistand aus gefolgt war und sie dann angegriffen und schließlich getötet haben soll. Ziel sollen 100 D-Mark im Brustbeutel der Karneval feiernden Frau gewesen sein. Die Vorwürfe lauten auf Mord aus Habgier und aus niedrigen Beweggründen. Bei einer Verurteilung muss der 56-Jährige mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen. Die Leiche von Petra Nohl war am Morgen des Karnevalssonntages in der Innenstadt gefunden worden.

Lange Jahre galt der Fall als nicht lösbar, bis ihn sich eine „Cold Case“-Ermittlergruppe nochmals vorknöpfte. Nachdem die Gewalttat im Dezember 2022 Thema in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ war, hatte sich ein Zeuge gemeldet und den Angeklagten als potenziellen Täter genannt. Daraufhin war der 56-Jährige im Februar festgenommen worden. Zu den Vorwürfen schweigt der Mann.

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Madea — 1988 war er noch am Rechtsmedizinischen Institut in Köln tätig — hatte damals am Rosenmontag mit einem Kollegen zusammen die Leiche von Petra Nohl obduziert. Die Verletzungen seien so schwer gewesen, dass auch die Halsmuskel-Schichten nicht hätten präpariert werden können. „Das ist sehr außergewöhnlich“, sagte der Rechtsmediziner. „Das waren die massivsten Verletzungen der Halsweichteile, die ich in meiner Laufbahn gesehen habe“, sagte der 66-Jährige. Auch der Unterkieferknochen des Opfers sei mehrfach gebrochen gewesen. Verletzungen im Bauchbereich deuteten zum einen auf Tritte hin, zum anderen aber auch darauf, dass der Täter auf ihr gekniet habe. Insgesamt 30 Schläge oder Tritte seien gegen Nohl geführt worden.

Aufgrund der vielen außergewöhnlichen Merkmale sei ihm der Fall auch immer „präsent“ gewesen und unter dem Stichwort „Treten“ abgespeichert gewesen. In der Anklage heißt es hingegen, dass Nohl von ihrem Mörder mit der eigenen Halskette erdrosselt worden sei. Dass an der Kette gezogen wurde, beispielsweise um sie von hinten zu Boden zu bringen, davon ging auch Madea in seinem Gutachten aus. „Das Opfer hat dann am Boden gelegen und ein Täter hat von oben auf das Opfer eingewirkt“, sagte der Sachverständige.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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