Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

ColognePride 2025Trump-Politik sorgt für politische Stimmung beim CSD in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Der CSD 2024 zieht über die Deutzer Brücke.

Mit mehr als 60 000 Teilnehmern und über eine Million erwarteten Besuchern gilt der Kölner CSD als einer der größten in Europa. (Archivbild)

Seit 1991 findet der CSD in Köln statt. In diesem Jahr ist er besonders politisch.

„Wir haben viele bunte Momente, aber der ColognePride ist eine politische Veranstaltung“, sagt Hugo Winkels, Sprecher von ColognePride bei der Vorstellung des diesjährigen Pride-Programms, dessen Höhepunkt die Demonstration zum Christopher-Street-Day (CSD) am Sonntag, 6. Juli, ist. Die politische Stimmung, die sich zunehmend vor allem in den USA gegen queere Menschen richtet, macht der Community und vielen weiteren Menschen Sorgen.

Eine Gruppe hinter dem ColognePride-Banner.

Sie stehen hinter dem diesjährigen ColognePride. Mit dabei: Stefan Brings (Hinten Mitte).

„Wir haben im Februar unter dem Motto ‚Fünf vor Zwölf‘ demonstriert. Die Frage ist: Wo ist die Uhr denn jetzt?“, sinniert CSD-Demonstrationsleiter Hans Douma. Damit meint er Trumps Kampfansage gegen „wokeness“, das Streichen von Diversitätsprogrammen und das Erstarken von rechtem Gedankengut. Es sei höchste Zeit, aufzustehen.

„Eine Rückentwicklung darf und kann für uns alle kein Thema sein. Wir zeigen, wir sind viele und kämpfen gemeinsam, friedlich für unsere Queerrechte“, unterstreicht auch Winkels. Statt wie bisher unter dem Motto ‚Menschenrechte‘ auf die Straße zu gehen, hat der Verein den Slogan jetzt auf ‚Queerrechte‘ präzisiert. Der Kölner CSD findet, als einer der größten Europas, weltweit Beachtung. Dies soll für konkrete Forderungen genutzt werden.

Alles zum Thema Donald Trump

CSD Demo 2024 auf der Deutzer Brücke

Mit mehr als 60 000 Teilnehmenden und über eine Million erwarteten Besuchern gilt der Kölner CSD als einer der größten in Europa. (Archivbild)

Das sind die politischen Forderungen

Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes, in dem Diskriminierung verboten ist, soll um die queere Community ergänzt werden.  Beratungsangebote wie „Rubicon“oder „Anyway“ sollen gesichert werden, die Adoptionsregeln für gleichgeschlechtliche Ehen sollen denen von Ehen unter Heterosexuellen gleichgestellt werden. Um Hasskriminalität wirksam zu bekämpfen, sollen gesetzliche Grundlagen geschaffen werden. Weiterhin fordert der Pride-Veranstalter ein Verbot von homo- und transfeindlichen Gruppierungen und Parteien und den internationalen Einsatz der Bundesregierung für Menschenrechte. Zusätzliche Forderung: Das kirchliche Arbeitsrecht, das erlaubt, queere Menschen zu entlassen, soll abgeschafft werden.

Zuschauer beim CSD in Köln 2024.

Botschaft beim CSD 2024.

In politischen Diskussionen während des ColognePride, der am 21. Juni startet, werden diese Forderungen immer wieder thematisiert werden. Es gibt ein vielfältiges, zumeist kostenloses Veranstaltungsprogramm. Während des Straßenfests rund um den CSD finden auf den Bühnen in der Altstadt Podiumsdiskussionen statt. Und auch die Kölner OB-Kandidatinnen und Kandidaten sollen zu LGBTIQ-Themen Position beziehen.

Das ist neu beim ColognePride

Erstmals gibt es über den gesamten Zeitraum des ColognePride vom 21. Juni bis zum 6. Juli eine zentrale Anlauf-, Info- und Chillstelle. Auf dem Elogiusplatz an der Pipinstraße ist das Pride-Village mit künstlichem Strand, Springbrunnen und Beach-Lounge aufgebaut. 

Die offizielle Opening-Party zum CSD findet am Freitag, 4. Juli, in der Wolkenburg statt. Das ganze Gebäude wird zur Partylocation mit drei Dancefloors. Mit dabei live: The Weather Girls. „Die bleiben dann das ganze Wochenende in Köln und fahren auch bei der Demo mit“, verrät Winkels. Bei der Demo und auch auf der Bühne sind Brings. „Ich glaube, dass jede Aktion von euch auch eine Aktion gegen Rechts ist“, begründet Stephan Brings gegenüber ColognePride die Teilnahme.

CSD Demonstration 2024.

CSD Demonstration 2024.

Einen „Surprise-Act“ soll es wie gewohnt am Freitagabend auf der Hauptbühne am Heumarkt geben. „Er fällt nicht in die Kategorie von Tokio Hotel“, macht ColognePride-Geschäftsführer Uwe Weiler schon mal klar. Der kostenlose Auftritt von Tokio Hotel hatte im vergangenen Jahr für massives Gedränge und anschließende Kritik am Sicherheitskonzept auf dem Heumarkt gesorgt. „Zusammen mit Stadt und Polizei haben wir ein umfangreiches Sicherheitskonzept mit Checklisten für alle Lagen erstellt“, sagt CSD-Fest-Veranstaltungsleiter Martin Hommel.

Zu konkreten Sponsorenabsagen wollte man sich bei ColognePride nicht äußern. Wie berichtet, haben einige Unternehmen mit US-amerikanischen Mutterkonzernen ihre Unterstützung für den CSD in diesem Jahr zurückgefahren. „Klamm“ sei man aber durchaus nicht, so der Veranstalter, der gleichzeitig betont, nicht über Geld sprechen zu wollen. Und Demoleiter Douma sagt: „Es sind auch einige Gruppen neu gekommen, die gesagt haben: ‚Jetzt erst recht.‘“


Ehrenpreis für Sophie Sänger

Ausgezeichnet mit dem ColognePride-Ehrenpreis wird in diesem Jahr eine Person, die nicht vielen Menschen bekannt ist: Sophie Sänger. Die Begründung: Die Vorsitzende des Selbsthilfevereins TXKöln sei eine „unermüdlich wirkende Person im Stillen, im wichtigen Ehrenamt für die Transcommunity“. Sophie Sänger engagiert sich unter anderem in der Stadt-AG Queerpolitik der Stadt Köln und hat dort viele Verbesserungen durchgesetzt.

Der Sonderpreis geht an den ersten schwulen Kölner Karnevalsverein: die Rosa Funken.

Der LVR bietet in Kooperation mit dem 1. FC Köln in diesem Jahr wieder einen barrierefreien Bereich beim CSD. Um den Bereich zu nutzen, muss man sich per E-Mail an csd@lvr-de anmelden und den Betreff Rollstuhlplatz oder Blindenreportage angeben.

Ehrenamtliche Unterstützerinnen und Unterstützer für den CSD sind weiterhin willkommen. Alle Informationen gibt es online.