Engagement in der „Werkstadt 829“Filmprojekt zeigt unvollständiges Bild von Bocklemünd-Mengenich

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Sebastian Züger (Geschäftsführer Tvist), David Borens (Tvist), Verena Maas, Susanne Hilger (Vorstand der Rheinenergie Stiftungen) und Thomas Wydra (v.l.) stehen nach der Premiere im Kirchensaal von Christi Geburt.

Sebastian Züger (Geschäftsführer Tvist), David Borens (Tvist), Verena Maas, Susanne Hilger (Vorstand der Rheinenergie Stiftungen) und Thomas Wydra (v.l.) nach der Premiere.

Der Dokumentarfilm „Zusammen Halt“ porträtiert das multikulturelle Leben in Bocklemünd-Mengenich. Der Film löst nicht nur Lob aus.

Eine Frau sagt: „Hier hat sich einiges zum Positiven verändert, andere Kölner Vororte sind auch nicht ohne“, ein junger Mann erzählt, er sei in Bocklemünd-Mengenich geboren, „hier ist multikulti, jeder kommt mit jedem klar“, nie würde er wegziehen. Nur ein 24-Stunden-Kiosk fehle noch zum Glück. „Es wird viel gelacht hier“, bestätigt eine andere Bewohnerin des Veedels, eine Nachbarin meint entspannt: „Was sich hier ändern muss? Eigentlich alles.“

Die Aussagen sind eingebettet in Bilder von bunten Garten- und Stadtteilfesten, vom Glühweintrinken auf dem Weihnachtmarkt, von Menschen, die sich an Reinigungsaktionen beteiligen, von Mal-Aktionen für Kinder und einem kleinen Chor, der „Drink doch ene met“ so schräg wie herzergreifend singt. 22 Minuten dauert der Film „Zusammen Halt“, den die Filmemacherin Verena Maas von der Medienproduktionsfirma Tvist im vergangenen Jahr über die „Werkstadt 829“ gedreht hat.

Große Beteiligung bei der Film-Premiere in Bocklemünd-Mengenich

Mit dem vierjährigen Kooperationsprojekt, das nach der Bocklemünder Postleitzahl benannt ist, wollten die Vereine Aktion Nachbarschaft, Coach und Fair stärken zusammen mit dem Modekollektiv und der Jazz Haus Schule das Miteinander im Veedel fördern. Über Angebote wie Kunst- und Musik-Werkstätten, Berufsberatung, Selbstverteidigungskurse oder einen Garten-Treff beispielsweise.

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Bis zum letzten Platz war der Kirchensaal von Christi Geburt bei der Premiere des Films bei Kaffee und Kuchen gefüllt. Sogar zahlreiche Kids von der Grundschule Kunterbunt, die seit einigen Jahren nach Vogelsang ausgelagert ist, waren mit Eltern und Lehrern gekommen. Erster Eindruck: In Bocklemünd-Mengenich interessiert man sich für Bocklemünd-Mengenich. Auch Thomas Wydra von der Aktion Nachbarschaft war überwältigt: „Wir hatten mit höchstens 80 Besuchern gerechnet.“ Mindestens doppelt so viele waren im Saal.

Gemischte Reaktionen auf Filmvorführung

Auch als Wydra nach dem Abspann fragte: „Na, haben Sie sich wiedererkannt?“, wurde es lebhaft. Allerdings gab es nicht nur Zustimmung. Die Meinung einer Zuschauerin: „Der Film hat meiner Seele gutgetan, er strahlt so etwas Schönes aus“, konnten sich viele durchaus anschließen. Doch nicht wenige meinten, die Bilder seien allzu schön und bunt gewesen, der Müll, die Schmierereien seien nicht gezeigt und Problem wie Drogen- und Alkoholkonsum gar nicht erst angesprochen worden.

Christian Baack, Geschäftsführer der Aktion Nachbarschaft, die den von der Rheinenergie Stiftung Bildung und Wissenschaft sowie der Bezirksvertretung gesponserten Film in Auftrag gegeben hatte, verteidigte die Herangehensweise: „Es ist ja kein Stadtteil-Porträt, sondern ein Film, der unser gemeinsames Projekt dokumentieren soll.“ Er hätte eigentlich nur zehn Minuten lang werden sollte, ergänzte Verena Maas. „Aber dann habe ich so viele interessante Interviews gesammelt, dass er immer länger wurde. Es war auch eine Herzensangelegenheit.“

Einige Zuschauer warnten die Kritiker vor einer weiteren Stigmatisierung des Veedels, denn in Mengenich, das zeige gerade die Reaktion auf den Film, werden die Probleme automatisch in den Vordergrund gerückt. Die natürlich da sind und mit denen man sich beschäftigen muss.

Aber laut Polizeistatistik ist das Görlinger Zentrum keineswegs ein Kriminalitätsschwerpunkt, die alles beherrschende Hochhausarchitektur macht sich halt gut in den Medienberichten. Ein Besucher forderte dazu auf, den positiven Blick auf das Veedel zuzulassen: „Für mich ist der Film ein Anfang.“ Auch die Finanzierung der „Werkstadt 829“-Angebote nach dem Auslaufen des Projekts ist schon weitgehend gesichert.

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