EtappensiegSo soll es mit der Ehrenfelder Club-Szene weitergehen

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Zukünftiges Baugelände am Ehrenfeldgürtel gefährdet auch den Club Bumann und Sohn.

Zukünftiges Baugelände am Ehrenfeldgürtel gefährdet auch den Club Bumann und Sohn.

Wohnbebauung und Club-Szene gehen nicht gut zusammen. In Ehrenfeld soll nun ein Spagat gelingen. 

Ein abschließender Erfolg für die Kölner Club-Kultur ist die Entscheidung nicht. Ein Etappensieg aber ganz sicher. Der Stadtentwicklungsausschuss hat am Donnerstag die Ausweitung einer Schutzzone für Ehrenfelder Clubs beschlossen. Dieser soll die Perspektive der Clubs „Club Bahnhof Ehrenfeld“ und „Yuca“ auf der Bartholomäus-Schinkstraße schützen, genauso wie die angrenzenden Clubs „Bumann & Sohn“ und „artheater“.

„Die Politik hat sich mutig für das Richtige entschieden“, freut sich Paulina Rduch, zweite Vorsitzende des Kölner Clubverbands Klubkomm. „Es ist ein gutes Zeichen für uns, dass der Erhalt von Ehrenfeld als Kulturstandort vor die Interessen eines Bauinvestors gestellt wurden.“ Die Relevanz der Clubkultur für eine attraktive Stadt werde in dieser Entscheidung berücksichtigt.

Wohnprojekt gefährdet Clubs

Hintergrund ist unter anderem ein geplantes Wohnbauprojekt am Ehrenfeldgürtel nahe der Bartholomäus-Schink-Straße. Die Savvy Group hatte das ehemals von der Deutschen Post genutzte und rund 6500 Quadratmeter große Areal 2021 erworben. Das erste Konzept sieht unter anderem 280 Wohneinheiten vor, überwiegend Ein-Zimmer-Appartements.

In direkter Nachbarschaft sind die Clubs „Bumann & Sohn“ und das „artheater“ zuhause. In der ersten Beschlussfassung für die ausgeweitete Schutzzone waren die beiden Clubs nicht berücksichtigt, weil dort eine Ausweitung dem Bebauungsplan für das Bauprojekt auf dem alten Postgelände widersprechen würde.

Erfolgreicher Einsatz der Klubkomm

Die Klubkomm setzte sich erfolgreich dafür ein, die beiden Adressen in die Schutzzone aufzunehmen. „Es ist kein Geheimnis, dass Wohnungsbau und Kulturstätten, vor allem durch den Lärm, ein hohes Konfliktpotenzial haben“, sagt Rduch. „Langfristig ist aus unserer Sicht keine Koexistenz möglich.“ Auch Maßnahmen wie schallisolierende Fenster seien keine Lösung des Problems.

Was die Ausweitung der Club-Schutzzone nun konkret für das Bauprojekt bedeutet, ist noch unklar. Der politische Beschluss ist erst einmal ein Auftrag an die Verwaltung. Die muss nun eine Lösung finden, wie Clubkultur und Bauprojekt miteinander zu vereinbaren sind, ohne dass der Clubbetrieb leidet.

Kulturzentrum statt Wohnungen?

Ginge es nach der Klubkomm, sollte auf dem alten Post-Gelände statt Wohnungen eher ein Kreativ- und Kulturzentrum entstehen. Auch für Proberäume, die in der ganzen Stadt knapp sind, würde sich der Standort laut des Verbands gut eignen. „Wir stehen häufig vor der Frage: Wollen wir neue Wohnungen ermöglichen oder die Clubkultur schützen?“, sagt die Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, Sabine Pakulat (Grüne). „Beides ist wichtig, aber eben nicht direkt nebeneinander, damit es nicht zu Konflikten kommt.“ Köln lebe von seiner „vitalen Kultur- und Kreativwirtschaft“, ergänzt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. „Kreative Köpfe lieben das urbane Ehrenfeld und die dazugehörige Musik- und Clubkultur.

Konkurrierende Nutzung im Einklang

Daher habe ich mich immer dafür eingesetzt, konkurrierende Nutzungen wie Wohnen und Clubleben in Einklang zu bringen.“ Neue Wohnungsprojekte dürften den Kulturräumen nicht zum Verhängnis werden, betont Isabella Venturini (Volt). „Gerade in Ehrenfeld können wir Wohnbauprojekte nur dann befürworten, wenn sie die Kulturszene nicht gefährden, um ein weiteres Sterben der Subkultur zu verhindern.“ Man könne nicht in Kauf nehmen, dass Kulturräume durch künftige juristische Urteile bedroht werden könnten.

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