Top-Locations, teure Kleider, teilweise fahren die Abiturientinnen und Abiturienten mit der Limousine vor. Zwei Jahre lang konnten die Feiern zum bestandenen Abitur nicht stattfinden, nun geht es weiter mit den großen Sausen. Lange mussten die Schülerinnen und Schüler darauf warten und zittern, ob das in diesem Jahr wieder möglich sein wird.
Die 17-jährige Anna Bentlage erzählt: „Ich bin froh, dass mein Abschlussjahrgang wieder zu denen gehört, die ihren Abiball überhaupt feiern können.“ Auch Annas Abschlussjahrgang vom Hildegard-von-Bingen-Gymnasium lässt sich nicht lumpen und feiert in der Wolkenburg. „53 Euro kosten die Karten“, erzählt die Abiturientin. In ihrem Jahrgang sind etwa 90 Schülerinnen und Schüler. Wenn theoretisch jeder Absolvent und jede Absolventin zwei Gäste mitbringt, kommen schon 14 310 Euro über den Kartenverkauf zusammen.
Doch nicht nur die Karten müssen bezahlt werden: Auch die Garderobe sollte dem Anlass entsprechend schick sein. Das kostet. „Abschlusskleider liegen im Schnitt zwischen 150 und 200 Euro. Hinzu kommen noch Schuhe und Tasche“, erklärt Theresa Weingarten vom Modehaus Weingarten. Jumpsuits seien auch im Trend. Ähnlich tief müssen die Herren für einen Anzug in die Tasche greifen. Inzwischen gehe es bei den jungen Männern aber etwas sportlicher zu. Da reiche dann ein Sakko mit Chinohose und Sneakern.
300 Euro für den festlichen Anzug
„Ein festlicher Anzug liegt bei etwa 300 Euro, aber die meisten geben eher um die 200 Euro aus“, erklärt Weingarten. Und sie merkt: „Die Nachfrage ist auf jeden Fall wieder da.“ Anna Bentlage freut sich auf ihr Kleid. „Ich hätte gerne einen Prinzessinnenlook. Da bin ich schon ein bisschen kitschig“, erzählt sie mit einem Lächeln.
Damit die Schülerinnen und Schüler sich die Top-Locations leisten können, muss erst einmal Geld in die Abikasse geholt werden. Durch die Pandemie blieb dafür nicht so viel Zeit wie sonst üblich. Doch die Schülerinnen und Schüler sind kreativ, wenn es um die Abifeier geht. Der Abijahrgang der Hildegard-von-Bingen-Schule hat beispielsweise einmal den Lehrerparkplatz abgesperrt. Wer die Schranke passieren wollte, musste zahlen: Der Betrag war beliebig, mindestens aber ein Cent. Zu den Klassikern gehören der Verkauf von Schoko-Weihnachtsmännern und Rosen. Am Nikolaustag beziehungsweise am Valentinstag werden diese dann in den Klassen verteilt. Ebenso beliebt ist der Verkauf von Waffeln.
Allerdings war das nicht an allen Schulen möglich. Marlon Hell hat sein Abitur am Erich-Kästner-Gymnasium gemacht. Der 17-Jährige erzählt: „Wir hatten Probleme mit der Finanzierung“. Aus hygienischen Gründen galt ein Verkaufsverbot von Lebensmitteln. Trotzdem konnten der Jahrgang die Abikasse etwas füllen. So saßen ein paar der Schülerinnen und Schüler beispielsweise bei Fernsehshows im Publikum, um dafür bezahlt zu werden. Der Abschlussjahrgang feiert im Niehler Platin Saal. Eine Karte für den Abiball plus die Aftershowparty gibt es nun für 45 Euro, eine Karte nur für die Party für zehn. Beim Abschlussjahrgang des Albertus-Magnus-Gymasiums dagegen sind die Karten für Schülerinnen und Schüler kostenlos, für alle anderen kosten sie 35 Euro plus Aftershow. Der Jahrgang aus 101 Personen feiert mit den Gästen in der Halle Tor 2.
Säle in Köln
5 Abibälle finden im Rheinenergie-Stadion statt. Der erste am 15. Juni, zwei Tage vor dem Kasalla-Konzert.
12 bis 13 Abifeiern finden normalerweise in den Sälen vom Kölnkongress statt. Dazu gehören der Gürzenich, der Tanzbrunnen und die Flora. In diesem Jahr finden lediglich vier Abibälle im Gürzenich statt, in den anderen Räumlichkeiten keine.
10.000 Euro kostet die Miete für einen Abiball im Gürzenich im Durchschnitt. Darin enthalten sind die Miete für den großen Saal, die Kosten für die Aftershowparty im Keller, eine allgemeine Reinigungspauschale, die Technik der Party und der Sicherheitsdienst.
Die genauen Preise hängen jeweils davon ab, welche Leistungen ein Abijahrgang in Anspruch nimmt. Die Kosten für die Gastronomie werden abhängig von der Personenzahl berechnet. Die Getränke werden häufig von den Gästen selbst gezahlt. (khe)
Doch nicht überall zieht es die Jahrgänge wieder in die großen Säle, einige laden nur zur Zeugnisübergabe ein. Gefeiert wird im kleinen Kreis. Kölnkongress-Geschäftsführer Bernhard Conin erzählt, dass von allen Locations des Kölnkongresses nur im Gürzenich dieses Jahr vier Abibälle stattfinden. „Wir hatten zwar mehr Anfragen da, aber die wurden nicht realisiert.“
Anna Bentlage ist auf jeden Fall perfekt auf ihre Feier in der Wolkenburg vorbereitet. Mit einem Schnitt von 2,7 hat sie ihr Abi in der Tasche. Zuletzt hatte die mündliche Latein-Prüfung angestanden, das vierte Fach neben Mathe, Biologie und Sozialwissenschaften. Auf eines freut sich die 17-Jährige besonders: „Ich hoffe, dass vielleicht ein paar anfangen zu tanzen. Das fänd ich ganz cool“. Denn an einem Tag in der Mottowoche hatten die Sportlehrerinnen und -lehrer den Absolventen Standardtänze gezeigt: Foxtrott, Walzer und Cha-Cha-Cha.
