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Erzbischof im InterviewKardinal Woelki fährt gerne schnell – und hört dabei Techno

Lesezeit 5 Minuten

Am Steuer seines Dienstwagens, eines Audi A6, nimmt Kardinal Woelki eher selten Platz. Privat würde er eher zu einem SUV tendieren – schon wegen des bequemen Ein- und Aussteigens.

Köln – Das „andere Gespräch“ führen wir im Sommer mit Prominenten. Für Kardinal Rainer Maria Woelki machten wir eine Ausnahme und baten vorm Fest zum Termin. Auch der Erzbischof durfte das Thema selbst wählen. Mit Jens Meifert und Ingo Schmitz sprach er über „(Auto)mobilität“.ahme und baten vorm Fest zum Termin. Auch der Erzbischof durfte das Thema selbst wählen. Mit Jens Meifert und Ingo Schmitz sprach er über „(Auto)mobilität“.

Hochwürden, warum liegt Ihnen das Thema Auto am Herzen?

Weil ich selber mit dem Auto viel unterwegs bin. Ich fahre auch selbst sehr gerne. Und natürlich ist das Auto umweltpolitisch von Bedeutung.

Gibt es eine besondere Autofahrt, an die sie gerne zurückdenken?

Es war eine Fahrt durch die Berge in der Schweiz. Es ging von Luzern über den Gotthard ins Tessin rüber. In einer Morgenstimmung bot sich mir ein herrliches Panorama. Daran habe ich eine sehr schöne Erinnerung.

Ist das schon länger her?

Bestimmt schon 30 Jahre.

Heute werden sie doch meist gefahren?

Ja, das stimmt. Ich nutze die Fahrten meist für Telefonate oder um mich noch einmal im Detail auf die bevorstehenden Termine und Visitationen vorzubereiten. Die Bahn ist da leider keine Alternative, weil ich immer viele Sachen mitnehmen muss: Bischofsstab und andere liturgische Gegenstände, die wir für die Gottesdienste brauchen.

Welchen Dienstwagen fahren sie?

Einen Audi A6.

Sind sie ein guter Beifahrer?

Ich habe mich von Anfang an daran gehalten, nichts zu Fahrstil oder Fahrweg zu sagen. Ich bin als Beifahrer relativ ruhig und entspannt und nutze die Zeit, um zu arbeiten. Dadurch kriege ich oft nicht viel von der Fahrt mit. Weil ich selber gerne fahre, habe ich mir am Anfang nur sehr schwer vorstellen können, gefahren zu werden. Aber inzwischen genieße ich es, weil es mich entlastet und weil es für mich stressfreier ist.

Wann fahren sie selbst?

Manchmal setzte ich mich für dienstliche Termine oder wenn ich Freunde und Bekannte besuche selbst hinters Steuer. Ich sage meinem Fahrer, diese Woche sind sie schon genug gefahren – und dann genieße ich die Fahrt und relaxe dabei.

Wie sieht das genau aus? Welche Musik lassen sie beispielsweise gerne beim Fahren laufen?

Mal ein Hörspiel oder auch Informationssendungen im Radio. Oder einfach auch mal so eine Hammer-Musik. Also Techno.

Techno? Nicht Klassik?

Klassik beim Autofahren beruhigt mich derart, da drohe ich einzuschlafen. Das ist zu gefährlich. Darum höre ich lieber etwas Flotteres. Etwas, das den Blutdruck steigen lässt.

Rainer Maria Woelki über das Autofahren in Köln

Viele empfinden das Autofahren in Köln nicht gerade als Freude. Vor allem, weil es mehr Stehen als Fahren ist.

Das geht mir ähnlich. Allerdings bin ich von meiner Zeit als Erzbischof von Berlin auch nicht gerade verwöhnt. Die Staus dort sind noch viel schrecklicher und zahlreicher als hier. Ich hatte in Berlin den Eindruck, die Ampelschaltungen sind extra auf Stop and Go programmiert, um dem Autofahrer das Autofahren madig zu machen. Ich fand es nur nervig. In Köln läuft es trotz allem insgesamt flüssiger, ist mein Eindruck.

Wie viele Kilometer müssen sie im Jahr zurücklegen?

So ungefähr 40 000.

Und ihre CO2 -Bilanz?

Naja, mein Audi hat einen Dieselmotor, aber ich will auf einen Plugin-Hybrid wechseln. Der Generalvikar und Weihbischof Steinhäuser fahren den schon und sie wurden eben von der Deutschen Umwelthilfe mit der „Grünen Karte“ ausgezeichnet. Die beiden gehören damit übrigens zur Spitze unter den katholischen Würdenträgern in Deutschland. Demnächst schließe ich aber dann auf. Und als Bistum insgesamt sind wir ebenfalls ganz gut aufgestellt. Wir haben den CO2 -Ausstoß dieses Jahr um zehn Prozent gesenkt. Nächstes Jahr nehmen wir weitere 20 Prozent Senkung in Angriff.

Wenn Sie sich ganz privat für ein Auto entscheiden könnten, welche Art Fahrzeug würden sie dann wählen: einen Van, einen Kleinwagen, eher was Schnelles?

Ich fahre gerne schnell. Normal würde ich wohl eher etwas in der Golf-Klasse wählen. Wobei ich langsam merke, dass ich älter werde und Schwierigkeiten bekomme beim Ein- und Aussteigen. Das ist lästig. Für mich wäre also so ein SUV eine verlockende Alternative mit Blick auf die Bequemlichkeit – natürlich ist das eine Modeerscheinung, aber selbst hier gibt es inzwischen recht überzeugende Hybrid-Angebote, auch von deutschen Herstellern.

Sie sprachen das Alter an: Sind Sie dafür, dass ältere Menschen nochmals eine Fahrprüfung ablegen sollten?

Wir müssen darauf achten, dass wir in Deutschland nicht immer alles über Verbote und Verordnungen zu lösen versuchen. Ich denke an meinen Vater, der auch sehr gerne Auto fuhr. Er war dazu fähig, auf seine Frau und seine Kinder zu hören, die ihm rieten, den Führerschein abzugeben. Ich plädiere für solche Wege.

Die modernen Autos sind heute voller Technik. Sind sie ein technikaffiner Mensch?

Ich habe Freude an Technik und nutze sie auch gerne. Zum Beispiel habe ich im Dienstwagen eine Einparkhilfe. Nicht dass mein Fahrer sie bräuchte. Das lehnt er grundsätzlich ab. Auch ich bräuchte sie eigentlich nicht. Aber ich habe einfach Spaß daran, das ist für mich wie ein Spielzeug.

Wie war denn ihre Führerscheinprüfung?

Ziemlich entspannt. Für die Praxis habe ich zwölf Fahrstunden benötigt und die theoretische Prüfung habe ich auf Anhieb bestanden.

Was denken sie über autonomes Fahren?

Von der Technik her finde ich das faszinierend. Vom Fahren her finde ich es eher langweilig.

Man hat sie aber auch schon mal auf dem Fahrrad gesehen.

Fahrradfahren kann ich auch genießen. Nach vielen Stunden im Büro bin schon mal froh, wenn ich mich durch die Stadt bewegen kann – wenigstens ein bisschen Sport. Gerade bei Terminen in der Stadt greife ich gerne zum Fahrrad.

Sie sagten ja, sie würden gerne auch schnell fahren. In welchen Regionen haben sie sich denn da so schon bewegt?

Also, als Reisegeschwindigkeit habe ich dann doch so 150 bis 160. Aber wenn die Autobahn frei ist ... (lacht). Mein Fahrer und ich haben es auch schon mal unter fünf Stunden bis nach München geschafft. Die professionellen Fahrer haben da ihre eigene Spiritualität: Nur noch sie und der Asphalt – aber ohne jegliche Aggressivität.

Letzte Frage: Darf ein Kardinal eigentlich im Auto fluchen?

(schmunzelt) Nicht nur im Auto.