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„Gehen, wenn es cool ist“KG Ponyhof in Köln bekommt einen neuen Vorsitz

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Die KG Ponyhof: Politische Akzente sind trotz Lust am Feiern gewollt. Daniel Rabe kann sich sogar eine OB-Kandidatur vorstellen.

Köln – Daniel Rabe hat vor fünfeinhalb Jahren die KG Ponyhof mitgegründet und will nun den Vorsitz abgeben. Der Gastronom war nach den Exzessen im Straßenkarneval am Runden Tisch von Stadt und Festkomitee beteiligt. Jens Meifert sprach mit ihm.

Die KG Ponyhof hat rund 330 Mitglieder, ist laut und umtriebig und in der Südstadt eine große Nummer geworden. War das alles so gedacht?

Nein, vorgestellt haben wir uns das so nie. Wir wollten einfach nur mit ein paar netten Leuten Karneval feiern und etwas darüber hinaus tun. Es ging darum, das Brauchtum etwas anders zu leben als im organisierten Karneval. Das hat gut funktioniert. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten: Wir werfen keine Kamelle, die in Plastik verpackt sind, wir positionieren uns gegen Pferde im Zoch und wir wollen auch mal ein politisches Statement abgeben. Etwa, dass Seenotrettung kein Verbrechen ist oder dass wir keinen AfD-Parteitag in Köln haben wollen, da haben wir vor zwei Jahren eine klare Ansage gesetzt. Dieser politische Akzent war mir immer sehr wichtig.

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Reja und Daniel Rabe.

Die Mischung ist offenbar besonders für jüngere Menschen interessant.

Das wirkt von außen so, tatsächlich ist die Altersstruktur unseres Vereins recht ausgewogen. Wir haben nicht wenig Ältere, die Jüngeren hört man einfach mehr.

Über das Veedel hinaus ist das Engagement auf dem „kleinsten Weihnachtsmarkt“ bekannt geworden. Der ist aus Ihrer Gastronomie entstanden. Wird das weiter gehen?

Definitiv. Entstanden ist die Idee an der Alteburger Straße, dann sind wir 2015 zur Lutherkirche umgezogen. Im vergangenen Jahr sind dabei knapp 210 000 Euro zusammengekommen, das ist eine unfassbare Summe, ich finde es toll und bin stolz darauf, dass unser Verein das hinbekommt. Der Verein wird das immer weitermachen dürfen, wir haben festgeschrieben, dass die Einnahmen sozialen Projekten zu Gute kommen.

Zur Person

Daniel Rabe ist auf der Schäl Sick groß geworden, in Vingst und Ostheim, später in Holweide. Als Gastronom hat der 38-Jährige in der Südstadt neue Akzente gesetzt. Hier gründete er 2013 auch die KG Ponyhof.

Heute betreibt er mit der Bagatelle in der Südstadt, den Filialen in Ehrenfeld, Sülz und Hoffnungsthal, der Brasserie in der Südstadt sowie dem Marienbildchen in Lindenthal sechs Lokale. Seine Frau Reja ist Geschäftspartnerin, im vergangen Jahr wurden sie beim Mittelstandsempfang „Die Besten 2018“ ausgezeichnet. Das Paar hat drei Kinder. (mft)

Es gibt auch Südstädter, die euch kritisch sehen und sagen: Die wollen nur Party machen und verändern das Veedel.

(überlegt) Dass wir anecken, finde ich normal, man kann das auch als Auszeichnung sehen. Wir sind nun mal ein bunter und manchmal auch ein lauter Haufen. Es gibt aber auch immer wieder Leute, die sich beschweren, ich würde das aber nicht zu hoch hängen.

Bleibt die Frage: Warum geben Sie den Vorsitz ab?

Es ist schon viel Arbeit. Ich mache das gerne, aber ich mache auch viele andere Dinge gerne. Außerdem will ich nicht an so einem Amt kleben. Man sollte gehen, wenn es cool ist. Das ist in der Politik wie im Verein so. Eine Erneuerung an der Spitze ist immer gut. Ich fände es toll, wenn eine unserer engagierten Frauen übernehmen würde, da würde etwas gutes Neues entstehen.

Sie waren nach den Exzessen vom 11.11.2017 auch am Runden Tisch von Stadt und Festkomitee dabei. Hat das viel bewirkt?

Um ganz ehrlich zu sein: Es ist gut, dass hier nun an den heißen Tagen mehr Dixi-Toiletten stehen, aber uns war hier schon im letzten Jahr klar, dass die Südstadt kein ganz neuer Party-Brennpunkt ist. Aber es war interessant dabei zu sein und mitreden zu können. Sehr fit fand ich bei den Gesprächen zum Beispiel das Team der Kölner Verkehrs-Betriebe. Am Chlodwigplatz wurde nun vor Karneval eine Schranke installiert, die die Leute zurückhält, wenn die Bahn einfährt. Sehr effektive Maßnahme...

.. die zurückgeht auf den tödlichen Unfall vor einem Jahr und die teils chaotischen Zustände am Kreisel.

Genau, das ist schon an normalen Tagen nur schwer zu überblicken.

Sie wollen künftig mehr Zeit für die drei Kinder, aber auch für politisches Engagement haben. Wofür genau?

Wir sind seit eineinhalb Jahren in einem kleinen Team dabei und überlegen, wie wir neue Ideen in die Kommunalpolitik bringen können. Klar ist bislang nur: Wenn, will ich mir dafür auch Zeit nehmen und dann muss es auch Hand und Fuß haben.

Das kann eine politische Initiative sein oder eine OB-Kandidatur?

Das wäre dann eine Kandidatur als freier Kandidat für den Oberbürgermeister. Warten wir es mal ab.