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Herr über Bistumsverwaltung und DomDarum übernimmt Guido Assmann eine Doppel-Funktion

Lesezeit 3 Minuten
Guido Assmann wurde nun von Kardinal Woelki zum Generalvikar ernannt – das zieht Probleme nach sich.

Guido Assmann wurde nun von Kardinal Woelki zum Generalvikar ernannt – das zieht Probleme nach sich.

Köln – Es ist ein Novum in der Geschichte des Kölner Erzbistums: Ein Dompropst, der zugleich auch Generalvikar ist, also Chef des Kölner Doms und der Bistumsverwaltung in einem. In Köln kann sich keiner an ein solche Amtskombination erinnern. Damit ist Guido Assmann ein Fall für die Geschichtsbücher. Dompropst ist der einstige Neusser Oberpfarrer seit September 2020. Zum Generalvikar wurde er mit dem gestrigen Tag von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ernannt. Das zieht so einige Probleme nach sich.

„Vielleicht kann man Dompropst noch im Halbtagsjob sein, Generalvikar aber sicherlich nicht“, heißt es dazu aus dem Umfeld des Domkapitels. Warum will Assmann dennoch diese herausfordernde Doppelfunktion? Salopp gesagt: Er steckt in der Klemme. Denn das Problem bei der Berufung durch Woelki ist: Woelki. Der hat bekanntlich dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Deuten auch die jüngsten Signale aus Rom dahin, dass Franziskus das Angebot eher nicht annimmt – formal ist die Entscheidung offen. Und das macht Taktieren notwendig.

Bei Woelkis Rücktritt würde Assmann seinen Job verlieren

Was, wenn der Papst das Rücktrittsangebot Woelkis doch annimmt? Assmann wäre wohl seinen Job als Generalvikar los. Denn in dieser Position gilt er als engster Vertrauensmann des Erzbischofs. Ein neuer Erzbischof beruft zumeist seinen Vertrauten – was in besonderem Maße nach Woelki gelten dürfte. Würde Assmann also vom Amt des Dompropstes lassen, um ausschließlich Generalvikar zu sein, könnte er am Ende mit leeren Händen dastehen.

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Mag die Doppelfunktion für Assmann eine Lösung sein, für das Domkapitel ist sie ein Problem. In dem Gremium, das den Dom verwaltet und bei der Wahl des Erzbischofs mitredet, rumort es . Grundsätzlich versteht sich das Domkapitel als unabhängig – soweit das in der katholischen Kirche geht. Ein Dompropst jedoch, der zugleich als Generalvikar das Alter Ego des Erzbischofs ist – das wäre fast schon so, als säße Woelki selbst dem Domkapitel vor.

Um den Druck aus der Debatte zu nehmen, kündigte Assmann an , er werde mit den Mitgliedern des Domkapitels in aller Ruhe darüber sprechen, ob eine solche Kombination denkbar sei. Nach Informationen der Rundschau fand das noch nicht statt. Leicht dürfte das Gespräch jedenfalls nicht werden. Denn selbst wenn Assmann auf Druck der Domkapitulare auf das Amt des Dompropstes verzichtete, folgte das nächste Problem.

Markus Hofmann

Als scheidender Generalvikar arbeitet Markus Hofmann seinen Nachfolger Guido Assmann noch bis zum 1. Juni in das Amt ein. Danach greift sein Rücktritt, mit dem er sich vor Kardinal Woelki stellen wollte. Woelki geriet in die Kritik wegen seines Umgangs mit dem sogenannten BB-Fond. Mit Geld aus diesem Sondervermögen des „bischöflichen Stuhls“ bezahlte er Berater und finanzierte „seine“ Kölner Hochschule für Katholische Theologie. Rom prüfte und gab Woelki freie Hand für den Fond. Damit hätte es Hofmanns Rücktritt gar nicht bedurft. (ngo)

Die „Rechtslage“ ist zwar unklar, weil es einen solchen Fall noch nicht gab. Nicht wenige Domkapitulare vertreten aber die These: Auch wenn Assmann kein Dompropst mehr ist, bleibt er Domkapitular. Die Crux: Das Kapitel kann zwar jeden Priester zum Kapitular berufen, es darf aber nicht mehr als zwölf Mitglieder haben. Bliebe Assmann einer der Zwölf, kann keiner nachrücken. Der neue Dompropst müsste aus den Reihen der amtierenden Kapitulare kommen.

Doch die Reihen haben es in sich. Dort sitzt der ein oder andere Protagonist der Kölner Kirchenkrise. Günter Assenmacher, die Weihbischöfe Domenikus Schwaderlapp und Ansgar Puff sind durch das Missbrauchsgutachten in Misskredit geraten. Markus Hofmann hat wegen umstrittener Finanzierungen als Generalvikar seinen Rücktritt angeboten (siehe Infokasten). Um nur einige „Problemfälle“ zu nennen.

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Kann es denn aus dieser komplizierten Gemengelage auch einen einfachen Ausweg geben? Der einfachste wäre wohl, der der Papst träfe eine Entscheidung in der Personalie Woelki.

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