Tommy Engel begeistert im Tanzbrunnen-Theater mit Anekdoten aus Fööss-Zeiten und etlichen Musikperlen.
Theater im TanzbrunnenTommy Engel holt Erry Stoklosa auf die Bühne
Wer zwischendurch kurz die Augen schließt, darf sich am Donnerstagabend im Tanzbrunnen-Theater in längst vergangenen Zeiten kölscher Musikgeschichte zurückversetzt fühlen. Mit weicher Stimme zelebriert Tommy Engel (74) einige musikalische Perlen, die er in den 1970er Jahren auch schon mit den Bläck Fööss gesungen hatte. Und zwischendurch ist immer mal wieder die Stimme von Erry Stoklosa zu hören - das Gründungsmitglied der Fööss sitzt im Publikum und füllt genüsslich die Erinnerungslücken, wenn sein Freund Tommy Engel von alten Zeiten schwärmt. Und inzwischen ist Engel ja sozusagen der letzte Ur-Fooss, der noch auf der Bühne steht.
Seinen Auftritt im Tanzbrunnen-Theater hatte der Musiker unter den Titel „Tommy Engel mit Familich & Fründe“ gestellt. Diesem Anspruch wurden der kölsche Künstler und seine sechsköpfige Band mehr als gerecht – und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. Einerseits standen Familie und Freunde auf der Bühne: Neben Tommy waren auch Sohn Ilja Engel sowie Enkel Robin Duns Bestandteil der Band – und die Musiker, die Engel teils seit 40 Jahren begleiten, sind durchaus zu Freunden geworden, allen voran Jürgen Fritz am Piano.
Hausherr im Hawaii-Hemd
Andererseits empfingen die „drei Engel“ und ihre Band die 880 Zuschauer im annähernd ausverkauftem Tanzbrunnen-Theater sozusagen wiederum als ihre Freunde – nämlich im privaten Rahmen eines stilisierten Engel'schen Wohnzimmers. Dieses war für den Bühnenhintergrund vom Kölner Künstler Wolfgang Lösche mit Wanduhr, Lampe und Flügeltür auf riesige Leinwände gepackt worden. Inmitten dieses Wohnzimmers schaltete und waltete der Hausherr Tommy Engel, der sich mit Hawaii-Hemd schick gemacht hatte. Und mit denen, die er nicht kannte, führte Engel Smalltalk: „Wieviel Enkel haben Sie?“, sprach er einen älteren Herren an. „Drei Enkele?“, und sagte dann verschmitzt „Tja, ich habe sechs – aber kann ja noch werden...“
Alles zum Thema Bläck Fööss
- Konzert im „Löwen“ Tommy Engel bringt kölschen Reggae nach Bergisch Gladbach
- Tradition Teure Gagen und hohe Sicherheitsauflagen bei Oktoberfesten im Rhein-Sieg-Kreis
- Große Resonanz „Daach der kölschen Sproch“ soll 2025 erneut in Köln gefeiert werden
- Idee von Bömmel Lückerath „Daach der kölschen Sproch“ findet am 29. September statt – ganze Stadt soll mitmachen
- Musiker Bömmel Lückerath „Es wird nur noch an wenigen Stellen Kölsch gesprochen“
- Insolvenzverfahren So steht es um die Sanierung von Time Ride
- 8. Kölner Krätzjer Fest So schön und sanft kann der rheinische Humor klingen
Den besonderen Charme erhielt das Konzert jedoch durch die Interaktion zwischen Tommy und weiteren Verwandten und Wegbegleitern. Unter anderem saßen dort Sohn Kai - Pianist bei den Kölschrockern von Brings - auch der langjährige Bläck-Fööss-Sänger Erry Stoklosa. „Erry?“, rief Engel beispielsweise am Mikrofon vorbei ins Publikum, als ihm einmal ein Detail bei einer Anekdote fehlte. „Ja bitte?“ schrie Stoklosa zurück. „Wat hätt de King Size Dick noch för Kölle am Rhing för en Leed jenomme?“ „New York, New York!“ half Stoklosa zur Freude des Publikums lautstark aus.
Fööss-Klassiker und eigener Kölsch-Pop
Später wandte Engel sich bei der heißen LSE-Nummer „Saunaboy“ nochmals an Stoklosa. „Erry, weißt Du noch, als mal einer diesen Sauna-Aufguss mit Sliwowitz gemacht hat?“ Den „Saunaboy“ gab Engel übrigens im Bademantel, und gegen Ende des Konzertes zog er sich noch einmal um: Der 74-jährige erschien im Luciano-Pavarotti-Stil (breiter weißer Schal zu schwarzem Frack) und transformierte Puccinis „Nessun Dorma“ mit Opern-Stimme in „Ein Tässchen Doornkaart“ um.
Unter den insgesamt 21 Liedern des Abends kam neben scherzhaften Nummern unter anderem auch Klassiker der Bläck Fööss (wie „Ming eetste Fründin“) und eigener Kölsch-Pop („Ich ben keine Engel“) zu Gehör. Es wurde hierbei auch rockig („Du bes Kölle“) und sogar düster-brachial wie bei Trude Herr's „Die Stadt“. Hierfür erhielten die sieben Musiker nicht zum ersten Mal an diesem Abend begeisterte Rufe, Pfiffe und stürmischen Applaus. Am stärksten war Tommy Engel bei ebensolchen gefühlvollen Nummern, welche er in die Herzen der Hörer hinein singen kann.
Erry Stoklosa unterstützt auf der Bühne
Unterstützt wurde er insbesondere gesanglich durch Sohn Ilja sowie Enkel Robin, die mit Tommy zusammen einen famosen dreistimmigen Harmoniegesang unter anderem bei einem Beatles- und Bee-Gees-Medley zeigten. Das letzte Lied nach gut zwei Stunden Wohnzimmerkonzert: „En unserem Veedel“, für das Engel Erry Stoklosa auf die Bühne bat. „Ach, ist das aufregend“, streute Stoklosa während des Singens ein. Und natürlich wurde im Publikum geschunkelt und gesungen. Stoklosa, Tommy und die „Familich & Fründe“ wurden lautstark mit Ovationen gefeiert. Fast wie früher.