Impfstoff auf RatenKölner Gesundheitsamt verabreicht angepasste Vakzine

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Kölner Impfärztin

Impfärztin Dr. Aliza Bredl mit dem angepassten Impfstoff im Gesundheitsamt. 

Köln – Sicher ist sicher. Als Wiltrud Brächter erfuhr, dass Impfungen mit dem angepassten Corona-Vakzin möglich sind, war ihr klar, dass sie sich ihren vierten Piks so schnell wie möglich abholen würde. „Ich treffe in den nächsten Wochen viele Menschen“, sagt die 65-Jährige. „Bevor ich nach Kreta in den Urlaub fahre, bin ich auf einem 70. Geburtstag. Danach stehen verschiedene Kongresse an, auf denen ich vielen Menschen begegnen werde.“ Für ein Ehepaar, 77 und 79 Jahre alt, ist es bereits die fünfte Impfung. „Die Letzte ist jetzt ein halbes Jahr her, wir sind also wieder dran“, sagt die Frau. „Wenn es etwas gibt, dass uns mehr Sicherheit verschafft, dann nehmen wir das Angebot gerne an.“

Neuer Impfstoff: Am Montag ging es in Köln los

Am Montag verabreichten die Ärzte im Gesundheitsamt die ersten Spritzen mit dem neuen Präparat. Der neue Impfstoff, angepasst an die Omikron-Variante BA.1, soll auch gegen die aktuell in Deutschland vorherrschende Variante BA.5 gut schützen. 200 Impfwillige kamen am ersten Tag. Das Angebot: komplett ausgebucht. Auch für Dienstag hatten sich bereits 200 Personen online einen Termin gesichert. Zum Vergleich: In den vergangenen Wochen zählte das Gesundheitsamt durchschnittlich etwa 30 bis 40 Impfungen pro Tag. „Die Menschen haben Lust auf den neuen Impfstoff“, sagt Impfärztin Dr. Aliza Bredl. „Doch leider haben wir deutlich weniger Impfstoff bekommen als erwartet.“ 5500 Dosen sollte die Stadt ursprünglich pro Woche erhalten. Die erste Lieferung umfasste aber nur 450 Dosen. Im Laufe der Woche rechne man mit Nachschub, heißt es aus dem Gesundheitsamt. In welchen Mengen, ist noch unklar.

Nicht jeder kann sich hier einfach impfen lassen

Weil der neue Impfstoff bisher nur in kleinen Mengen vorrätig ist, kann sich derzeit noch nicht jeder impfen lassen, der das möchte. „Wir richten uns streng nach den Stiko-Empfehlungen“, erklärt Bredl. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Omikron-Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna bisher nur für Menschen ab 60 Jahren oder mit schweren Grunderkrankungen. Die haben nun erst einmal Priorität. Das Problem dabei: Das Online-Portal der Stadt, nur dort sind derzeit Termine buchbar, filtert beispielsweise unter 60-Jährige nicht heraus. So kommt es dazu, dass diese dann auch am Empfang im Gesundheitsamt stehen und abgewiesen werden. Auch für einen 58-jährigen Flugbegleiter gibt es am Montag nach längerer Diskussion keine Ausnahme.

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Viele haben sich bereits boostern lassen

Auch in den ersten Arztpraxen ist der Impfstoff bereits eingetroffen. Ein „Run“ auf die neuen Impfstoffe sei dort aber nicht zu erwarten, teilt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein auf Anfrage mit. Viele chronisch Kranke und Ältere hätten sich wie empfohlen bereits in den vergangenen Monaten zum zweiten Mal boostern lassen. „Ebenso werden viele Menschen nach ihrem ersten Booster eine Corona-Infektion durchgemacht haben“, sagt ein Sprecher. Diese habe eine der Auffrischimpfung vergleichbare Wirkung. Genau wie bei der Stadt kam weniger Impfstoff an als bestellt. „Es geht gerade schon wieder so los, wie wir es in der heißen Phase der Corona-Impfkampagne des Öfteren erlebt haben“, ärgert sich der Vorsitzender der KV Nordrhein, Frank Bergmann, am Montag in einem Informationsschreiben an die Praxen über die nicht eingehaltenen Lieferversprechen.

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Auch rund 50 Kölner Apotheken bieten ab dieser Woche das an die Omikron-Variante angepasst Vakzin an – mit den gleichen Problemen. „Laut unseren Berechnungen haben die Arztpraxen und Apotheken in Köln etwa 25 000 Impfdosen der neuen Impfstoffe bestellt“, sagt Thomas Preis, Kölner Apotheker und Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. „Wir gehen aber davon aus, dass bis jetzt aber nur etwa 5000 Impfdosen zur Auslieferung gekommen sind.“ Das Problem der ersten Tage mit dem neuen Wirkstoff könnte sich in den kommenden Wochen allerdings genau in die entgegengesetzte Richtung umkehren. Das Angebot werde größer, die Nachfrage nach dem ersten Ansturm früher oder später eher wieder geringer, glaubt auch Impfärztin Dr. Aliza Bredl. „Jeder der möchte, wird seine Impfung bekommen.“

Termin online vereinbaren – neuer Impfstoff nur für Auffrischung

Termine für eine Impfung mit einem der angepassten Vakzine in der Impfstelle im Gesundheitsamt am Neumarkt sind derzeit nur nach einer Online-Terminvereinbarung über das Portal der Stadt möglich: www.ga-koeln.impfsystem.de

 Die Impfstelle im Gesundheitsamt ist von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Die neuen Impfstoffe werden nur als Auffrischung verimpft, also für eine dritte, vierte oder fünfte Impfung. Auch erste und zweite Impfungen sind weiterhin möglich, mit dem herkömmlichen Impfstoff . Sobald genügend Impfstoff zur Verfügung steht und die Nachfrage groß genug ist, könnte die Stadt weitere Impfmöglichkeiten auch außerhalb des Gesundheitsamts anbieten. Möglich sei etwa ein Impfzelt vor der Lanxess-Arena. Auch ein Impfbus, der verschiedene Stationen in der Stadt abfährt, könnte zum Einsatz kommen.

Menschen über 60 oder mit schweren Grunderkrankungen werden derzeit von der Stadt für die Impfungen mit den neuen Vakzinen priorisiert. Stehen genügend Dosen zur Verfügung, können sich beispielsweise auch jüngere Menschen nach einer Beratung impfen lassen. „Einem jungem Geschäftsmann, der viel fliegt und dessen letzte Impfung schon acht Monate zurückliegt, dem würden wir eine Impfung etwa empfehlen“, erklärt Impfärztin Dr. Aliza Bredl. Eine Impfung mit dem angepasste Omikron-Präparat sei aber auch ohne ausdrückliche Empfehlung möglich.

82 Prozent der Kölner sind nach Schätzungen des Gesundheitsamts bisher vollständig, also zwei Mal geimpft. 70 Prozent haben bereits mindestens eine Auffrischungsimpfung (Booster) verabreicht bekommen. (sim)

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