Interview mit Bastian Campmann„Bei unseren Liedern gehe ich aufs Klo“

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Bastian Campmann

  • Bastian Campmann (44) spielt am Samstag mit seiner Band Kasalla an der Südbrücke.
  • Thorsten Moeck sprach mit ihm auch über das Jubiläum der Band.

Die Bläck Fööss haben kürzlich ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert, die Höhner folgen kommendes Jahr. Sehen Sie sich manchmal schon als alter Mann auf der Bühne?

Da wir ja bei unserem Start schon 30 und älter waren, wäre das mit dem 50-jährigen Jubiläum für uns schwierig. Wir stecken sehr viel Energie in unseren Job und wollen das so lange machen, wie wir diese Energie aufbringen können. Ich würde mir wünschen, dass wir noch zehn oder 20 Jahre Musik machen und vielleicht einen schönen gemeinsamen Abschluss hinbekommen. Ich möchte nicht auf der Bühne sterben.

Kasalla ist aus einer Bierlaune heraus entstanden.

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Neues Album zum Stadionkonzert

6 Alben hat Kasalla bislang rausgebracht. Den Auftakt bildete 2012 „Et jitt Kasalla“. Eigentlich sollte zum Stadionkonzert 2020 ein neues Werkerscheinen, die Veröffentlichung ist aber - wie das Konzert auch – ins Jahr 2022 verschoben worden. Am 17. Juni 2022 steht der Auftritt im Rhein-Energie-Stadion an, für den es noch Restkarten zu kaufen gibt. Zum fünfjährigen Bestehen hatte die Band zweimal die Lanxess-Arena gefüllt. (tho)

Flo Peil kannte ich damals schon länger, wir hatten mit unseren alten Bands mal zusammen gespielt. Wobei er mit „Peilomat“ eine recht erfolgreiche Band hatte, wogegen ich mit meinem Bruder und Kumpels eine Punkrock-Band hatte. Wir haben auf einem anderen Niveau gespielt. Irgendwann standen wir bei einer Hausparty von „Flo“ nachts um drei in der Küche. Wir haben ein wenig rumphilosophiert und landeten bei der Idee: Wir machen Mucke, die wir cool finden. Aber auf Kölsch.

Pirate war das erste Lied und gleich der erste Hit. Wir ist die Nummer entstanden?

Diesem Lied sind wir sehr dankbar, denn es hat uns alle Türen geöffnet. Wir haben im Studio völlig naiv drauflos geschrieben und fanden das schon mal eine ganz ordentliche Nummer.

Wenn Kinder in der Kita oder in der Schule Karnevalslieder singen, dann sind das meist Stücke von Kasalla. Macht Sie das stolz?

Ich fühle mich immer merkwürdig mit dem Wort stolz. Aber natürlich ist das schön. Meine vierjährige Tochter will Pirate auch im Auto hören. Ich genieße das, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sehr schnell die Zeit kommt, in der die Kinder ihre Eltern blöd finden. Aber wenn ich in der Kneipe stehe und es läuft ein Lied von uns, bin ich eher der Typ, der auf den Boden schaut oder auf die Toilette geht, weil ich es immer befremdlich finde, sich selbst zu hören.

In den Kneipen laufen die Hits wie „Stadt met K“ oder „Alle Jläser huh“. Haben Sie eine Lieblingsnummer?

Natürlich sind das auch die Lieder, die ich gut finde. Aber es gibt auch private Favoriten, zum Beispiel „Der Fluss“, eine Hommage an den Rhein. Dies ist meine interne Nummer eins. Die Lieder „Alle Jläser huh“ und „Immer noch doh“ rufen starke Emotionen hervor, wir erhalten regelmäßig Briefe und bekommen Geschichten erzählt, etwa von einer Frau, die den Krebs besiegt hat und meinte, das Lied habe ihr Hoffnung gegeben. Da fühlt man sich sehr glücklich.

Nach dem Radiokonzert bei WDR4 feiert die Band nun Jubiläum mit einem Konzert am Samstag an der Südbrücke. Was erwartet die Fans?

Wir werden uns ein paar Gags überlegen und zwei neue Stücke präsentieren, mit denen wir auch in die Session gehen möchten. Die Lieder heißen „Rudeldiere“, also Rudeltiere, bei dem anderen steht der Titel noch nicht ganz fest, vermutlich wird er „Schälsickjung“ heißen. Ansonsten wollen wir vor allem feiern.

Ende Oktober steht eine Mini-Tour an. Vier Städte in vier Tagen. Endlich wieder raus?

Wir hoffen, dass es stattfindet. Die Städte liegen in verschiedenen Bundesländern mit jeweils eigenen Corona-Schutzverordnungen. Ich will mich noch nicht zu früh freuen. In Hamburg steht in der Verordnung, dass trotz „2G“ nur 150 Menschen rein dürfen bei Veranstaltungen, bei denen „Tanzlustbarkeit“ besteht. Ein wunderschönes Wort. Definiert wird das durch das gleichzeitige rhythmische Bewegen von mindestens zwei Gliedmaßen.

Sie sind Frontmann und Sprachrohr der Band. Ist es lästig, zu vielen Themen eine Meinung haben zu müssen?

Ich finde das spannend, aber bei brisanten Themen muss ich die Privatmeinung von der Bandmeinung trennen. Oft sind wir auf einer Wellenlänge, aber das wird dann abgesprochen. Manchmal äußere ich mich aber bewusst nicht, weil ich es klüger finde, erstmal nachzudenken oder sich zu informieren.

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