Gericht in KölnTragischer Ausgang einer „toxischen“ Liebe – Mann mit 100 Messerstichen getötet

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Außenansicht des Kölner Landgerichts.

Außenansicht des Kölner Landgerichts.

Im Dezember fand ein Sparziergänger die Leiche im Königsforst. Ein 33-jähriger Vater von drei Kindern steht nun wegen Totschlags vor dem Landgericht.

Im Dezember 2022 macht ein Spaziergänger im Köningsforst bei Rath-Heumar einen grausigen Leichenfund. Wegen der niedrigen Temperaturen ist der Leichnam gefroren, zudem weist er Spuren von Tierfraß auf. Schnell wird klar, der Mann wurde Opfer eines Gewaltverbrechens — der Körper war mit Messereinstichen regelrecht übersäht. Wenige Tage nach dem Fund nimmt die Polizei dann einen Familienvater aus der Nähe von Hannover fest, der über ein Jahr lang eine heimliche homosexuelle Beziehung mit dem Opfer geführt haben soll. Seit Juli steht der 33-Jährige Vater von drei Kindern wegen Totschlags vor dem Landgericht. Am Donnerstag forderte die Staatsanwaltschaft nun zehn Jahre Haft wegen Totschlags für den Iraker.

Es habe sich um einen „sehr tragischen Vorfall“ gehandelt, mit dem sich die Prozessbeteiligten die zurückliegenden sieben Verhandlungstage hätten auseinandersetzen müssen, sagte Oberstaatsanwalt Bastian Blaut. Im Sommer 2021 hätten sich die beiden Männer im Internet kennengelernt und anschließend eine homosexuelle Beziehung geführt. Die habe der Angeklagte gegenüber seiner Familie verheimlicht — und umgekehrt seine Familie dem Liebhaber verschwigen.

Spätestens im Frühjahr 2022 habe das spätere Opfer jedoch herausgefunden, dass der 33-Jährige eine Familie habe. Die Beziehung zwischen dem besitzergreifenden Opfer und dem Angeklagten sei fortan „toxisch“ gewesen, sagte Blaut. So habe das spätere Opfer von dem Angeklagten verlangt, sich von seiner Familie zu trennen, ansonsten werde er der Frau von der homosexuellen Beziehung erzählen.

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Ein Tat von „erheblicher Massivität und Brutalität“

Erschwerend für den Angeklagten sei ein „moralisches Dilemma“ hinzugekommen: Als Angehöriger der Glaubensgemeinschaft der Jesiden sei ihm sowohl eine homosexuelle Beziehung, als auch ein Verhältnis zu Muslimen, wie dem späteren Opfer, verboten gewesen. Als letzten Ausweg habe der Angeklagte dann nur noch die Tötung des Liebhabers gesehen. Bei einem Spaziergang im Köningsforst habe der Angeklagte seinen Liebhaber dann mit annähernd einhundert wuchtigen Messerstichen getötet.

Blaut sprach von einer Tat von „erheblicher Massivität und Brutalität“.   Verteidiger Dr. Mario Geuenich plädierte auf einen minder schweren Fall des Totschlags. „Meinem Mandanten ist es äußerst schwer gefallen, die Tat hier einzuräumen“, sagte Geuenich und verwies auf den kulturell-religiösen Hintergrund der Tat. Auch müsse berücksichtigt werden, dass das Opfer den Angeklagten massiv unter Druck gesetzt und gedroht habe, seine Familie zu zerstören. Einen Tötungsplan seines Mandanten zog Geuenich in Zweifel.

Der 33-Jährige hatte in seiner Einlassung eine Notwehrsituation geschildert, wonach sein Liebhaber im Königsforst ein Messer gezogen habe. Kommende Woche soll ein Urteil in dem Fall gesprochen werden.

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