Bürgerhaus Stollwerck in KölnImmisitzung feiert erste Premiere seit 2020 – so war es

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Die Immisitzung im Bürgerhaus Stollwerck

Die Immisitzung im Bürgerhaus Stollwerck

Am Donnerstagabend durften sich die Kölner im Stollwerck über einen kurzweiligen und mitunter auch nachdenklich stimmenden Abend freuen.

Hurra! Hurra! Die Immis sind wieder da! Nachdem Kölns einzige Sitzung mit der Lizenz zur Integration (inklusive Düsseldorfer) drei Jahre lang pausiert hat, feierte sie Donnerstagabend im Bürgerhaus Stollwerck ihre stürmisch umjubelte Wiederauferstehung. Dass nach der letzten Premiere 2020 genau 1095,78 Tage vergangen sein sollen, wie Moderatorin Miriam Chebabi alias Immi Mymmi I, die brasilianische Jungfrau, vorrechnet, kann sich niemand so richtig vorstellen. „21, 22, 23 – rrrumms!“, wundert sich auch Chebabi.

Darauf das erste Kölsch. Es wird, an diesem ebenso kurzweiligen wie mitunter auch nachdenklich stimmenden Abend nicht das letzte gewesen sein. Mit Sicherheit nicht. Es ist ein Abend, den man durchweg genießen kann. Endlich wieder feiern. Und das im Bewusstsein, wie Myriam Chebabi sagt: „Das Zusammenleben ist so dünn und so fragil, dass sich das von einem Moment auf den anderen verändern kann, es gibt nichts kostbarere als den Moment.“

Immi-Sitzung - Stollwerck

Die Immisitzung im Bürgerhaus Stollwerck

Egal, ob man sich als jemand, der die früheren Ausgaben kennt, darüber freut, dass Gracias Devaraj jetzt statt Rosen viel zeitgemäßer zu recyclende Dosen verkauft. Dass sich die Nagelstudio-Mädels von der Band „Läck Fööss“ nun mit Neuzugang Randy (Francisco Rodriguez) in „diverser“ Besetzung präsentieren. Oder dass die beiden Freundinnen Rosi (Mymmi Chababi) und Gisela (Victoria Wiese) sich immer noch die Nasen ordentlich wegen der Kerle begießen, indes sich ein gewisser „Kaiiiii“ als unschmusbar körperlose KI entpuppt. Das Duett „Nur nicht aus Liebe weinen“ gehört zu den Krachern des Abends.

Das Zusammenleben ist so dünn und so fragil, dass sich das von einem Moment auf den anderen verändern kann, es gibt nichts kostbarere als den Moment.
Miriam Chebabi, Moderatorin

Gleichermaßen Neulinge wie Altvordere freuen sich über Ensemble-Nummern wie „Hunde“ – in Erinnerung daran, warum die Kölner Tierheime während der Pandemie wie leergefegt waren, während die Alibi-Vierpfoter sich hinterher an einer Raststätte wie der in Frechen-Nord wiederfanden: „Die Gesellschaft ist auf den Hund gekommen!“

Immi-Sitzung - Stollwerck

Die Immisitzung im Bürgerhaus Stollwerck

Oder über die „Zeitmaschine“, mit der sich die Puppenspieler Robby Göllmann und Andreas List mit ihren Geschöpfen, dem „Franzosen“ und dem (kölschen) „Dicken“, plötzlich vom Balkon herab hinunter auf die Bühne katapultieren. Ihr Forschungsauftrag lautet: „Woher kommt dat Stippeföttche?!“ Wissen das die Sitzungsklüngler mit den Geldbündeln und den Sektgläsern aus den 1960ern? Weiß das der Willi Ostermann? Der Napoleon? Die „Rude Funke“? Der Poldi? Oder: Wissen Sie das? Die Erklärung wird, natürlich, nicht verraten. Aber an dieser Stelle ist ein Kompliment fällig: für den Bühnenbauer. Schöner und galaktischer blinkte eine Zeitmaschine noch nie.

Grandiose Band

Zwei solvente Frauen wollen es klimakorrekt („Wir kaufen nur Forellen aus Bergisch Gladbach – ohne Schleppnetz!“), das neue Verb „wagenknechten“ („Nach links blinken und nach rechts abbiegen“) wird eingeführt. Und zwei Verliebte von woanders, die die deutsche Sprache lernen, scheitern an den Übersetzungsprogrammen ihrer Handys. Um sich am Ende, ganz anders als gedacht, doch noch zu „kriegen“.

Die Band ist grandios, das Billie Eilish Cover „Bad Guy“ als „Miethai“ der Burner, und die Schlussnummer eine der besten jemals: eine Revue in der Revue, die die Geschichte derer abdeckt, die ab der 1960er nach Deutschland kamen, um zu bleiben. Wer bei „Das sind wir“ am End kein Pippi in den Augen hat, der hat kein Herz.


Die Immisitzung

42Euro kosten Sitzplatzkarten für die Immisitzung, Stehplatztickets kosten 17 Euro. Die Immisitzung gastiert bis zum 13. Februar im Bürgerhaus Stollwerck in der Südstadt. Einzige Ausnahme ist Mittwoch, 31. Januar, 19.30 Uhr. Dann findet eine Aufführung in der Stadthalle Köln-Mülheim statt. Für einige Termine gibt es noch Karten.

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