Abo

330 Millionen Euro KostenLinie 4 soll bis Niederaußem fahren

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Endstation Bocklemünd heißt es derzeit in der KVB-Linie 4. In Zukunft könnte die Fahrt bis Niederaußem gehen.

Köln – Wenige Tage nach Dienstantritt des neuen Kölner Verkehrsdezernenten Ascan Egerer schieben die Städte Köln, Bergheim und Pulheim sowie der Rhein-Erft-Kreis gemeinsam ein Großprojekt für die Mobilität in der Region an: Die Linie 4 der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) soll eines schönen Tages bis Bergheim-Niederaußem fahren. Dafür sollen Anfang 2022 die Weichen gestellt werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Worum geht es genau?

Eine im Februar vorgestellte Vorstudie hat ergeben, dass eine Verlängerung der Stadtbahn von Köln in Richtung Niederaußem grundsätzlich sinnvoll und machbar wäre. Demnach könnten Verkehre vom Auto auf die Schiene verlagert und neue Wohngebiete entlang der Strecke per Bahn erschlossen werden. Derzeit fahren bereits drei Linien von Köln in den Rhein-Erft-Kreis: 7 (Frechen), 16 (Wesseling) und 18 (Hürth, Brühl).

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Wie soll die Trasse verlaufen?

Es geht um eine Verbindung vom Kölner Westen über Brauweiler, Dansweiler, Glessen, Oberaußem bis nach Niederaußem. Die Vorstudie hat sechs Varianten untersucht. Sie ergab, dass sich die Linie 4, die derzeit in Bocklemünd endet, besser für eine Verlängerung eignet als die Linie 1, die bis Weiden West fährt.

Warum ist die Linie 4 besser geeignet?

Die Linie 4 zu verlängern, erzeuge einen signifikant größeren Mehrwert, so die Studie. Dafür könne es Fördergelder von Bund und Land geben, bei der Linie 1 nicht. Um Förderung zu erhalten, müssten in Köln, Pulheim und Bergheim Wohnbaugebiete entlang der Trasse geplant werden, die zwingend parallel zum Stadtbahnbau realisiert werden müssten. Für die Linie 4 sprechen kurze Fahrzeiten von Niederaußem in die Kölner City und die Verknüpfung mit dem künftigen S-Bahn-Halt „Bocklemünd“, aber auch ein geringerer Betriebsaufwand und eine einfachere Taktungsmöglichkeit.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was hat die Vorstudie noch ergeben?

Ziel war, mögliche Trassenführungen und Betriebskonzepte zu skizzieren, deren Nutzen-Kosten-Faktor (NKF) über 1,0 liegt, was Bedingung für öffentliche Fördergelder ist. Sie dürfen nicht in Konkurrenz zu geplanten Schienenprojekten wie der S-Bahn 6 (Köln–Pulheim–Mönchengladbach) treten. Untersucht wurden je drei Optionen: bis Widdersdorf, bis Brauweiler und bis Niederaußem. Ergebnis: Nur die Langvariante bis Niederaußem kam auf einen NKF über 1,0. Konkret lag er bei 1,1. „Sie wäre damit als einzige Variante zuschussfähig und realistisch realisierbar“, heißt es in einer Vorlage für den Verkehrsausschuss der Stadt Köln.

Was soll die Verlängerung kosten?

Das kurze Stück von Bocklemünd bis Widdersdorf würde laut Vorstudie rund 132 Millionen Euro kosten. Die relativ hohe Summe liegt darin begründet, dass auf Kölner Stadtgebiet Tunnel zur Unterquerung von Autobahn und DB-Strecke gebaut werden müssen. Die Verlängerung bis Niederaußem schlägt mit geschätzt 330 Millionen Euro zu Buche. Bei dieser Variante ließen sich rund 42 500 Kilometer Pkw-Fahrten pro Tag einsparen. Rund 2060 Neubauwohnungen würden erschlossen.

Was sind die nächsten Schritte?

Die Projektpartner wollen in der zweiten Jahreshälfte 2022 eine Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der Linie 4 beauftragen. Anfang 2022 sollen die Gremien in Köln, Pulheim und Bergheim dazu Beschlüsse fassen, damit die Ausschreibung vorbereitet werden kann. Die vertiefte Untersuchung wird rund zwei Jahre dauern, Ergebnisse sollen bis Ende 2024 vorliegen. Die Kosten wollen sich der Rhein-Erft-Kreis (60 Prozent) und die Stadt Köln (40 Prozent) teilen. Ob, wann und wo gebaut werden kann, ist offen. Verschiedene Varianten, die teils auf Bürgeranregungen zurückgehen, sollen geprüft werden (siehe Grafik).

Rundschau abonnieren