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Aktion CinevilleSo viele Kölner haben ein Abonnement fürs Kino

4 min
Jürgen Lütz

Jürgen Lütz ist Chef des Kölner Programmkinos Odeon uns hat Cineville mitgegründet. 

Seit etwas mehr als einem Jahr läuft die Aktion. Kinos in Köln und Bonn sind beteiligt.

Die Arthouse-Kinoszene steht aufgrund der Konkurrenz von Blockbuster-Kino-Ketten und den Streaming-Diensten unter Druck. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde das neue Abo-Angebot Cineville in Deutschland gestartet, an dem auch viele Kinos in Köln teilnehmen. Jürgen Lütz ist Mitbegründer von Cineville Deutschland, er spricht über die vorläufige Bilanz.

Warum ist Cineville für Sie und die Kollegen so wichtig? Und mit welchen Problemen haben Sie vor allem zu kämpfen?

Cineville versteht sich als Antwort der Filmkunst-Kinos auf die seit ein paar Jahren rückläufige Reichweite und Wahrnehmung von Kino- und Filmkultur. Cineville ist ein Informationsdienst für Kinokultur und interessante Filme. Man muss also kein Mitglied sein, um diese Dienste nutzen zu können. Cineville versteht sich als Lösungsansatz für Probleme, die die Arthouse-Kinos in Deutschland haben.

Wie viele Abonnenten haben Sie deutschlandweit?

Aktuell haben wir rund 5000 aktive Abonnenten und Abonnentinnen. Die Tendenz ist aber steigend.

Und wie viele Abonnenten haben Sie in Köln und in Bonn?

Zusammengenommen aktuell rund 1650 Abonnenten und Abonnentinnen – in Köln etwas über 1500 und in Bonn knapp 120. Aber es kommen auch noch mal gute 100 Mitglieder aus den umliegenden Kreisen dazu. Wegen des attraktiven Angebots haben Cineville-Kinos ein großes Einzugsgebiet. Es ist für uns darüber hinaus erstaunlich, dass unsere Mitglieder ihr deutschlandweit gültiges Abo auch nutzen, wenn sie in anderen Städten unterwegs sind. Die für uns schönste Rückmeldung ist, dass sich durch Cineville das Freizeitverhalten unserer Besucher geändert hat. Die Cineville-Abonnenten sagen, dass sie seit ihrer Mitgliedschaft deutlich öfter ins Kino gehen als ohne Abo und sich auch einfach mal überraschen lassen – sprich, das Risiko eingehen und in einen Film gehen, den noch nicht alle ihre Freunde als lohnend bewertet haben. Oft sind unsere Abonnenten damit die ersten, die etwas zu einem neuen Film erzählen können.

Wir wollen von Jahr zu Jahr kontinuierlich wachsen.
Jürgen Lütz, Chef Odeon

Wie bewerten Sie die aktuellen Zahlen? Und welche Abonnenten-Zahlen wollen Sie deutschlandweit erreichen?

Wir sind mit der Entwicklung unserer Zahlen sehr zufrieden. Wir können unsere Entwicklung ja mit unseren europäischen Partnern in den Niederlanden, Belgien und Österreich vergleichen, und das zeigt, dass wir bereits nach gut einem Jahr die gleiche solide Aufwärtsentwicklung wie die europäischen Kolleginnen und Kollegen haben. Wir wollen von Jahr zu Jahr kontinuierlich wachsen. In den Niederlanden hat Cineville nach 15 Jahren bereits über 80.000 Mitglieder.

Gibt es dennoch Überlegungen, an dem Angebot grundsätzlich etwas zu verändern? Und falls ja, was genau?

Nein, unsere Mitglieder sind mit dem Angebot sehr zufrieden.

Wie sieht es mit kleineren Änderungen an dem bisherigen Konzept aus – zum Beispiel daran, dass man für 20 Euro im Monat beliebig oft ins Kino gehen, alle Filme sehen kann und ein Abo automatisch endet?

Die meisten unserer Abos enden ja nicht bei Ablauf des Jahres, sondern nur das Zwölf-Monate-Abo für 20 Euro. Alle anderen (mit Drei-/Vier-/Sechs-Monate-Zeiträumen) schlagen automatisch eine Verlängerung vor. Da sehen wir keinen Handlungsbedarf.

Also alles bleibt so, wie es ist? Keine Neuerungen?

Doch. Als Kinobetreiber habe ich mir ein Drei-Monate-Abo für 60 Euro für Firmen-Kunden gewünscht, damit Unternehmen diese steuerfrei zu Weihnachten an ihre Mitarbeiter verschenken können. Damit erhoffen wir uns, Menschen zu erreichen, die gar nicht oder nur sehr selten ins Kino gehen. Wir glauben, wenn sie dann unseren Newsletter bekommen oder unsere Programm-App benutzen, sich in unseren Kinos Filme anschauen, werden sie schnell merken, wie relevant Kino gerade in so herausfordernden Zeiten wie heute ist.

Gibt es Überlegungen, den Abo-Preis zu erhöhen?

Nein, für eine Preiserhöhung der Abonnements gibt es aktuell keinen Grund.

Und ist geplant, Kinos außerhalb der großen Städte mit aufzunehmen? Oder scheitert dies am Interesse der jeweiligen Kinos?

Grundsätzlich steht Cineville allen Filmkunstkinos offen. Aber wir überlegen mit den Kinos zusammen, was am meisten Sinn macht. Eine Frage zum Beispiel ist, ob das Angebot bei einem Einsaal-Kino ausreicht, um für die Abonnenten attraktiv zu sein? Wir schauen dann zusammen an, ob es vielleicht andere Kinos in der Nähe gibt, mit denen für das Abo gemeinsam geworben werden kann.

Das Cineville-Angebot

Mit einem Cineville-Abo kann man in den angeschlossenen Kinos so oft Filme anschauen, wie man möchte. Dazu gehören Neustarts, Film-Reihen und die meisten Festivals und Sonderevents in diesen Kinos. In Köln sind an das Abonnement-Angebot die Kinos Odeon, Weisshaus-Kino, Off Broadway, Cinenova, Filmpalette, Filmhaus Köln, Lichtspiele Kalk, Metropolis Köln, Rex am Ring, Odonien und das Filmforum im Museum Ludwig angeschlossen.

In Bonn sind es die Neue Filmbühne Beuel, Rex-Lichtspieltheater und die Bonner Kinemathek. Abo-Preise: Ein Cineville-Abo kostet für Erwachsene bis 25 Jahre 22 Euro, ab 26 Jahren dann 24 Euro. Die Laufzeit beträgt mindestens vier Monate und ist danach monatlich kündbar. Ein Jahres-Abo gibt es für 20 Euro im Monat. Dieses endet automatisch nach Ablauf des Jahreszeitraums. (dhi)

www.cineville.de