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Umgestaltung in KölnDer ungeliebte Ebertplatz soll neu belebt werden

Lesezeit 4 Minuten
Der Blick von oben auf den Ebertplatz, auf dem zwei Personen stehen.

Der Ebertplatz ist meist ziemlich trist. Der Platz soll in den warmen Monaten erneut mit Aktionen belebt werden.

Seit 2018 laufen die Diskussionen um die Umgestaltung des Ebertplatzes. Nun soll ein externes Platzmanagement kurzfristig neue Impulse setzen. Beim Veedelstreff wurde erst einmal viel Frust laut.

Es ist schwer einzuschätzen, ob es Verzweiflung ist oder Resignation. Wenige kämpfen für den Ebertplatz, manche für eine Neugestaltung oder für ein Ende der Drogenkriminalität, andere dafür, die kleine Kulturszene zu erhalten, die sich dort seit Jahren hält. Viele dagegen machen den Eindruck, als hätten sie den Platz aufgegeben. Das zeigt sich beim ersten Veedelstreff nach der Pandemie, am Mittwochabend im rappelvollen Saal des „Kölsche Boor“ am Eigelstein.

Studierende waren gekommen, um frische Ideen zu präsentieren. Die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Eva Herr, wollte über die langfristige Umgestaltung des Ebertplatzes sprechen – zumindest versprach das die Einladung des Bürgervereins. Auch Baudezernent Markus Greitemann war gekommen.

Gegenwind für neue Ideen

Die Stimmung jedoch war angespannt. Gerade bei den Anrainern scheint der Frust über den Status Quo groß zu sein. Fragen wurden kaum gestellt. Viele reagierten auf die Vorschläge der Studierenden der TH Köln, die drei Interventionen für die Sommermonate vorstellten (siehe Infotext unten), mit Verdruss. „Die Alten und Behinderten werden wieder vergessen“, hieß es aus dem Publikum.

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Dabei soll eine Treppe durch eine Treppe ersetzt werden. Der Weg vom Eigelstein auf die untere Ebene des Platzes ist jetzt nicht barrierefrei und wird es auch mit der geplanten Freitreppe im Sommer nicht werden. Ob dieser Zugang jemals barrierefrei wird, kann aber auch noch niemand sagen. Die Hoffnung verblasst langsam, umso mehr kocht der Frust hoch, für den ein Ventil her muss. An diesem Abend sind es die Studierenden, die eigentlich mit ihren Ideen Mut machen und Veränderung bewirken wollen.

Die Stadtverwaltung muss jetzt Tempo machen und den Kreislauf einer endlosen Zwischennutzung durchbrechen.
Florian Weber, CDU-Ratsfraktion

Anschließend stellte Eva Herr die Pläne der Stadt für eine erneute Zwischennutzung im Sommer vor. Die Ausschreibung für einen externen Platzmanager sei so gut wie fertig. Anschließend soll gemeinsam mit den gastronomischen und kulturellen Akteuren wie beispielsweise dem Brunnen-Verein am Platz über die Bewerbungen beraten werden. Der ambitionierte Plan der Verwaltung sieht vor, dann auch noch eine Rückmelde-Runde der Bewerber sowie eine erneute Beratung der Verwaltung durchzuziehen, bis der Platzmanager feststehen soll. Ob das alles bis Ende Mai klappt, hielten viele Zuhörer für nahezu unmöglich. Doch laut Herr sollen die Profis zur Sommerpause loslegen und gleich eigene Ideen umsetzen, anschließend werde evaluiert. Und die Ergebnisse sollen die Basis für die langfristige Umgestaltung ausmachen.

Die Frage, was die Stadt denn in den drei Jahren der bisherigen Zwischennutzungen gelernt hat, blieb so gut wie offen. Es sei lediglich nicht mehr möglich, dass die Mitarbeiter der Verwaltung den Platz managen. Das Geld für das externe Management kommt von der Stadt. Erst im Mai 2022 gab der Stadtrat eine Million Euro für zwei Jahre weitere Zwischennutzung und Bespielung des Platzes frei. Im Gespräch sind seit Jahren eine ebenerdige komplette Neugestaltung (Variante 1) und der teilweise Erhalt (Variante 2) des Platzes. Baudezernent Markus Greitemann versicherte aber am Mittwochabend, dass der Ebertplatz für ihn höchste Priorität habe.

Anwohner baden Probleme aus

Florian Weber ist gewähltes Stadtratsmitglied der CDU für die Innenstadt-Nord. Er ist im Agnesviertel zu Hause und verkehrt täglich am Platz. Für ihn ist klar: „Der Ebertplatz muss dringend umgebaut werden. Die Verbesserungen der Stadt mit Kulturprogramm, Brunnen und Gastro-Container entspannen die Lage nur zeitweise. Die meiste Zeit müssen die Anwohnerinnen und Anwohner die Probleme ausbaden.“ Er fordert: „Die Stadtverwaltung muss jetzt Tempo machen und den Kreislauf einer endlosen Zwischennutzung durchbrechen.“


Studierende gegen frische Impulse für den Platz

Drei Monate lang sollen die drei Interventionen in diesem Sommer auf dem Ebertplatz bestehen. Wann genau die sogenannten Interventionen aufgebaut werden sollen, hängt von ausstehenden Genehmigungen ab. Finanziert werden die temporären Maßnahmen durch die Stadt und Sponsorengelder.

Eine Freitreppe (siehe Modell) soll den Eigelstein besser mit dem Platz verbinden. Der jetzige Zugang vom verkehrsberuhigten Bereich aus wird für die Zeit zugemacht. Passanten müssen die Straßen überqueren, aber nicht mehr an einer Ampel. Temporärer soll der Verkehr einspurig gemacht und ein Fußgängerüberweg eingerichtet werden. Die Freitreppe soll zudem Hochpunkte und Podeste erhalten, von denen der Platz überblickt werden kann. Die Konstruktion wird als Gerüst realisiert, so kann sie nach Ende der drei Monate einfach wieder abgebaut werden. Sie wird durch eine zeitlich begrenzte Sondergenehmigung für „fliegende Bauten“ realisiert.

Sitzbänke und Podeste sind im Bereich der Unterführung geplant. Sie sollen aus Holz bestehen und so an den Tragesäulen aufgestellt werden, dass Gruppen dort Platz nehmen und sich unterhalten können. Eine künstlerische Konstruktion in der Sichtachse vom Eigelstein bis zur Kirche St. Agnes soll den Ebertplatz mehr ins Blickfeld der Passanten rücken. Das Modell samt Erklärungen wird bis zum 1. März in einem der Kulturräume auf der unteren Ebene gezeigt.

Die Interventionen stammen von den Studierenden: Simay Aydin, Chrisa Fitila, Johannes Gerling, Fela Bancken, Jo Chirchietti, Clara Grothkopp, Olivia Oelsen, Lisa Schmitz und Lilian Bander.

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