Einen besonderen Beitrag zur Energiewende leistet das Pilotprojekt „Wärmeengel“, bei dem Wärme per Lkw zum Abnehmer transportiert wird.
PilotprojektWenn die Wärme aus Lindlar per Lkw geliefert wird

Im Blockheizkraft auf der Leppe-Deponie wird das Deponiegas verstromt, dabei entsteht Wärme, die jetzt für das Berufskolleg in Dieringhausen genutzt werden soll. Das Projekt stellte das Team mit (v.l.) Prof. Peter Stenzel, Elena Eßer, Frank Herhaus und Jonathan Heyde vor.
Copyright: Dierke
Auf dem Entsorgungszentrum Leppe mit seinem Innovationsstandort Metabolon gibt es reichlich überschüssige Energie, überwiegend in Form von Wärme. Durch die Vergärung der Abfälle im großen Kegel entstehen Deponiegase, die gesammelt, gereinigt und dann in Blockheizkraftwerken in elektrische Energie umgewandelt werden. Das geschieht auch mit den Gasen, die bei der Vergärung der Bioabfälle auf der Deponie entstehen.
Während der Strom weitgehend vor Ort verbraucht und überzählige Energie in das öffentliche Netz eingespeist wird, entweicht die bei der Verstromung entstehende Wärme bis lang ungenutzt in die Umwelt. Und das soll sich mit einem gemeinsamen Projekt von Kreis, Technischer Hochschule und Bergischem Abfallwirtschaftsverband künftig ändern. Sie haben unter dem Titel „Wärmeengel“ ein Projekt ins Leben gerufen, das auf einer Masterarbeit an der TH basiert.
Fördermittel sind beantragt
Mittlerweile sind Fördermittel von EU und Land beantragt, der Förderantrag liegt bei der Bezirksregierung vor und man hoffe auf einen positiven Bescheid gegen Ende des Jahres, sagt Frank Herhaus, Umweltdezernent des Oberbergischen Kreises. Zusammen mit Jonathan Heyde, beim Kreis zuständig für Erneuerbare Energie, Elena Eßer, technische Leiterin des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes (Bav), und Prof. Peter Stenzel von der TH Köln stellte er das Projekt auf Metabolon vor.
Alles zum Thema Technische Hochschule Köln
- MINT-Festival Das kann alles am Samstag in Köln erforscht werden
- Im Rathaus So wurden ausländische Studierende in Köln empfangen - „Bestellt Kölsch, kein Bier“
- „Yuliia, der Krieg hat begonnen!“ Ukrainische Geflüchtete aus Erftstadt erzählt ihre Geschichte
- TH Köln 655 Erstsemester am Campus Gummersbach
- Präsidentin der TH Köln „Studium ist mehr als eine Abfolge von Lehrveranstaltungen“
- Nachhaltigkeit Schallschutzwand aus Lehm an der Rettungswache in Ruppichteroth ist Vorzeigeprojekt
- Herzensprojekt für den guten Zweck Bücherbörse an der TH Köln ist zurück – 30.000 Stück im Angebot
Ein wesentliches Problem sei, dass es für die überschüssige Wärme auf dem Entsorgungszentrum keine Abnehmer in der Nähe gebe. Der Transport per Leitung zum Industriegebiet Klause etwa, sei aufwendig und würde sich nicht rechnen, so Elena Eßer. Man habe eine Wärmequelle, aber keine Wärmesenke in der Nähe. Die Idee sei gewesen, die Wärme zu einem Verbraucher zu transportieren, der allerdings durfte nicht zu weit entfernt liegen, denn der Transport belaste die Umwelt durch Treibstoffverbrauch.
Transportweg beträgt 16 Kilometer
Ein Transport mit einem Lkw sei aus Umweltgründen nur im Nahbereich sinnvoll, zudem müssten die Menge der transportierbaren Energie und die Abnahme zueinander passen, damit nicht zu viele Fahrten nötig sein. Ein Umkreis von 20 Kilometer sei akzeptabel. Bei seiner Suche wurde das Projekt-Team fündig, das Berufskolleg Dieringhausen, das 16 Kilometer entfernt liegt. Bis auf die Wochenenden und Ferien gibt es einen regelmäßigen Wärmebedarf, der mit der überschüssigen Wärme von der Deponie auch in strengen Wintern problemlos gedeckt werden könne. Insgesamt könnten elf Schulen mit dem Überschuss versorgt werden oder 650 Haushalte, berichtet Eßer.
Doch wie kann die Wärme transportiert werden? Die Lösung sei gar nicht so kompliziert, wie man meinen könnte. Natürlich werde nicht einfach heißes Wasser erzeugt und dann gut isoliert transportiert, aber es werde eine Flüssigkeit verwendet. Man müsse sich das so vorstellen, wie bei den Taschenwärmern, die mit einem Klickmetall funktionieren. Die Flüssigkeit ist ein Salzkonzentrat, eine übersättigte Lösung, das die Energie aufnimmt und die Wärme auch entsprechend wieder abgeben kann. Mehr als 10.000 Zyklen sind möglich. Der Transport könne in eine Art Silo-Container erfolgen, der vor Ort abgeladen werden könne. Der Prozess der Wärmeaufnahme und -abgabe könne ständig wiederholt werden, so dass mit wenigen Containern eine Rundum-Versorgung sichergestellt werden könne.
Das Pilotprojekt, das von der TH begleitet wird, sei ein Beitrag zum Energiewandel und passe sehr gut in das Umweltschutzprogramm Kuno des Kreises, so Herhaus.
Das Projekt in Zahlen
16 Kilometer liegt das Berufskolleg Dieringhausen, vom Entsorgungszentrum Leppe entfernt.
8 Stunden dauert die Entladung in das Heizsystem, der Speicher schafft mehr als 10.000 Zyklen. 2,5 Megawattstunden Abwärme kann das System aufnehmen. 3 Blockheizkraftwerke (BHKW) verstromen das Deponie- und das Biogas, der Strom wird in das Netz eingespeist. Ein Teil der Abwärme wird in einem Nahwärmenetz am Standort genutzt. 11,6 Gigawattstunden betrug der Wärmeüberschuss aus Deponiegas- und Biogas-Blockheizkraftwerken im Jahr 2023. 650 Haushalte, 11 Schulen, 20 Pflegeheime oder 22 Schwimmbäder könnten damit pro Jahr versorgt werden. 910.000 Kilowattstunden Wärmebedarf hat das Berufskolleg Dieringhausen jährlich. 182.000 Kilogramm an CO₂-Emissionen verursacht die Erdgasversorgung am BK Dieringhausen jährlich. 55.000 Kilogramm CO₂ fallen durch das mobile Wärmetransportsystem Wärmeengel eingespart an.127.000 Kilogramm CO₂ könnten durch das Projekt jedes Jahr eingespart werden.