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Beschwerde eingelegtVergabestreit um Weihnachtsmarkt am Kölner Dom geht weiter

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Eine 25 Meter hohe Rotfichte wurde am Dienstag für den Weihnachtsmarkt am Kölner Dom aufgestellt.

Eine 25 Meter hohe Rotfichte wurde am Dienstag für den Weihnachtsmarkt am Kölner Dom aufgestellt.

Die Veranstalterin des Weihnachtsmarkts am Dom hat Beschwerde bei der Vergabekammer Rheinland gegen die Aufhebung der Ausschreibung für die Jahre 2026 bis 2030 eingelegt.

Auf dem Kölner Roncalliplatz läuft der Aufbau des Weihnachtsmarkts seit Tagen auf vollen Touren. Am Donnerstag wurde dort ein 25 Meter hoher Weihnachtsbaum aufgestellt. Der „Markt der Herzen“ vor der prächtigen Kulisse des Kölner Doms startet am 17. November. Mit rund fünf Millionen Besuchern pro Jahr zählt er zu den bekanntesten der Welt und ist ein absolutes Aushängeschild für die Stadt Köln. Doch wer den Budenzauber in den nächsten Jahren ausrichten wird, ist weiterhin unklar.

Vor drei Monaten hatte die Stadt überraschend das Ausschreibungsverfahren für die Vergabe der Dienstleistungskonzession für die Jahre 2026 bis 2030 aufgehoben. Nun droht ein langer Rechtsstreit. Nach Rundschau-Informationen hat die bisherige Veranstalterin, die „Kölner Weihnachtsgesellschaft mbH“ (KW) gegen die Aufhebung des Verfahrens durch die Stadt Beschwerde bei der Vergabekammer Rheinland der Bezirksregierung Köln eingelegt.

Hintergrund: Im Auswahlverfahren der Stadt hatte sich die KW durchgesetzt, aber nicht den Zuschlag erhalten. Im Juni bekam sie von der Verwaltung und einer Findungskommission aus Mitgliedern der Bezirksvertretung Innenstadt und des Stadtrats die höchste Bewertung und setzte sich knapp gegen den Zweitplatzierten durch. Doch eine offizielle Mitteilung der Stadt über den Zuschlag blieb aus. Stattdessen erhielten alle Bewerber Anfang August ein Schreiben, dass neu ausgeschrieben werde.

Sechs Unternehmen hatten sich für Weihnachtsmarkt am Dom beworben

Das Kölner Ordnungsamt erklärte, man habe bei der Ausschreibung Fehler gemacht und müsse sie daher aufheben. Ratsmitglieder bezeichneten dies damals als merkwürdig und äußerten die Vermutung, man habe gezielt Gründe gesucht, um das Verfahren neu aufzusetzen. Denn dadurch würden unterlegene Bieter erneut eine Chance erhalten, den lukrativen Weihnachtsmarkt zu übernehmen. Es geht um viel Geld. Insgesamt sechs Unternehmen haben sich im ersten Verfahren für die Konzession beworben.

Ein großer beleuchteter Weihnachtsbaum auf dem Weihnachtsmarkt am Kölner Dom.

Der große Weihnachtsbaum mit dem Lichterzelt ist ein Markenzeichen des „Markts der Herzen“ am Dom

Der Fall hat ein Geschmäckle, weil unterlegene Bieter nach dem Votum der Findungskommission Rügen bei der Verwaltung einreichten und sich dabei explizit auf das Veranstaltungskonzept der Kölner Weihnachtsgesellschaft bezogen. So wurde etwa kritisiert, im Konzept der KW sei ein Rettungsweg durch ein Karussell blockiert, was die KW zurückwies. „Wie kann es sein, dass unser vertraulich zu behandelndes Weihnachtsmarktkonzept offenbar in die Hände konkurrierender Unternehmen geraten ist?“, fragte sich damals nicht nur KW-Geschäftsführerin Monika Flocke.

Ein Sprecher der Bezirksregierung bestätigte den Eingang der Beschwerde: „Der Vergabekammer Rheinland liegt eine Eingabe dazu vor und ist dort in Bearbeitung. Wann mit einem Abschluss des Verfahrens zu rechnen ist, kann derzeit nicht prognostiziert werden.“

Gegen eine Entscheidung der Vergabekammer kann Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) eingelegt werden. Das kann zu langwierigen Verfahren führen und hat im Fall des Rechtsstreits um die Deutzer Kirmes dafür gesorgt, dass das Volksfest dieses Jahr im Frühjahr und Herbst ausgefallen ist und auch an Ostern 2026 nicht stattfinden wird. Grund: Das OLG verhandelt erst am Mittwoch, 22. April 2026, über den Fall, und die Beschwerde hat aufschiebende Wirkung. Demnach darf die Stadt Köln die Dienstleistungskonzession für die Ausrichtung der Kirmes nicht vergeben, bis das OLG entschieden hat.

Stadt Köln hat bisher keine neue Ausschreibung veröffentlicht

Wann die zweite Ausschreibung für den Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz gestartet wird, ist derzeit unklar. Eine Sprecherin der Stadt Köln sagte auf Anfrage: „Die Stadt arbeitet weiterhin mit Hochdruck am neuen Vergabeverfahren, um dieses zeitnah veröffentlichen zu können. Ein genauer Zeitpunkt zur Veröffentlichung kann aktuell nicht benannt werden. Da das Vergabeverfahren aufgrund von Verfahrensfehlern aufgehoben werden musste, ist die Verwaltung zunächst in eine vertiefte Analyse eingestiegen, um erneute Verfahrensfehler auszuschließen.“ Aufgabe der Stadt sei es, „ein rechtssicheres Vergabeverfahren durchzuführen“.

Sollten nach einer Neuvergabe unterlegene Bieter klagen, käme eine finale Gerichtsentscheidung des OLG möglicherweise erst nach Weihnachten 2026 zu Stande. Der „Markt der Herzen“ müsste aber dennoch im nächsten Jahr nicht ausfallen. Denn die Stadt hätte dann die Möglichkeit, ihn übergangsweise für ein Jahr an den bisherigen Betreiber zu vergeben.

KW-Geschäftsführerin Monika Flocke erklärte am Dienstag bei der Aufstellung des Weihnachtsbaums auf dem Roncalliplatz, sie sei zwar voller Vorfreude auf den am 17. November beginnenden Weihnachtsmarkt, aber zugleich „traurig und enttäuscht“ darüber, dass die Stadt das Vergabeverfahren ohne gewichtige Gründe einfach beendet habe. Es habe sie überrascht, dass die Verwaltung - möglicherweise unter dem Einfluss der Beschwerden von Mitbewerbern - „das Bieterverfahren wegen angeblicher eigener Fehler in der Ausschreibung aufgehoben hat, und zwar aus Gründen, die vorgeschoben wirken und in keinem Verhältnis zum Ausschreibungsvolumen und Inhalt insgesamt stehen“.

Der Schritt, bei der Vergabekammer Beschwerde gegen die Entscheidung der Stadt einzulegen, „ist uns sehr schwergefallen“, sagte Flocke, „weil wir mehr als 15 Jahre mit der Stadt Köln sehr gut zusammenarbeiten und gemeinsam trotz Baustellen, Corona und zunehmender Sicherheitsanforderungen herausragende Weihnachtsmärkte veranstaltet haben“. Man wolle jedoch „ein für uns faires Bewerbungsverfahren“. Co-Geschäftsführer Fabian Schulte-Terboven erklärte, in den rund fünf Wochen Öffnungszeit vom 17. November bis 23. Dezember werde der Markt der Herzen noch einmal seine Einzigartigkeit unter Beweis stellen und zeigen, warum er den Zuschlag verdient habe.