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Konzert in der Arena„The Lumineers“ verzaubern ihr Publikum mit emotionaler Show

Lesezeit 3 Minuten
Die US-amerikanische Band The Lumineers um Sänger Wesley Schultz gastierten am Donnerstag in Köln.

Die US-amerikanische Band The Lumineers um Sänger Wesley Schultz gastierten am Donnerstag in Köln.

Mit Hits wie „Ho! Hey!“ wurde die Band weltweit bekannt. Donnerstagabend machen die Folk-Rocker auf ihrer „Automatic Worldtour“ Station in der Lanxess Arena.

Kontaktlinsendünne-Keramikschalen-Verblendungen-für-Zähne ist ein echt doofer Name für eine Band. Aber als Wesley Schultz und Jeremiah Fraites 2005, damals 21 und 19 Jahre jung, begannen, als The Lumineers aufzutreten, kamen die kostenintensiven Kauleisten-Verhübschungen der Marke „lumineers“ in den USA gerade erst auf. Von dem, was später als Statussymbol in vieler Munde sein sollte, unter anderem in dem von Taylor Swift, hatten Schultz und Fraites vermutlich null Ahnung. Ihnen gefiel einfach der Name. 

Donnerstagabend machen die Folk-Rocker, inzwischen zur stattlichen Band angewachsen, auf ihrer „Automatic Worldtour“ Station in der Lanxess Arena. Dass sie solche Formate, und noch größere, durchaus ausfüllen können, haben sie 2022 auf ihrer letzten globalen Konzertreise bewiesen. In Köln klappt das leider nicht, die Oberränge bleiben leer. Bei dieser Band, die seit ihrem Debüt-Album „The Lumineers“ 2012 immense Erfolge verzeichnen konnte, ziemlich unverständlich. Und auch traurig.

Man hätte Schultz und Fraites, heute 42 und 39 Jahre alt, und ihren Mitmusikern ein rappelvolles Haus gegönnt. „The Lumineers“ sind wandlungsfähig in jeder Hinsicht. Ständig wechseln sie die Plätze, die Instrumente, die Gefühlsebenen. Live kommen sie rauer und unmittelbarer daher als auf den Studioalben.

Das merkt man schon am Intro „Same Old Song“, das mit einem Trommelfeuer von Fraites beginnt, um dann von der Band in die melancholische Gesangssüße von Schultz hineingetragen zu werden. Die aber hier gleichsam abgeschliffen wirkt, so, als hätte man bei einem Macaron einen Teil der Zuckergussschicht weggeraspelt. Schmeckt aber immer noch lecker.

Mit Konfetti-Regen und romantischen visuellen Effekten zogen „The Lumineers“ das Publikum in ihren Bann.

Mit Konfetti-Regen und romantischen visuellen Effekten zogen „The Lumineers“ das Publikum in ihren Bann.

„Charlie Boy“, das vom Onkel handelt, der überzeugter Demokrat war und im Vietnamkrieg fiel, ist zugleich elegisch und dynamisch, von irischer Prägung und atemberaubender Frische. Die ihre gesangliche Dopplung erfährt durch Gastsänger Michael Marcagi, der schon im Vorprogramm zu hören war.

„Ho! Hey!“ echot es um 21.38 Uhr durch die Halle, als der Song erklingt, mit der die Lumineers 2011 ihren Durchbruch hatten. Bei „Brightside“ klettert Schultz über die Absperrung und singt das Stück bei Gang mitten durch die Menge. Wo andere einen Ring von Bodyguards brauchen, genügt hier ein Kameramann, der ihn und seinen Weg von hinten ausleuchtet. Bereitwillig teilt sich die Menge, um beiden Platz zu machen.

„The Lumineers“ in Köln: Bandgründer zeigen enge Verbundenheit

Bei „Sleep On The Floor“ fällt dichter Konfettiregen, fast so, als solle er den Boden polstern, um weicher darauf liegen zu können. Auf den hochformatigen Leinwänden im Hintergrund wird während des Konzerts das Thema Country visualisiert, mit Bildern von Wäldern im Jahreswechsel, rustikalen kleinen Holzhäusern oder schroffen Felsformationen und weiten Tälern. Und vorher, passend zum zeitkritischen fünften Album „Automatic“, werden Musikkassette, Kofferradio und Farbbalkensignal zu Symbolen für Vergangenes.

In jeder Faser merkt man Schultz und Fraites ihre enge Verbundenheit an. Da bedarf es gar nicht erst des Dankes vom ersteren an den letzteren. Für die 20 Jahre, die sie jetzt gemeinsam Musik machen. Schultz – im ochsenblutfarbenen Anzug und mit geflochtenen Zöpfen unterm Käppi – und Fraites mit Hut, Hosenträgern, weißem Hemd und dunklen Hosen – wirken wie Brüder.

Zu den anrührendsten Momenten gehören das kristallklare „Automatic“ mit Fraites als Gesangsbegleitung am weißen Flügel und „Cleopatra“, von Schultz deklamiert wie eine Ode, klagend begleitet von Geigerin Lauren Jacobson, um später in ein einziges Wiegen und Wogen und Tanzen überzugehen. Alles in allem: ein traumhaft schöner Abend.