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Handball Champions LeagueDer Held mit der kaputten Schulter

Lesezeit 3 Minuten
Moment des Glücks und der Freude: Gisli Kristjansson mit dem Champions League-Pokal.

Moment des Glücks und der Freude: Gisli Kristjansson mit dem Champions League-Pokal.

Der SC Magdeburg hat die Handball-Champions League gewonnen und sich im rein deutschen Finale gegen mit Gisli Kristjansson an der Spitze als Mentalitätsmonster erwiesen. 

Gisli Kristjansson hat sich wahrscheinlich einfach nur erinnern müssen. An den 18. Juni 2023 und wie er den SC Magdeburg nach 21 Jahren Wartezeit zum Champions League-Sieg geführt hatte und wertvollster Spieler des Endspiels gegen Kielce wurde. Eine Erinnerung, die dem Isländer für immer bleibt und die ihm unfreiwillig zwei Jahre später auch als Vorlage diente.

Der 25-Jährige hatte sich 2023 kurz vor Ende des Halbfinal-Krimis gegen den FC Barcelona die Schulter ausgekugelt und musste vom Feld getragen werden. Ein Einsatz im Finale schien undenkbar. Der Magdeburger Spielmacher lief aber auf, erzielte sechs Tore gegen den deutschen Nationaltorhüter Andreas Wolf im Tor der Polen und war der entscheidende Akteur auf dem Parkett der Lanxess-Arena.

Eine Sport-Geschichte, die sich am Sonntag so ähnlich wiederholte und vielleicht noch ein bisschen schöner war. Kristjansson hatte sich zwei Wochen vor dem Final Four der Champions League im Bundesligaspiele gegen Lemgo verletzt — wieder an der lädierten linken Schulter. Er fehlte den Magdeburgern in den letzten zwei Bundesligaspielen und musste mitansehen, wie die Füchse Berlin seinem Team den deutschen Meistertitel entrissen. Ein winziger Punkt Vorsprung war es nach 34 Spieltagen gewesen.

Kristjansson im Halbfinale nur in einer Nebenrolle

Kristjansson lief trotz Schmerzen bei der Halbfinal-Neuauflage von 2023 gegen Barcelona auf, hielt sich beim dramatischen 31:30 mit einem Tor aber zurück und spielte nur eine Nebenrolle. Sein Landsmann Omar Ingi Magnusson und Siegtorschütze Tim Hornke waren die entscheidenden Leute.

Im Finale war es dann aber Kristjansson, der dem Duell mit den Füchsen von Beginn an seinen Stempel aufdrückte. Der Treffer zum 5:5 war schon sein dritter und immer wenn es knapp zu werden drohte, war es die Nummer Zehn des SCM, die Lösungen fand. „Unsere Ausstrahlung, unsere Energie war besonders. Wir waren bereit und es ist ein geiles Gefühl, das zu merken“, beschrieb der Isländer die mentale Stärke seines Teams.

Das ist Balsam auf unsere Seelen.
Bennet Wiegert, Trainer SC Magdeburg

32:26 stand es nach 60 Minuten und die Schmerzen in der Schulter spielten keine Rolle mehr, als Kristjansson mit seinen acht Endspieltreffern erst die MVP-Auszeichnung entgegennahm und dann mit seinen Teamkameraden den Champions League-Erfolg feierte. „Wir waren auf einer Mission. Uns hat motiviert, dass wir diese Saison dreimal Zweiter waren. Immer hat was gefehlt. Diesmal hat nichts gefehlt.“

„Die Widerstandsfähigkeit, die diese Mannschaft   gezeigt hat, ist beeindruckend. Das kommt intrinsisch von den Spielern. Sie haben den Anspruch, sich ständig zu entwickeln, sich ständig mit dem Besten zu messen“, lobte   Bennet Wiegert. Der 43-jährige Magdeburger Trainer sah neben einer starken Abwehrleistung einen überragenden Sergey Hernandez. Der spanische Torwart, der im Halbfinale gegen HBC Nantes (34:24) schon nach 20 Minuten ausgewechselt wurde, entnervte die Füchse um den dänischen Welthandhandballer Mathias Gidsel (7 Tore) mit 18 Paraden.

„Das ist Balsam auf unseren Seelen“, sagte Coach Wiegert mit Blick auf die knapp verpassten Titelchancen dieser Saison. „Es hätte eine harte Saison werden können. Jetzt fühlt es sich an, wie ein krönender Abschluss und wir werden über die Saison unser Leben lang sprechen.“ Bedanken durfte er sich einmal mehr bei Gisli Thorgeir Kristjansson, der sich ins Jahr 2023 zurückversetzt fühlte: „Es ist ein Déjà-vu.“