Teddy Teclebrhan vereint Stand-up-Comedy, Musik und gesellschaftliche Themen in einer mitreißenden Show in Kölns Lanxess Arena.
Vier Shows in der Lanxess-ArenaRund 55.000 wollen Teddy Teclebrhan sehen

Comedian und Musiker Teddy Teclebrhan
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Auch wenn ganz Deutschland einen ganzen Tag lang vom Bombenfund in Köln-Deutz redete, ist er überhaupt kein Thema in der Show des Comedians und Sängers Tedros Teclebrhan (41) – dem Publikum besser bekannt als Teddy. Gerade, weil er den ersten seiner vier aufeinanderfolgenden NRW-Auftritte in der Lanxess-Arena dafür schieben musste, wäre das eigentlich eine gute Vorlage gewesen.
Doch egal. In seiner Show mit dem skurrilen Titel „Halb Mensch, halb Disco“ herrscht trotzdem Bombenstimmung, auch wenn sie wie immer bei diesem geborenen Entertainer erst langsam an Fahrt aufnimmt. Denn zunächst tänzelt Teddy alleine vor den geschlossenen Vorhang und macht erst mal seinen Stand-up-Part.
Gebürtig aus Eritrea
Der gebürtige Eritreer, der als Kind mit zwei Brüdern und seiner Mutter nach Deutschland kam, spart dabei auch heikle Themen wie Rassismus nicht aus. „Danke, Deutschland, dass ich noch hier sein darf“, ruft er in die Menge und erzählt, wie irritiert seine Familie von den Remigrations-Plänen einiger Menschen in unserem Land ist.
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Dabei würde seine Mutter ohnehin keiner aus Deutschland bekommen, denn „mit Müttern legt man sich nicht an“, ruft Teddy in die Menge. Dem schließt er gleich noch ein Plädoyer für alleinerziehende Mütter an, denn er selbst wuchs ohne Vater auf.
Bockwurst in der Hosentasche
Dabei hätte er doch so gerne „einen richtigen Mann als Vater“ gehabt, erklärt er in Macho-Sprache und parodiert alles, was einen deutschen Mann auszeichnet, der immer eine Bockwurst in der Hosentasche hat, wenn er mal hungrig wird.
Seinen Vater habe er erst vor fünf Jahren wiedergesehen. Ein emotionaler Moment, dem sich aber sofort die Frage nach fälligen Alimenten anschloss. „Wie willsch du zahlen, in Raten?“ soll der fiktive Teddy den Dad beim Abschied auf Schwäbisch gefragt haben.
Stoffhamster wiederbelebt
Denn in Mössingen, am Fuß der Schwäbischen Alb, wuchs er auf. Der Dialekt ist Teil seiner Sprache geworden, mit der er die Menschen zum Lachen bringt. Typisch Teddy sind verschiedene Rollen, in die er im Laufe des Abends schlüpft.
Dazu gehört der ausländerfeindliche Ernst Riedler mit Schiebermütze oder der tuntenhaft überzeichnete Percy. Der muss sogar auf offener Bühne seinen Stoffhamster wiederbeleben, der ebenfalls wieder dabei ist. Ansonsten liebt Teddy ja eher Tiere, „wenn man die ‘ne Stunde lang kocht“, witzelt er.
Party mit Keyboarder von Fanta 4
Kurz vor der Pause tritt er hinten im Saal als Lohan Cohan auf, ein selbstverliebter Soulsänger der 1980er mit Sonnenbrille und Glitzeroutfit. Lautstark wird der Partyblock eröffnet. Zwei Tänzer begleiten ihn auf dem langen Weg zur Bühne, auf der nun der Vorhang fällt und den Blick auf eine opulente Band freigibt.
An den Tasten sitzt der Fanta-4-Keyboarder Lillo Scrimali, der auch in der bei Amazon Prime laufenden „Teddy Teclebrhan Show“ dabei ist. Die Band heizt die Stimmung mit saftigem Funk ordentlich auf. Den zweiten Teil seiner Show widmet Teddy fast nur seiner schräg betexteten Musik, die er als Antoine Burtz mit grauem Schnauzer performt.
Slapstick mit dem Schlagzeuger
Nur ab und an erzählt er noch etwas oder liefert sich eine Slapstick-Nummer mit dem Schlagzeuger ab. Der soll seine Boxschläge in der Luft eigentlich synchron mit Sounds versehen. Das klappt nur so lala, obgleich man „vier Jahre dafür geübt“ habe.
Furios begleitet werden die Songs von der Band, in der neben einem knackigen Bläsersatz auch die Backgroundsängerinnen „Angels“ mitwirken. Zu „Flieg, kleiner Wellensittich“ gleitet dann ein riesiger gelb-grüner Vogel durch die Arena, den Teddy von einer runden Mittelbühne aus zu fangen versucht.
Gag-Feuerwerk zündet langsam
Beim aktuellen Hit „Ich bin auf’m Sprung“ und dem Dancetrack „Mona Lisa“ geht das Publikum richtig ab. Und als zuletzt sechs weiß gekleidete Tänzerinnen und Tänzer unter einer Discokugel umherwirbeln und Teddy in der Band auf Bongos trommelt, erreicht die Show ihren Höhepunkt samt Konfettiregen von der Decke.
Allerdings braucht Teddy an diesem ersten Abend eine Weile, bis die Stimmung wirklich kocht – was bei seinem Gag-Feuerwerk kaum zu verstehen ist. Das wird sich bei den nächsten Köln-Auftritten hoffentlich ändern.
Wiederholungen: Freitag und Samstag 20 Uhr und Sonntag 19 Uhr.