Die Theatertruppe „Die Mobilés“ wurde vor über 45 Jahren an der Kölner Spoho vom Ex-Fööss Kafi Biermann gegründet worden. Anfang Juli sind sie in der Volksbühne.
Von Kafi Biermann gegründetKölner Schattentheater gastiert sieben Tage in der Volksbühne

Ein Bühnenbild aus dem Schattentheater: Drei Giraffen werden aus menschlichen Körpern geformt.
Copyright: Inge Swolek
Die Vorstellung dauert 90 Minuten. Acht Tänzer und Tänzerinnen kreieren filigrane Szenen, ihre Körper verschmelzen zu Bildern, die an Scherenschnitte erinnern. Mit Eleganz und Perfektion verwandeln sich die Artisten allein durch Bewegung ihrer Körper und Gliedmaßen in Giraffen, Elefanten, Pflanzen, Musikinstrumente, Autos oder Fahrräder. Binnen Sekunden entstehen immer neue Motive und eine zusammenhängende Geschichte. Musik und Projektionen unterstreichen das fabelhafte Abenteuer. Das Publikum sieht nur Schattenspiele, denn alle Darsteller agieren hinter einer großen Leinwand. Eine perfekte Illusion.

Die Gründungstruppe 1979: ganz rechts der damalige Dozent Kafi Biermann, der später von 1995 bis 2016 Frontsänger der Bläck Fööss war.
Copyright: Inge Swolek
Die kreativen Köpfe des Schattentheaters sind ehemalige Studenten der Kölner Sporthochschule. „Wir hatten damals den Kurs ‚Bewegungstheater‘ belegt und unser Dozent Kafi Biermann, der später Front-Sänger der Bläck Fööss wurde, hatte die Idee, ein etwas anderes Theater zu gründen. So entstand 1979 das Bewegungstheater Mobilé. Zehn Jahre später standen wir dann tatsächlich als lebendiges Bühnenbild mit den Bläck Fööss auf der Millowitsch-Bühne“, erinnert sich Michaela Köhler-Schaer, die inzwischen mit ihren ehemaligen Kommilitonen Harald Fuss, Manni Vogel und Stefan Südkamp für das aktuelle Programm verantwortlich ist.
Kölner Truppe gewann beim „Supertalent“ in Frankreich
„In den Proben wird natürlich viel improvisiert, aber im Stück haben alle Darsteller eine klare Aufgabe. Es ist, als wenn jeder und jede ein Teil eines großen Puzzles wäre. Jeder alleine ist nix, aber zusammen ergeben wir dann faszinierende Bilder. Alle Schattenbilder müssen schlafwandlerisch sicher entstehen. Zum Beispiel ist der Arm eines Tänzers der Elefantenrüssel, der dann im Schatten den Kopf des Elefanten finden muss, nämlich den gebeugten Rücken eines Mitspielers. So entstehen wunderbare Illusionen auf der Leinwand“, so Köhler-Schaer, die als Choreografin immer noch gerne mit auf der Bühne steht.
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Die „Mobilés“, derzeit mit ihrem neuen Programm „Our World“ auf Deutschland-Tournee, sind inzwischen eine vor allem auch international bekannte Truppe. 2012 haben sie mit ihren „Moving Shadows“ die französische Ausgabe des „Supertalents“ gewonnen und 2013 beim weltweit größten Comedy-Festival „Juste pour rire“ in Montreal den Kreativitäts- und Publikumspreis.

Auch der Elefanten-Umriss wird von Menschen geformt.
Copyright: Inge Swolek
Obwohl die „Mobilés“ fest in Köln verwurzelt sind, stand das Ensemble bislang nur selten auf Kölner Bühnen. Es sei sprichwörtlich wie mit dem Propheten, der im eigenen Land nichts zählt, sagt Michaela Köhler-Schaer. „Wir freuen uns ums so mehr, dass wir ab dem 30. Juni an sieben Abenden in Folge in der Volksbühne am Rudolfplatz gastieren werden. Das ist für uns Ur-Kölner ein echtes Highlight.“
Romantische Reise um die Welt in der Kölner Volksbühne
Das Stück „Our World“ kommt komplett ohne Worte aus und wirkt durch seine emotional starke Bildersprache und musikalische Untermalung. Im Mittelpunkt steht eine Liebesgeschichte: Dabei wird tänzerisch eine romantische Reise rund um die Welt erzählt, ein gemeinsamer Ritt durch die Filmgeschichte visualisiert und auch ein Blick auf unseren bedrohten Planeten geworfen.
„Für Köln, unsere Heimatstadt, haben wir extra auch den Kölner Dom eingebaut. Er wird von vier Tänzern dargestellt und natürlich mit einem Lied der Fööss untermalt. Am Ende heißt es in zwei Schattenbildern: danke Köln“, verrät Gründungsmitglied Michaela Köhler-Schaer.
Bis zur Pandemie befand sich das Büro des Schattentheaters in Sürth, danach folgte der Umzug nach Rodenkirchen. Geprobt wird seit Jahren in Neubrück in den Sporthallen vom ACR-Sportscenter. Die Squash-Wände haben mit 6,30 Meter eine optimale Breite für die Schattenspiele.
Von der Kölner Kulturförderung haben die „Mobilés“ seit der Gründung vor über 40 Jahren nie profitiert. „Wir wollten in unserer kreativen Entwicklung immer unabhängig sein. Deshalb haben wir uns nie um Subventionen bemüht, sondern uns lieber ein zweites Standbein aufgebaut. Vor unserem internationalen Durchbruch mit dem Schattentheater 2012 haben wir Bewegungstheater gespielt und uns mit Aufträgen im Bereich ‚Unternehmenstheater‘ finanziert. Wir kommen gerne in Firmen, um die Mitarbeiter zu motivieren, Botschaften zu transportieren, Prozesse zu optimieren oder die interne Kommunikation zu verbessern. Nicht als Schattenspiel, sondern spielerisch, ironisch, und immer in starken Bildern“, so Köhler-Schaer.
Termine: 30. Juni bis 6. Juli 2025 in der Volksbühne am Rudolfplatz