OB Reker hat entschiedenMatthias Hamann soll Stadtmuseum Köln leiten

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Dr. Matthias Hamann (l.) mit Stadtkonservator Dr Thomas Werner (2.v.l.) und Kulturdezernent Stefan Charles.

Neuer starker Mann im Stadtmuseum: Dr. Matthias Hamann (l.) leitet seit 2007 den Museumsdienst der Stadt Köln.

Die Suche nach einem neuen Chef fürs Stadtmuseum in Köln war quälend, nun gibt es eine überraschende Lösung.

Der Direktor des Kölner Museumsdienstes, Dr. Matthias Hamann (55), soll neuer Leiter des Kölnischen Stadtmuseums werden. Dies gab die Stadt am Nachmittag bekannt und bestätigte damit einen Bericht der Kölnischen Rundschau. Kulturdezernent Stefan Charles teilte die Entscheidung von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Mittwoch Kulturpolitikern des Kölner Stadtrats mit. Das Stadtmuseum wird derzeit kommissarisch von Vize-Direktorin Silvia Rückert geleitet. Der frühere Direktor Dr. Mario Kramp hatte den Führungsposten im Juni 2022 aus Gesundheitsgründen abgegeben.

Hamann ist promovierter Kunsthistoriker, Germanist und Archäologe. Er hat über französische Romanik promoviert und leitet den Museumsdienst Köln seit 2007. Zuvor war er als persönlicher Referent des Generaldirektors und Leiter der Abteilung Marketing und Kommunikation am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg tätig. Er lehrt an der Universität zu Köln und anderen Hochschulen, etwa über Künstlerkolonien in Europa, Bildung und Vermittlung im Museum sowie Kölner Kulturgeschichte. Hamann ist außerdem in verschiedenen Beiräten und Verbänden im Bereich der Museums- und Kulturvermittlung aktiv, unter anderem im Vorstand des Bundesverbands Museumspädagogik (BVMP).

Mit Hamann hat die OB eine Personalentscheidung getroffen, die nicht von der Zustimmung der Politik abhängig ist. Wenn Beschäftigte der Stadt Köln, und ein solcher ist Hamann, von einer Stelle bei der Stadt auf eine andere Stelle in derselben Gehaltsstufe versetzt werden, gilt das als Geschäft der laufenden Verwaltung. Eine Zustimmung des Hauptausschusses ist dann nicht erforderlich und nicht vorgesehen. Die Politik ist also raus aus dem Verfahren. Sie hätte nur mitentscheiden können, wenn die Stelle neu ausgeschrieben würde oder es sich um eine andere Gehaltsstufe handeln würde.

Am 2. Dezember öffnet das Stadtmuseum im Interim

Nun soll Hamann bereits am 16. Oktober übernehmen – und zwar zunächst zusätzlich zu seinem Job als Chef des Museumsdienstes. Am 2. Dezember eröffnet das Stadtmuseum seine neue Dauerausstellung im Interimsstandort, dem ehemaligen Modehaus Sauer. Das Zeughaus als einstiger Stammsitz ist nach einem Wasserschaden seit 2017 geschlossen und steht leer.

Dem Vernehmen nach soll Hamann das Stadtmuseum dauerhaft leiten und nicht nur übergangsweise. Die Stadt hatte die Direktorenstelle im Herbst 2022 für fünf Jahre mit Option zur Verlängerung ausgeschrieben. Zum Aufgabenprofil des neuen Leiters gehört auch, ein Konzept für einen künftigen Verbund der vier historischen Museen in Köln zu erarbeiten. Dies sind neben dem Stadtmuseum das Römisch-Germanische Museum (RGM), das Jüdische Museum mit Archäologischer Zone („Museum im Quartier“/MiQua) und das NS-Dokumentationszentrum (NS-Dok), als Gedenkstätte, Museum und Bildungsort zur NS-Geschichte.

Für diese Aufgabe bringt Hamann angesichts seiner bisherigen Laufbahn sehr viele Voraussetzungen mit. Zudem erfüllt er die in der Stellenausschreibung verlangte „nachgewiesene mindestens dreijährige, leitende Führungsverantwortung in einer kulturellen, künstlerischen, musealen oder wissenschaftlichen Institution, einem Historischen Museum oder einer vergleichbaren Einrichtung“.

Im Rathaus war denn am Mittwoch auch von einer „relativ eleganten Lösung“ die Rede, auch wenn die Politik von dem Personalvorschlag überrascht wurde. Man sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden, hieß es.

Das von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und Kulturdezernent Stefan Charles geführte Verfahren endet damit kurios. Die als Beste ausgewählten kamen allesamt nicht zum Zuge. Wie berichtet, wurde der anfangs ausgewählten Kandidatin bereits eine mündliche Zusage gegeben, diese aber wieder zurückgezogen, nachdem Berichte über einen angeblich unseriösen Umgang mit öffentlichen Geldern bekannt geworden waren. Anschließend präsentierte Reker Philipp Hoffmann als ihren Favoriten, er leitet derzeit in Bonn das Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen. Der 37-Jährige, CDU-Mitglied, geriet schnell zwischen die Fronten der Politik. Die Grünen kündigten an, Hoffmann nicht wählen zu wollen, dieser zog vor einer Woche seine Kandidatur entnervt zurück. Den dritten Kandidaten aus dem Verfahren (der Name ist der Redaktion bekannt) präsentierte Reker nun nicht mehr und setzte stattdessen auf eine autonome Entscheidung, um die verfahrene Situation aufzulösen. Dem Vernehmen nach erklärte Charles, die Politik habe das Verfahren „verbrannt“.

Ich schätze Herrn Hamann sehr und würde mich freuen, wenn dies eine langfristige Lösung wird.
Turadj Zarinfar, Vorsitzender des Fördervereins Stadtmuseum

Vehement hatte auch der Förderverein des Stadtmuseums die Auswahl, aber auch das Verfahren selbst kritisiert. Beim traditionellen Herrenessen beklagte der Vorsitzende des Vereins „Freunde des Kölnischen Stadtmuseums“, Turadj Zarinfar, kürzlich, nicht in das Verfahren eingebunden worden zu sein. Zarinfar hatte Reker aufgefordert, das Verfahren neu aufzusetzen. Das wird nun nicht passieren. Stattdessen versetzt die OB mit Hamann einen langjährigen Mitarbeiter, der in Köln bestens vernetzt ist, auf die Leitungsstelle.

Der Förderverein begrüßte die Entscheidung: „Ich schätze Herrn Hamann sehr und würde mich freuen, wenn dies eine langfristige Lösung wird“, sagt Zarinfar als Vorsitzender des Vereins. „Er ist fachlich versiert und kennt die Stadt sehr gut.“  Natürlich wisse er, dass der Förderverein eine solche Entscheidung nicht beeinflussen kann. „Wir wollen aber eingebunden sein.“

Matthias Hamann selbst erklärte am Mittwoch, er freue sich, dass die OB und Charles ihm „die Aufgabe anvertrauen, eine Herzkammer des Kölnischen Erbes und Lebensgefühls in die Zukunft zu führen. Nach den Jahren der Schließung können wir das Museum gemeinsam mit dem engagierten Team im Dezember wiedereröffnen. Ich freue mich darauf, den Kölnerinnen, Kölnern und Gästen aus aller Welt die großartigen Schätze des Stadtmuseums im Haus Sauer zu präsentieren.“

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