Nico Randel hat als Schauspieler mit Downsyndrom an der Seite von Axel Prahl oder Christoph Maria Herbst gezeigt, was er kann. Im KAT 18 ist er künstlerisch tätig.
Mein VeedelNico Randel zeigt seine Lieblingsorte in der Südstadt

Nico Randel (l.) mit seinem Gruppenleiter im Kat 18, Moritz Münz. Das Künstlerhaus ist am Kartäuserwall, unweit der Severinstorburg.
Copyright: Inge Swolek
„Diese alte Burg ist das Wahrzeichen der Südstadt. Wenn ich morgens aus der Bahn steige und das Tor sehe, weiß ich: Ich bin richtig angekommen“, sagt Nico Randel. Auf seinem Smartphone auf Google Maps zeigt er seinen täglichen Weg von Hürth in die Kölner Südstadt. „Erst in die Linie 18, dann am Barbarossaplatz in die 15 oder 16 umsteigen. Ich weiß, dass die Bahn nicht immer pünktlich ist – aber wenn man Geduld hat, kommt sie schon. Das ist reine Routine“, sagt er und lacht.
Der 38-Jährige hat das Downsyndrom. Er lebt allein in einer ambulant betreuten Wohnung in Hürth und fährt jeden Tag mit der KVB zum Chlodwigplatz. Dort liegt sein Arbeitsplatz – das KAT18 am Kartäuserwall, hier bieten die Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK) künstlerische Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen an.
Randel spielte in den TV-Filmen „Extraklasse“ mit Katharina Thalbach
Wenn Nico Randel nicht gerade im Kat 18 ist, ist er oft unterwegs zu Dreharbeiten. Er wird seit langem als Schauspieler gebucht. „Be my Baby“ war 2013 Randels Filmdebüt – der Film wurde vielfach ausgezeichnet. Neben Axel Prahl und Katharina Thalbach spielte er in den TV-Produktionen „Extraklasse und Extraklasse 2+“. In der Dokumentation „Alles wird gut“ war Nico dabei– der Film wurde sogar auf der Berlinale gezeigt. Für seine Rolle in dem Kurzfilm „Superhero“ wurde Randel in Utah, USA, als bester Schauspieler ausgezeichnet.
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Nico Randel verziert Postkarten mit kalligrafisch geschriebenen Sprüchen.
Copyright: Inge Swolek
„Ich bin Schauspieler, Künstler und arbeite aktuell an einem Kunstwerk zum Thema ‚König der Löwen‘. Für das Pappmaché brauche ich Wasser und viele Klopapierrollen – die kaufe ich immer da drüben.“ Nico zeigt auf den DM-Laden am Chlodwigplatz und steuert anschließend auf einen Gemüsestand am Wochenmarkt zu. „Immer donnerstags ist der Platz voll. Im Sommer kaufe ich hier Erdbeeren – oder wir holen mittags beim ‚Chi Noos‘ etwas zu essen. Zu den Nudeln gibt’s verschiedene Soßen, ich mag süßsauer“.
Inklusives Ensemble Theaterkönig
Wir queren die Gleise, gehen die Merowinger Straße entlang, biegen dann in die Vondelstraße ein und bleiben vor der Comedia stehen. „Das Theater kann ich nur empfehlen – hier stand ich auf der Bühne mit dem Stück ‚Opus 132 – Beethoven‘. Nach der Premiere haben wir im Filos etwas gegessen“, erzählt Nico nicht ohne Stolz. Randel ist Teil des inklusiven Ensembles ‚Theaterkönig‘, das 2006 von Sabine Hahn, Regisseurin und künstlerischer Leiterin des ‚Theaters der Keller‘, gegründet wurde und seitdem jährlich ein Stück auf die Bühne des Comedia-Theaters in der Südstadt bringt.

Nico Randel steht auf dem roten Teppich vor dem Filmplakat, das seinen Film „Ganzer halber Bruder“ mit Christoph Maria Herbst bewirbt.
Copyright: Norbert Randel
Zuletzt war der 38-Jährige in dem Kinofilm „Ganzer halber Bruder“ zu sehen und spielte an der Seite von Christoph Maria Herbst. „Wenn ich durch die Stadt gehe, erkennen mich die Leute von den großen Kinoplakaten. Aber nur wenige trauen sich, mich anzusprechen“, sagt er lachend. „Dabei beiße ich nicht – Autogramme gebe ich sehr gern.“ Wenn Nico von seinem Traumberuf erzählt, werden seinen blauen Augen hinter den Brillengläsern noch heller.
Kalligrafische Sprüche verewigt Nico Randel auf Postkarten
Nico Randel ist nicht nur vor der Kamera begabt, er kann auch eine sehr schöne Handschrift und ist bekannt für seine kalligrafischen Schriftzüge. Er erfindet gern Sprüche und bringt sie anschließend zu Papier. „Ich liebe Sprüche. Zum Beispiel: ‚auf nett passt Bett, auf Mutter Butter‘ – oder wie es so schön heißt: ‚Reim ich, oder ich fress dich‘“, sagt er lachend. „In dem Laden ‚Traumfarben‘ besorgen wir das Material für unsere Kunstwerkstatt, alles, was wir brauchen, auch meine Tusche. Die sind richtig gut da“.

Nico Randel steht auf dem steinernen Balkon der Severinstorburg.
Copyright: Inge Swolek
Wieder zurück an der Severinstorburg bleibt Randel abrupt stehen. „Ich gehe auch gern in den 1-Euro-Shop, denn mein Budget ist nicht sehr hoch“, sagt er. „Hier finde ich schöne Geschenke für meine ganze Familie – ich habe zwei Geschwister, eine Nichte und einige Neffen. Und manchmal gibt es dort sogar Fanartikel zu einem guten Preis. Ich bin Fan der deutschen Nationalmannschaft, vom 1. FC Köln – und außerdem Fan der Belgier, weil meine Mutter Belgierin ist.“
Im KAT18, seinem „Künstlerkollektiv“, in dem noch 25 weitere Künstler betreut werden, fühlt er sich zu Hause, hier kann er seine Ideen ausleben. Wer sich für die Arbeit im KAT18 interessiert, kann vom 21. bis zum 23. November beim Tag der offenen Tür vorbeikommen. „Wir ermöglichen einen Blick hinter die Kulissen und freuen uns über viele Besucher. Die Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Arbeiten, die auch gekauft werden können“, sagt Moritz Münz einer der drei Gruppenleiter in den Ateliers. Und Nico ergänzt: „Ich bin auf jeden Fall dabei. Sie können mich kennenlernen und anschließend in unserem Café etwas trinken und köstlichen Kuchen essen – den besten in der Südstadt. Bei uns ist der Kunde König.“
Nico Randel empfiehlt die Comedia in der Vondelstraße 4–8, das Café im Kunsthaus KAT 18, Kartäuserwall 18 und den 1 Euro-Shop in der Severinstraße
