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Infografik

Neues Frischezentrum im Bau
Kölner Großmarkthändler wechseln die Rheinseite

4 min
Von Raderberg nach Gremberghoven: Großhändler Halil Adam, Berater Davut Bozer, Großhändler Nevzat Taskaran und Ilker Yildiz, Projektleiter Innenausbau, (v.l.) freuen sich auf das neue Frischezentrum.

Von Raderberg nach Gremberghoven: Großhändler Halil Adam, Berater Davut Bozer, Großhändler Nevzat Taskaran und Ilker Yildiz, Projektleiter Innenausbau (v.l.), freuen sich auf das neue Frischezentrum.

Weil die Stadt Köln den Großmarkt in Raderberg zum Jahresende  endgültig schließt, bauen drei erfahrene Markthändler zurzeit ein neues Frischezentrum im Rechtsrheinischen auf.

Hell, sauber und modern: Am Josef-Linden-Weg 6 in Gremberghoven entsteht zurzeit ein neues Frischezentrum für den Lebensmittelgroßhandel. Dreizehn Händler vom Kölner Großmarkt, den die Stadt Köln zum Jahresende dicht macht, werden hier ab Januar eine neue Heimat finden und rund 200 Arbeitnehmer beschäftigen.

Im Frühjahr begann der Innenausbau der 2024 neu errichteten Halle, die Arbeiten laufen derzeit auf Hochtouren. Die Container für die Büros und die Hochregale für die Paletten stehen bereits, momentan werden die Kühlhäuser gebaut. Die Zeit drängt. Denn wenn der 1940 eröffnete Großmarkt in Raderberg zum 31. Dezember endgültig seine Pforten schließt, muss das neue Frischezentrum pünktlich startklar sein, damit das Geschäft nahtlos weitergeht und die Kunden auch im neuen Jahr täglich mit frischer Ware beliefert werden können.

Drei Kölner Großmarkthändler rufen neues Frischezentrum ins Leben

Viele Jahre hatten sich die Händler vom Kölner Großmarkt – in den Glanzzeiten waren es mehr als 220 – gegen die Schließung gewehrt und auf eine Verlagerung des Großmarkts nach Marsdorf gehofft (siehe Infotext). Doch eine echte Perspektive brachten Politik und Verwaltung nicht zustande. Am 1. Oktober 2024 besiegelten Grüne, CDU und Volt im Stadtrat das Ende des Großmarkts, um Platz zu schaffen für das Städtebauprojekt Parkstadt Süd.

„Die Stadt Köln hat uns im Stich gelassen. Aber wir schauen nicht zurück, wir blicken jetzt nach vorne“, sagt Nevzat Taskiran. In seiner Stimme liegt keine Bitterkeit. Der 61-Jährige ist Geschäftsführer der Birkenheyer Fruchthandels GmbH und stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Kölner Großmarkt. Gemeinsam mit seinen Partnern Halil Adam (63), Geschäftsführer der Früchte Adam GmbH, und Turgay Ilhan (61), Geschäftsführer der Asya Feinkost GmbH, hat er aus der Not eine Tugend gemacht und das Frischezentrum in Gremberghoven ins Leben gerufen. „Wir bauen hier etwas ganz Neues auf. Hier wird alles schöner, sauberer und besser als im alten Großmarkt“, erklärt Taskiran mit Überzeugung.

Die neu gebaute Lagerhalle am Josef-Linden-Weg 6 in Gremberghoven verfügt über 22 Lkw-Rampen und 8200 Quadratmeter Nutzfläche.

Die neue gebaute Lagerhalle am Josef-Linden-Weg 6 in Gremberghoven verfügt über 22 Lkw-Rampen und 8200 Quadratmeter Nutzfläche.

Die drei Markthändler haben gemeinsam eine Betriebsgesellschaft gegründet, die die neue Lagerhalle vom Eigentümer, der Dibag Industriebau AG, mietet. Einen Teil der Flächen nutzen sie selbst, den Rest vermieten sie an zehn andere Händler. Zustande kam das Projekt auf Vermittlung des Immobilienmaklers BNP Paribas Real Estate Köln und des Kölner Beraters Davut Bozer. „Er hat die Halle für uns gefunden. Ohne ihn hätten wir es nicht geschafft“, berichtet Taskiran. Ursprünglich hatte die Dibag das Projekt für einen anderen Mieter geplant. Als dieser es sich anders überlegte, bot sich den Markthändlern die Gelegenheit, ihre Geschäfte rechtzeitig zur Schließung des Großmarktes an einen neuen Standort zu verlagern.

Gute Verkehrsanbindung am neuen Standort

Das private Frischezentrum entsteht auf einem 22.000 Quadratmeter großen Grundstück im Gewerbegebiet, wo rund um die Uhr gearbeitet werden darf. „Die Verkehrsanbindung ist sehr gut. Für unsere Kunden wird das Einkaufen bei uns besser und einfacher als bisher“, betont Halil Adam. In direkter Nähe liegen die Autobahnen A3, A4, A59 und A559, die Frankfurter Straße und der Airport Business Park.

Die Infografik zeigt den Standort des geplanten neuen Frischezentrums in Köln-Gremberghoven.

Die mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattete Lagerhalle bietet rund 8200 Quadratmeter Nutzfläche, sie verfügt über 22 Rampen für Lkw, 500 Quadratmeter Bürofläche, zwei jeweils 660 Quadratmeter große Kühlhäuser und Platz für bis zu 8000 Paletten in den Hochregallagern. Die Regalsysteme kommen aus der Türkei und wurden von einer Firma installiert, die bereits im Frankfurter Großmarkt tätig war.

Die Arbeiten sind weit gediehen, im Dezember sollen die Abnahmen durch die Behörden erfolgen. Doch auf den letzten Metern ist noch viel zu tun. „Es wird spannend, aber wir sind zuversichtlich, dass wir es bis zum Jahresende schaffen“, sagt Bozer. „Der Umzug soll zwischen Weihnachten und Neujahr stattfinden“, hofft Taskiran. Wenn alles klappt, soll das neue Frischezentrum in Gremberghoven am 2. Januar um 0.00 Uhr in Betrieb gehen. „Wir haben eine große Auswahl – Obst, Gemüse, exotische Früchte, Kräuter, Fleisch- und Milchprodukte und vieles mehr. Frische, Qualität und Sauberkeit haben für uns höchste Priorität“, betont Taskiran.

Markthändler kennen ihr Geschäft seit fast 40 Jahren

Und an wen richtet sich das Angebot? „Wir sind der neue kleine Großmarkt in Köln“, sagt Davut Bozer. „Zu uns können alle kommen, die bisher im Großmarkt in Raderberg eingekauft haben – egal ob Lebensmittelhändler, Supermarktbetreiber, Wochenmarktbeschicker, Gastronomen, Hoteliers oder Kantinenbetreiber.“ Geliefert werde die Ware von Erzeugern aus der Region, aus Deutschland, Holland und Belgien, aber auch aus anderen Ländern in Europa und der ganzen Welt.

Die Kunden kämen meist ab 1 Uhr morgens, manche aber auch erst gegen 3 oder 4 Uhr, um bestellte Ware abzuholen, erläutert Nevzat Taskiran. Er ist seit 39 Jahren im Geschäft, seine Kollegen Halil Adam und Turgay Ilhan beide seit 38 Jahren. Längst arbeiten Kinder und Enkel in ihren Betrieben mit. Den Schritt, ein eigenes Frischezentrum aufzubauen, habe man auch unternommen, um den nachfolgenden Generationen und den rund 200 Beschäftigten der Betriebe eine Zukunft zu geben, sagt Taskiran. „Wir wollen die Tradition des Kölner Großmarkts fortsetzen.“