Im Fokus des Musicals stehen die Lieder aus dem vielfältigen Repertoire der Bläck Fööss.
Loblied auf die VielfaltMusical „Op Bläcke Fööss noh Kölle“ begeistert im Scala-Theater

Der „Circus Pitz“ geht in dem neuen Stück „Op Bläcke Fööss noh Kölle“ auf eine Welttournee.
Copyright: Leon M. Gruß
Wenn das Publikum im ausverkauften Scala-Theater abwechselnd lacht, singt oder begeistert in die Hände klatscht, dann ist die Premiere jedenfalls eins: gelungen. „Op Bläcke Fööss noh Kölle“ aus der Feder von Scala Intendant Ralf Borgartz über einen kleinen, aber selbstverständlich weltberühmten Familien-Zirkus ist schwungvoll, witzig, voll von Anspielungen und Pointen, öfter mal frivol, aber immer liebevoll.
Ein großartiges Ensemble verwandelt die Bühne in die Manege des „Circus Pitz“. Die brillanten Darsteller lassen ihre Zuschauer teilhaben an ihrem Leben, Sorgen und Sehnsüchten, tanzen und singen. Im Fokus des Musicals stehen die Lieder aus dem vielfältigen Repertoire der Bläck Fööss, eine Hommage an die 55-jährige Geschichte der Band. Unter den Liedern sind eher nicht die großen Gassenhauer, auch wenn das Loblied über Köln, seine „Veedel“, über „Kathrin“ und „Meiers Kaettche“ nicht fehlen.
Schon lange vor Beginn ist das Premierenpublikum am Donnerstagabend versammelt, mit Getränken versorgt und im Gespräch mit den Sitznachbarn. „Darf man hier mitsingen?“, fragt Wolfgang Hartzmann aus Bedburg, selber Solist mit kräftiger Stimme und Fan der kölschen Mundart sowie der Bläck Fööss.
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Punkt 19.30 Uhr springt Borgartz auf die Bühne und bedankt sich „bei Euch allein, unserem Publikum, weil Ihr uns weitertragt.“ Während die ersten Zuschauer schon bei der Ouvertüre vorsichtig mitsingen, bricht der erste Begeisterungssturm aus, als die Darstellerinnen und Darsteller in farbenfrohen Kostümen von Sergio Abajur und Marilene da Silva die Bühne mit „Frankreich, Frankreich“ entern. Der „Circus Pitz“ ist mit seiner Show in Paris.
Die Domstadt ist immer wieder Thema
Doch Kummer macht sich breit: Ronaldo Pitz (gespielt von Arne Hoffmann), der mit seinen Brüdern Rodolfo und Rocco das Akrobatik-Trio „The Pitz Brothers“ bildet, verschwindet spurlos. Ebenfalls Teil der Zirkus-Crew sind Rodolfos Ehefrau Novesia und deren Kinder, die siamesischen Zwillinge Allez und Hop. Sie und alle anderen bleiben ratlos zurück. „Ist das Leben nach dem Tod schöner?“, fragen sie sich. „Kommt drauf an, wer gestorben ist“, kontert eine großartige Barbara Nöske als Novesia.

FC-Liebe im Zelt des „Circus Pitz“
Copyright: Leon M. Gruß
Trotzdem will die Gruppe weiter machen – und geht auf Welttournee. Ursprünglich kommt der Zirkus aus Köln, doch Intoleranz gegenüber den siamesischen Zwillingen vertrieb ihn ins Exil. Heimweh nach Köln, an die vielen Erinnerungen, treibt die Truppe um. Die Domstadt ist immer wieder Thema: der FC (Leidenschaft schlägt Talent – immer), Dreck, kaputt gespart, Rievkoche, die Kölner Mafia, die es nicht gibt (Alaaf), die Kirche – alles findet nahtlos seinen Platz und seinen Song.
Oliver Noll brilliert nicht nur als Zirkusdirektor mit Stimme und Witz, er ist auch der ruhende Pol der verrückten Zirkus-Crew, in der auch die Darsteller Tobias Ziebold, Kirstin Hesse und Maxi Dörner zur Hochform auflaufen. Und das alles op Kölsch, was den einen oder anderen Zuschauer fordert, aber von allen trotzdem gut verstanden wird. Vor allem bei den Liedern ist das kein Problem. Da sind alle im Saal textsicher.
Lachsalven folgen auf gelungene, manchmal auch derbe Sprüche. Aber über allem steht: Der Zirkus ist ein Versprechen. Dafür braucht man besondere Menschen. „Je größer der Dachschaden, desto mehr kann ich die Sterne sehen.“ Die Botschaft ist klar: „Magie entsteht aus Vielfalt“, sagt Darsteller Arne Hoffmann. „Nur aus dem Zusammenspiel der verschiedenen Menschen, Stimmen, Stile und Perspektiven entsteht das Besondere.“ Ensemble und Publikum schließen nach fast drei Stunden mit dem Loblied auf die Vielfalt: „Muzepuckel, Affgebröhte, Schlofmütz un Filou – Lück wie ich und Du.“
Die Bläck Fööss wollen am 10. Oktober ins Scala kommen, zur Feier von „11 – 22 – 55“: Elf Jahre Intendanz Borgartz und Hoffmann, 22 Jahre Scala Theater und 55 Jahre Bläck Fööss. Auch wenn schon viele Shows ausverkauft sind, es gibt immer Restkarten und bei großem Andrang, so Intendant Borgartz – werden auch zusätzliche Veranstaltungen organisiert.