„Begeistert, wie gut das ankommt“5000 Besucher beim Edelweißpiratenfestival in Kölner Südstadt

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Viele Menschen stehen um eine Band in einem Park.

Edelweißpiraten-Festival im Friedenspark

Das 19. Edelweißpiraten-Festival im Friedenspark startete am Vorabend mit einer Diskussion, an der Musiker Rolly Brings, Ex-OB Jürgen Roters und Journalist Peter Finkelgruen teilnahmen.

Knisterndes Lagerfeuer, gefühlige Gitarrenmusik. Am Vorabend des Festivals sangen Angehörige, Engagierte und Besucher gemeinsam in Gedenken an die Edelweißpiraten, eine Gruppe von jugendlichen  Widerstandskämpfern, die sich im NS-Regime gegen die Hitlerjugend und für ein freies Leben entschieden. Statt Anerkennung für ihren Mut stoßen sie in der Nachkriegszeit auf Ablehnung. Sie wurden beschimpft als Kriminelle, erzählt Peter Finkelgruen am Diskussionsabend, der sich als Journalist in den 70er Jahren für ihre Rehabilitierung einsetzte.

Bereits zum 19. Mal erinnerte das Edelweißpiratenfestival am Sonntag an die Geschichte der Widerstandskämpfer. Wie auch einst die Edelweißpiraten, die sich in Parks zum Musizieren trafen, fand auch das Festival im Friedenspark statt. „Wir sind immer wieder begeistert, wie gut das ankommt und wie gut das funktioniert, obwohl es ehrenamtlich, improvisiert und Low-Budget-mäßig ist“, sagte Jan Krauthäuser, Festivalleiter und Mitglied des Vereins Edelweißpiraten Club.

25 Bands im Friedenspark in Köln

Aber genau das mache auch den Charme aus. Es gebe nicht wenige Leute, für die es das schönste Festival des Jahres ist, so Krauthäuser. An fünf Bühnen feierten auch dieses Jahr um die 4.000 bis 5.000 Besucherinnen und Besucher. Sie lauschten 25 lokalen und internationalen Bands, die alle mindestens ein Lied der Edelweißpiraten interpretierten. Die Zeitzeugen konnten sich zu Lebzeiten durch die Musik miteinander verbinden und sich auch an die glücklichen Zeiten ihrer Jugend erinnern, so Rolly Brings, Musiker und Aktivist aus Köln.

Eine Frau und vier Männer sitzen auf Stühlen nebeneinander, einer hält ein Mikrofon und gestikuliert.

Sarah Knape (Getrud-Koch-Gesamtschule), Peter Finkelgruen (Journalist), Rolly Brings (Musiker), Jürgen Roters (ehemaliger Oberbürgermeister von Köln) und Jan Krauthäuser (Festivalleiter) (v.l n.r.)

Mit dabei waren auch Klaus der Geiger und die Schülerinnen und Schüler der Gertrud-Koch-Gesamtschule aus Troisdorf. Die erste Schule, die nach der letzten Kölner Edelweißpiratin benannt ist und damit die im Jahre 2016 verstorbene Gertrud „Mucki“ Koch ehrt. Eins der Highlights war die 13-köpfige Band Bantu, die das Publikum mit ihren Afrobeats in den Bann zog. Die Besucher des Festivals waren begeistert: „Entspannt, sehr schön. Ich habe das Gefühl, es kommen sehr viele Leute zusammen, Kinder sowie ältere Leute, Familien und junge Leute“, berichtete Maya Kückelhaus.

Die Seele muss dabei sein, weil Hass haben wir genug.
Rolly Brings, Musiker

Die Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums ließ den Betrachter in die Vergangenheit der Edelweißpiraten abtauchen. Aber auch heute noch ist die Rolle der Widerständler von Bedeutung: „Eins habe ich bei den Edelweißpiraten gelernt, als ich mit ihnen sprechen konnte, die haben jeden Tag für ihre Träume gekämpft. Ich glaube übersetzt in heute, wir müssen diese Demokratie jeden Tag verteidigen, aber wirklich jeden Tag“, so Rolly Brings, „Es muss alles mit Lust und Liebe sein. Die Seele muss dabei sein, weil Hass haben wir genug.“ Gefördert wird die Veranstaltung von der Stadt Köln. Ein Großteil wird aus Spenden finanziert. 

www.edelweisspiratenfestival.de

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