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Stadt lässt Stahlstützen einziehenSo marode ist die gesperrte Tiefgarage in Köln

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Ein Betonbalken in einer Tiefgarage ist mit Stahlstützen unterbaut.

Wegen Statikmängeln hat die Stadt Köln einen weiteren Bereich der Tiefgarage Groß St. Martin mit Stahlstützen sichern lassen.

Wasser dringt ein, Beton bröckelt, Bewehrungsstähle liegen frei und sind von Rost zerfressen: Wegen Statikproblemen bleibt das Parkhaus Groß St. Martin in Köln weiterhin geschlossen.

Die statischen Mängel in der Tiefgarage Groß St. Martin sind womöglich schlimmer als gedacht. Bereits seit neun Wochen ist das Parkhaus für die Öffentlichkeit gesperrt, die Untersuchung des maroden Betons dauert an. Die bisherigen Erkenntnisse geben keinen Grund zur Entwarnung, im Gegenteil: Wie die Rundschau erfuhr, hat die Stadt Köln entschieden, einen weiteren gefährdeten Bereich mit Stahlstützen zu sichern. Dort wurden am 5. November auf beiden Ebenen der Tiefgarage jeweils 40 Baustützen aus Stahl aufgestellt.

Gleich daneben befindet sich der Bereich, an dem die Stadt im August zwei massive Wände aus Kalksandsteinen hat mauern lassen – mitten auf drei Parkplätzen. Sie stützen zwei Stahlbetonbalken, sogenannte Unterzüge, die so massive Schäden aufweisen, dass Einsturzgefahr drohte und ein Statiker im Oktober 2024 die unverzügliche Abstützung empfahl. Daraufhin ließ die Stadt auf beiden Ebenen insgesamt 96 Stahlstützen aufstellen.

Stadt Köln lässt marode Tiefgarage mit Stahlstützen sichern

Sie standen dort ganze neun Monate, bis sie durch gemauerte Wände ersetzt wurden. Offenbar hatte sich erst dann die Erkenntnis durchgesetzt, dass Stahlstützen im Falle eines großen Brands in der Tiefgarage ihre Tragfähigkeit verlieren würden und die maroden Betonelemente nicht mehr stützen könnten. Jedenfalls ordnete die Stadt Köln am 15. September die Schließung der Garage für die Öffentlichkeit an und ließ alle Autos aus dem Südteil entfernen, um die Brandlast zu senken.

Nun hat die Stadt direkt neben dem ersten mangelhaften Bereich erneut Stützen aufstellen lassen. Es handele sich „um eine provisorische Vorsichtsmaßnahme“, erklärte eine Sprecherin. „Die jetzt abgestützte Betonstütze wird nochmals gesondert untersucht. Aus den Ergebnissen erster Auswertungen sind Auffälligkeiten entstanden. Dies wurde zum Anlass genommen, bereits vor Vorlage der umfassenden Ergebnisse diese Stütze provisorisch abzustützen. Die gutachterliche Auswertung der Proben sowie die daraus gegebenenfalls resultierenden Empfehlungen stehen noch aus.“

Die Aufstellung der Stahlstützen sei nicht explizit von einem Sachverständigen verlangt worden, sondern „eine eigenständige Vorsichtsmaßnahme“, so die Stadt. Es gebe derzeit seitens des beauftragten Büros „keinen Hinweis, dass eine Einsturzgefahr vorliegt. Ob die Stahlstützen noch durch eine Wand ersetzt werden müssen, wird das externe Büro bewerten.“

Direkt über der maroden Tiefgarage stehen Wohnhäuser

Ob zudem noch weitere Teile der 1976 erbauten Tiefgarage abgestützt werden müssen, „wird sich aus den Untersuchungsergebnissen ergeben“, sagte die Stadtsprecherin. „Alle Maßnahmen, die das externe Büro bisher vorgeschlagen hat, wurden umgesetzt. Und auch jetzt wird nach den Empfehlungen des Fachbüros verfahren.“ Konkret wurden aus rund 50 Betonstützen Proben entnommen. „Die Ergebnisse erster Auswertungen liegen vor, weitere Untersuchungen und Analysen und sich daraus gegebenenfalls ergebende einzuleitende Maßnahmen stehen noch aus.“

Wie berichtet, weiß die Stadt seit 14 Jahren von den Mängeln in der Tiefgarage. Direkt über dem neuralgischen Bereich stehen Wohnhäuser. Mancher Anwohner an Groß St. Martin fragt sich schon länger, ob er in seiner Wohnung noch sicher ist.