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„Über Neugestaltung nachdenken“Wie marode ist die Domgarage wirklich?

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Die Domplatte vor dem Hauptportal des Kölner Doms

Die Domplatte vor dem Hauptportal des Kölner Doms

Die Stadt Köln muss die Domtiefgarage aufwändiger sanieren als geplant. Weitere Untersuchungen sind nötig. Ein Abriss der Domplatte steht jedoch nicht zur Debatte.

Die massiven Betonschäden in der Tiefgarage am Dom sind womöglich größer als bisher gedacht. Wie berichtet, weisen Teile der Konstruktion schwere Mängel auf, weitere Untersuchungen wurden beauftragt. Am Wochenende geisterte bereits eine Meldung durch die Medien, wonach die Stadt Köln einen Abriss der Domplatte prüfe. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Muss die Domplatte abgerissen werden?

„Nein“, erklärte ein Stadtsprecher auf Anfrage der Rundschau. Ein Abriss stehe nicht zur Debatte. Die Tiefgarage solle saniert werden. Im Sommer hatte die Stadt Proben aus Betonsäulen in der Tiefgarage entnehmen lassen, ab 27. Oktober fanden auf der Domplatte „Schürfarbeiten“ statt, „um die darunterliegenden Abdichtungs- und Betonschichten zu untersuchen“.

Absperrungen und Baucontainer für die Sanierung der Tiefgarage am Kölner Dom stehen auf der Trankgasse.

Absperrungen und Baucontainer für die Sanierung der Tiefgarage am Kölner Dom stehen auf der Trankgasse.

Was hat die Untersuchung der Betonproben ergeben?

Nichts Gutes. Ergebnis sei, „dass ein Schadensbild vorliegt, welches weitergehende Untersuchungen erfordert“, so der Sprecher der Stadt Köln. Man muss also noch tiefer nachforschen, um das genaue Ausmaß der Schäden benennen zu können.

Was ist bisher über die Schäden bekannt?

Bereits im August 2016 waren die Betonschäden in der Domgarage so augenfällig, dass die Stadt ein Ingenieurbüro aus Castrop-Rauxel mit einer Untersuchung beauftragte. Der Bericht lag im Juli 2017 vor. Darin stellen die Gutachter eine teils erhebliche Korrosion an Bewehrungsstählen fest, was zu statischen Probleme führen kann. Sie monierten Risse im Beton, undichte Fugen und Oberflächenbeschichtungen sowie zu hohe Chloridkonzentrationen im Beton, die zu erhöhter Korrosion führen können.

Wie ging es danach weiter?

Die Stadt zog ein Büro für Tragwerksplanung und Baustatik hinzu und ließ „präzisere Materialuntersuchungen“ durchführen. Dabei „kamen neue Schadensbilder zum Vorschein, die weitere Auswertungen erforderlich machten“. Erst nach gut vier Jahren, im Herbst 2021, „waren die Prüfungen und Vorplanungen für die Sanierungsarbeiten abgeschlossen“. Doch „aufgrund personeller Engpässe“ blieb das drängende Thema ein weiteres Jahr liegen, ehe das Liegenschaftsamt im August 2022 eine „Dringlichkeitsentscheidung“ im Stadtrat veranlasste. Demnach sei „ein Aufschub der Sanierung aufgrund des Schädigungsgrads nicht vertretbar“, diese sei „im Rahmen der Verkehrssicherheit der Tiefgarage“zwingend erforderlich“. 2023 begann die Sanierung im Verbindungstunnel zwischen der Südhalle unter dem Roncalliplatz und der Nordhalle an der Trankgasse. Im Sommer 2025 ging es in der Nordhalle weiter. Eine der Betonsäulen dort ist so marode, dass sie mit Stahlstützen gesichert werden muss (siehe Infotext).

Woher rühren die Probleme?

Die Korrosion wird insbesondere durch von oben eindringendes Wasser und Streusalz im Winter verschärft. Beides wird auch von Autos in die Garage eingebracht.

Wie schlimm sind die Schäden durch Streusalz?

„Dies wird grundsätzlich Gegenstand weiterer Untersuchungen sein. Die Untersuchungen der Stützen in der Nordhalle (Bauteil D) ergaben sanierungsbedürftige Werte. Die Sanierung der Stützen erfolgt zurzeit“, sagte der Stadtsprecher.

Welche Folgen haben die Schäden?

Unmittelbar betroffen ist bereits der Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz „Aus aktuellen Berechnungen zur Tiefgarage Dom ergeben sich Regeln, die beim Aufbau und Betrieb des Weihnachtsmarktes zu beachten sind“, so der Sprecher. „Für eine Bewertung der Durchführung in den nächsten Jahren müssen weitere Untersuchungen und sich daraus ergebende Erkenntnisse abgewartet werden.“ Im Klartext: Derzeit ist unklar, ob beziehungsweise unter welchen statischen Auflagen der Markt künftig stattfinden kann.

Wie sieht die Domverwaltung die Probleme?

Dombaumeister Peter Füssenich sagte der Rundschau: „Man muss die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen abwarten. Sollte sich jedoch herausstellen, dass eine Sanierung der Tiefgarage zu immensen Kosten führen würde, sollte man das zum Anlass nehmen, grundsätzlich über eine Neugestaltung der westlichen Domumgebung nachzudenken.“ Es stelle sich die Frage, „ob man die Tiefgarage in ihrer bisherigen Form braucht oder ob nicht Teile davon als Fahrradgarage und Schaudepot für das Römisch-Germanische Museum genutzt werden könnten“, so Füssenich. „Hier bestehen große Chancen. Der Dom verdient ein würdiges Umfeld.“