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Wegen Studenten-GraffitiJapaner spenden neuen Wasserspeier für den Kölner Dom

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Prof. Dr. Ryusuke Toda (r.), Präsident der Kanagawa-Universität in Yokohama, Japan, mit dem Kölner Dombaumeister Peter Füssenich.

Prof. Dr. Ryusuke Toda (r.), Präsident der Kanagawa-Universität in Yokohama, Japan, bekam vom Kölner Dombaumeister Peter Füssenich ein Modell des Wasserspeiers als Geschenk.

Der Kölner Dom hat einen neuen Wasserspeier. Finanziert wurde er von einer japanischen Universität, deren Präsident das Werk persönlich vor Ort begutachtete.

Um den Kölner Dom ranken sich unzählige Geschichten, und manchmal kommen neue hinzu, die so zauberhaft sind, dass man sie kaum glauben mag. „Ich darf sagen, es ist eine der schönsten Geschichten, die ich in meiner Amtszeit als Dombaumeister hier am Kölner Dom erleben durfte“, meinte Peter Füssenich, als er am Donnerstag zwei Gäste aus Japan in der Dombaubütte begrüßte.

Professor Dr. Ryusuke Toda, Präsident der Kanagawa-Universität in Yokohama, und sein Assistent Yuma Fujita waren den weiten Weg nach Köln gekommen, um persönlich einen neu gestalteten Wasserspeier in Augenschein zu nehmen, der bereits im November 2024 in etwa 20 Metern Höhe am Südquerhaus der Kathedrale montiert worden war. Mit ihrem Besuch nahm eine Geschichte ihr gutes Ende, die 2016 begonnen hatte.

Studentinnen aus Japan hatten Graffiti am Kölner Dom hinterlassen

Damals hatten zwei Studentinnen der Kanagawa-Universität bei einer Exkursion nach Köln den Südturm des Doms bestiegen und auf der Plattform in rund 100 Metern Höhe Graffiti mit ihren Namenszügen hinterlassen – an einer Stelle, die bereits mit vielen anderen Graffiti verunstaltet war. Weil sie dieses Foto auf ihren Social-Media-Kanälen posteten, wurde ihre Universität darauf aufmerksam. In Deutschland sei das ein Ärgernis „oder etwas, das wir mittlerweile mit Gleichgültigkeit betrachten. Aber in Japan war es das nicht“, betonte Füssenich. Dort betrachte man dies als schwerwiegendes Vergehen.

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Schon nach wenigen Tagen habe er einen Anruf aus Japan erhalten. Eine Delegation der Kanagawa-Universität habe um einen kurzfristigen Termin gebeten, um sich persönlich bei ihm zu entschuldigen. Er sei zunächst verblüfft gewesen über diesen Wunsch, berichtete Füssenich.

Schon drei Tage später seien die Japaner in Köln gewesen, inklusive der beiden Studentinnen. Das sei eine „ganz wunderbare Begegnung“ gewesen. „Es war so, dass die Professoren, also die Universitätsleitung, sich dafür entschuldigt haben, dass sie es nicht vermocht haben, ihren Studentinnen den notwendigen Respekt beizubringen.“ Man habe nicht die Studentinnen vorgeschoben und sie gedrängt: „Entschuldigt euch mal!“ Sondern es sei die Haltung der gesamten Universität gewesen. „Das hat uns sehr viel Respekt abgenötigt“, betonte Füssenich. Man habe sich sehr gut verstanden, und nach einer Führung durch den Dom sei die Frage gekommen: „Was sollen wir denn jetzt machen?“ Er habe gesagt, ein paar Euro an den Zentral-Dombau-Verein zu spenden, „der ja den Kölner Dom beschützt und für seine Erhaltung sorgt“, wäre schön.

Japanische Uni entschuldigt sich für „respektlose Handlung“

Was folgte, war eine Einladung, 2017 in Japan einen Vortrag über den Dom zu halten. Dort sei man „fürstlich empfangen“ worden, sagte Füssenich. „Die Kanagawa-Universität hatte eine ganze deutsche Woche organisiert.“ Auf dem Programm: Deutsch lernen, deutsche Filme schauen, deutsches Brot, Reiseangebote nach Deutschland und überall Plakate vom Kölner Dom. Nach seinem Vortrag sei ihm ein Scheck über 10.000 Euro als Spende für den Dom überreicht worden. Damit habe man etwas Besonderes machen wollen, so der Dombaumeister. Deshalb sei das Geld in die Schaffung eines neuen Wasserspeiers geflossen.

Der neue Wasserspeier am Kölner Dom

Der neue Wasserspeier am Kölner Dom hängt an der Ostseite des Südquerhauses.

Professor Toda sagte in seiner auf Deutsch gehaltenen Rede, es sei „zutiefst bedauerlich und ein großer Schock“ gewesen, „dass Studenten unserer Universität im Kölner Dom in einem historischen Gebäude und einem Ort von besonderer Bedeutung für den Glauben des deutschen Volkes eine respektlose Handlung begangen haben“. Man habe sich sehr gefreut, dass der Dombaumeister die Entschuldigung „großzügig angenommen“ habe und „mit den als Entschuldigung gespendeten Mitteln ein prächtiger Wasserspeier installiert werden konnte“.

Die 700 Kilogramm schwere, 2,45 Meter lange Figur in der Form eines Dämons wurde von Bildhauerin Uta Tröger in zwei Jahren Handarbeit aus Mendiger Basaltlava gefertigt. Sie ersetzt am Südquerhaus einen Wasserspeier des 19. Jahrhunderts aus Schlaitdorfer Sandstein, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Der Dombaumeister überreichte Toda ein Modell des Wasserspeiers als Geschenk. Doch die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende. Aus der Begegnung erwuchs auch eine Partnerschaft zwischen der Kanagawa-Universität und der TH Köln. Füssenich wies darauf hin, bei der Reise nach Yokohama habe man überall in der Stadt erfahren, mit welcher Wertschätzung und welchem Respekt die Menschen dort dem öffentlichen Raum begegnen. „Wenn wir nach Köln schauen, können wir da noch sehr viel von der japanischen Kultur lernen.“