Kölner Verkehrs-BetriebeKeine flexiblen Lösungen für Zeitticket-Kunden zu Corona

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Kunden der KVB 

Köln – Die Schule geschlossen, die Kinder zuhause – das Abo für die Schülertickets bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) läuft derweil weiter. „Da war doch etwas“, erinnerte sich ein Vater aus der Südstadt. „Konnte man nicht im ersten Lockdown  sein Abo bei der KVB ruhen lassen?“ Also mal eine Mail an die KVB schreiben. Die Antwort, vollständig: „Guten Tag! Vielen Dank für Ihre Mail. Wir bieten diese Möglichkeit leider nicht mehr an.“ Danke fürs Gespräch. Da bleibt nur eins: Kündigen. So machen es mittlerweile vermehrt Abo-Kunden. Nicht zuletzt aus Mangel an Alternativen. In anderen Städten werden solche Alternativen geboten oder zumindest intensiv gesucht. Sind die Kunden erst einmal weg, kommen sie vielleicht gar nicht mehr wieder.

Bei konkreten Zahlen mauert die KVB. Im ersten Lockdown hieß es lediglich, die Kündigungen durch Abokunden lägen unter fünf Prozent. Und heute? „Wir haben deutliche Rückgänge bei den Abos, aber keine Abo-Flucht. Der Rückgang liegt im einstelligen Prozentbereich“, sagt Matthias Pesch, Sprecher der KVB. Sie haben also zugenommen, die Abgänge. Vor Corona hatte der Verkehrs-Betrieb rund 320.000 Abo-Kunden. Wenn zwischen fünf und zehn Prozent von ihnen mittlerweile gekündigt haben, sind der KVB zwischen 16.000 und 32.000 Kunden von der Stange gegangen. Bei Rückkehr braucht es einen neuen Vertrag. Für einige Tickets im Abo gibt es permanente Rabatte. Sollte der neue Vertrag aber vor einer einjährigen Laufzeit wieder gekündigt werden, muss der Kunde den Rabatt zurückerstatten. Alles unangenehme Hürden. Zumal sicherlich Homeoffice nach der Corona-Pandemie wohl mehr als vorher fester Bestandteil der Arbeitswelt bleiben wird.

Nicht in Tarifbestimmungen vorgesehen

Warum also hält die KVB das Angebot, das Ticket unbürokratisch ruhen zu lassen, nicht weiterhin aufrecht? So bliebe der Kunde zumindest im Abo-Vertrag. Die Logik des Verkehrsbetriebs: „So ein Angebot ist in den Tarifbestimmungen gar nicht vorgesehen“, merkt Pesch an. Es war also nur Kulanz. Die habe man im ersten Lockdown gewährt, weil der Fahrplan eingeschränkt war. „In der aktuellen Situation wird diese Möglichkeit nicht noch einmal angeboten. Und zwar vor allem aus zwei Gründen: Zum einen fährt die KVB –  im Gegensatz zum ersten Lockdown – mit Ausnahme der Zusatzleistungen im Schülerverkehr und einigen Verstärkerfahrten ihr komplettes Fahrplanangebot. Und zum zweiten gibt es die wirtschaftliche Ungewissheit, ob Bund und Länder auch für das Jahr 2021 wieder einen ,Rettungsschirm’ für den ÖPNV beschließen werden“, argumentiert der Sprecher.

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Das klingt nach „Basta“. Volles Angebot, voller Preis. Und wessen Lebensrealität da nicht mehr reinpasst, muss gehen. Corona hin, Corona her. Macht sich die KVB denn gar keine Gedanken darum, wie sie die Kunden halten kann? Die KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks hatte Mitte vergangenen Jahres noch angeregt, es sollte neue Tarifangebote geben, angepasst an die neuen Gegebenheiten. Doch die Welt ist schon seit rund einem Jahr eine andere, die Tarifstruktur ist indes immer noch die alte.

Keine konkreten Vorschläge

Nach Informationen der Rundschau gab es am vergangenen Freitag ein Runde beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg. Neue Angebote sollen ersonnen und debattiert werden. Was ist dabei rausgekommen? „Das war erst mal ein Sondierungsgespräch. Es gibt noch keine konkreten Vorschläge“, wird aus dem Kreis der Teilnehmer abgewiegelt. Immer mit der Ruhe.

Ortswechsel. Düsseldorf: Zahlen nennt auch die Rheinbahn   nicht. Dennoch hat sie ein anderes Credo als die KVB.  „Wichtig ist, dass die Kunden nicht kündigen –  denn dann sind sie weg“, so eine Sprecherin. Darum kann bei der Rheinbahn  das Abo-Ticket weiterhin ruhen. Mehr noch, es gibt Kundenservice: Kundenberater nähmen sich den Kündigungen an, erklärten , welcher Zeitraum für eine „Ruheabo“   möglich und darum sinnvoller ist – und das so etwas auch unkompliziert online geht.   „Den Kunden nicht einfach ziehen lassen“,  erklärt die Sprecherin.  Klingt so ganz anders als die KVB-Antwort an den Vater aus der Südstadt.

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In Berlin ist man für alles offen. Auch für die Herausgabe von Zahlen: „Rund 30.000 Abo-Kunden haben bei uns gekündigt“, sagt eine Sprecherin der Berliner Verkehrsgesellschaft. Damit liege die Kündigungsquote bei einer Auslastung von aktuell nur noch 40 Prozent zwar unter zehn Prozent, sei aber dennoch zu hoch. In der Hauptstadt wird sich der Kopf darüber zerbrochen, wie die Kunden zu halten sind.  Ein pauschales Monatsabo werde nach Corona nicht mehr pauschal in die Arbeitswelt passen, ist sich die Sprecherin sicher. Berlin arbeitet an einer  Ticketkarte. Aufladbar mit einem Geldbetrag. „Der Kunde bekommt pro Fahrt den jeweils günstigsten Tarif abgebucht.“  Auch ein Zehner-Ticket sei in der Mache, um den Kunden mehr Flexibilität in die Hand zu geben. Und die KVB? „Es gibt  Ideen, aber noch keine Beschlüsse“, sagt Pesch.

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