Stadt und Rheinenergie haben den Fahrplan für die kommunale Wärmeplanung vorgestellt. Wie es mit Fernwärme, Wärmepumpe und Co. weitergeht, zeigt unser Überblick.
„Keiner will die Heizung wegnehmen“So sieht die Wärmeplanung der Rheinenergie in Köln aus
Erinnern Sie sich noch an die Aufregung um das Heizungsgesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im vergangenen Jahr? Die Diskussion über ein drohendes Verbot von Öl- und Gasheizungen schreckte viele Hausbesitzer auf, nicht wenige ließen schnell noch neue Brenner installieren aus Sorge, dies bald nicht mehr zu dürfen.
Beschlossen wurde am Ende eine Änderung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), die für Heizungen in Neubauten ab 1. Januar 2024 einen Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien vorschreibt. Bei Bestandsbauten gibt es hingegen Übergangslösungen. In Köln als Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern gilt: Erst muss die Kommune bis zum 30. Juni 2026 eine sogenannte Wärmeplanung vorlegen. Sie soll Hausbesitzern aufzeigen, wie sie bei der Wärmeversorgung ihrer Immobilie in Zukunft am besten die gesetzlichen Vorgaben zur Klimaneutralität erfüllen können. Denn warum zum Beispiel sein Haus aufwendig auf Wärmepumpentechnik umstellen, wenn es in der Straße ohnehin bald klimaneutrale Fernwärme gibt?
Am Dienstag stellten Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Klimadezernent William Wolfgramm und Rheinenergie-Chef Andreas Feicht gemeinsam einen Fahrplan zur Erstellung des kommunalen Wärmeplans vor. Es sei wichtig, „verloren gegangenes Vertrauen durch Transparenz zurückzugewinnen“, betonte Reker. Fragen und Antworten.
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Was versteht man unter kommunaler Wärmeplanung?
Grundsätzlich ein Planungsinstrument zur Entwicklung der Wärmeversorgung von Stadtquartieren. Laut GEG soll die kommunale Wärmeplanung die Basis für die Konzeption einer klimaneutralen Wärmeversorgung in der gesamten Kommune sein. Im Prinzip handele es ich um eine strategische Infrastrukturplanung, erklärte Feicht.
Wie läuft die Wärmeplanung ab?
Den offiziellen Auftrag für die kommunale Wärmeplanung soll der Stadtrat erst am 21. März geben. Tatsächlich haben Stadtverwaltung und Rheinenergie schon längst mit den Vorarbeiten begonnen. Erster Schritt ist eine Eignungsprüfung: Welche Gebiete eignen sich für eine Versorgung mit Fernwärme, in welchen Gebieten sind andere Lösungen besser? Danach erfolgt eine Bestandsanalyse. Sie zeigt den aktuellen Wärmebedarf von Quartieren und informiert zu Gebäudetypen, Baualtersklassen und der aktuellen Versorgungsstruktur.
Welche Schritte folgen danach?
In einer Potenzialanalyse werden mögliche Energiequellen und Energieeinsparungen ermittelt. Dabei gilt es, Ausschlusskriterien wie zum Beispiel Wasserschutzgebiete zu definieren. Danach werden Zielszenarien entwickelt, und das Stadtgebiet wird in verschiedene Versorgungsgebiete eingeteilt: Wo bieten sich Wärmenetze an, wo muss man auf dezentrale Lösungen setzen, wo besteht noch Prüfbedarf? Als Letztes erfolgt die Umsetzungsstrategie: Erforderliche Maßnahmen werden identifiziert, Termin- und Kostenpläne aufgestellt.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Nach dem Ratsbeschluss im März werden die Projektstrukturen aufgebaut. Ab Mitte des Jahres beginnt das Verfahren zur Beteiligung der Öffentlichkeit, es soll ein Jahr dauern. Bis Ende 2025 soll die Wärmeplanung fertiggestellt und dann im ersten Halbjahr 2026 formal beschlossen werden. Angesichts der vielen Vorarbeiten, die in Köln schon geleistet wurden, ist die Domstadt Pilotkommune der Landesagentur „NRW.Energy4Climate“ (E4C) und wird kontinuierlich durch Experten des Landes beraten.
Welche Folgen hat der Wärmeplan für Hauseigentümer?
Aus der Wärmeplanung selbst entstehe keine Pflicht, eine bestimmte Wärmeart zu nutzen, betont Klimadezernent Wolfgramm. Laut GEG müssen ab 2045 alle Heizungen mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Köln will bis 2035 klimaneutral werden, das gilt aber nur für die Stadt selbst und ihre Beteiligungen. Rheinenergie-Chef Feicht stellte klar, dass es in Köln auch nach 2035 Öl- und Gasheizungen geben dürfe und geben werde. Er sagte: „Keiner kann in die Heizungskeller rein und will auch nicht rein, um den Leuten die Heizung wegzunehmen.“ Wer eine funktionierende Heizung habe, dürfe sie bis 2045 weiter betreiben. Hausbesitzer, die jetzt auf eine klimafreundliche Wärmeversorgung umstellen, können verschiedene Förderprogramme von Bund, Land und Stadt Köln in Anspruch nehmen.
Welche Optionen zur Wärmeversorgung gibt es?
Wo die Gebäudedichte am höchsten ist, lohne sich der Ausbau der teuren Fernwärme am meisten, unterstrich Feicht. Die Rheinenergie will ihre Fernwärmeerzeugung bis 2035 klimaneutral machen. Dazu dient unter anderem die geplante Großwärmepumpe im Niehler Hafen, die 50 000 Wohnungen mit Heizwärme versorgen soll. Aber auch klimaneutraler Wasserstoff. In weniger dicht besiedelten Gebieten biete sich strombasierte Wärme aus Wärmepumpen an, so Feicht. Möglich seien aber auch Heizungen, die mit Holzpellets, Biomasse, Biogas oder Wasserstoff betrieben werden. Auch Nahwärmenetze und die Nutzung von Abwärme sind Optionen.
Wie soll die Fernwärme ausgebaut werden?
Das Kölner Fernwärmenetz umfasst derzeit 380 Kilometer und soll bis 2035 - also binnen elf Jahren - um 200 Kilometer wachsen. Das ist ein sehr ambitionierter Plan. Die Rheinenergie will den Anteil der Fernwärme von heute 18 Prozent auf rund 30 Prozent erhöhen. Als Erstes hat sie einen Transformationsplan für das Fernwärmenetz Innenstadt erstellt. Die Pläne für die beiden anderen Netze im Kölner Norden und im Rechtsrheinischen (siehe Karte) sind in Arbeit.
Was ist mit Heizenergie aus Erdwärme?
Das Potenzial zur Wärmeerzeugung aus Tiefengeothermie sei in Köln eher gering, erläuterte Feicht. Jedoch biete sich die Nutzung von Rheinwasser als Wärmeträger an, wie bei der Großwärmepumpe in Niehl vorgesehen. Die Rheinenergie plant auch den Bau weiterer Wärmepumpen, die aus Grundwasser gespeist werden, unter anderem am Zugweg.