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Angespannter WeltmarktWarum die Kaffeepreise auch in Köln stark steigen - „Es kommt alles an Krisen zusammen“

Lesezeit 4 Minuten
Georg Hempsch in der Kölner Kaffeemanufaktur auf der Dürener Straße.

Georg Hempsch in der Kölner Kaffeemanufaktur auf der Dürener Straße.

Preise von vier Euro und mehr für eine Tasse Cappuccino sind mittlerweile auch in Köln eher Normalität als Ausnahme.

„Es kommt gerade alles an Krisen zusammen, was man sich vorstellen kann“, sagt Georg Hempsch, Geschäftsführer der Kölner Kaffeemanufaktur auf der Dürener Straße.   Eine ganze Reihe an Faktoren sorgt derzeit dafür, dass die Kaffeepreise steigen: beim Einkauf des Rohkaffees, in den Supermarkt-Regalen und natürlich in den Kölner Cafés.

Ein großer Einfluss auf den Weltmarkt haben derzeit wetterbedingte Ernte-Ausfälle, insbesondere in Brasilien, dem größten Kaffee-Anbauland der Welt. Dazu kommen Transportschwierigkeiten, weil Schiffe wegen der Krise am Roten Meer Umwege nehmen müssen, länger unterwegs sind und die Kosten in die Höhe treiben. „Vor zehn Jahren, als wir angefangen haben“, erinnert sich Georg Hempsch, „waren Börsenpreise von 80 bis 120 US-Cent pro Pfund normal.“ Bis heute ist der Börsenpreis bis auf über vier US-Dollar gestiegen.

EU-Richtlinie sorgt für Aufwand

Um seine Qualitätsstandards zu halten, zahlt Hempsch das Zwei- bis Dreifache für den Rohkaffee. Er bezieht seinen Rohkaffee, den er in Lindenthal danach selbst mit seinem Team röstet, über Handelspartner aus Hamburg, die mit den Produzenten in den Anbauländern im Austausch stehen. Zum geringeren Angebot kommt eine immer größer werdende Nachfrage, insbesondere angetrieben durch den chinesischen Markt.

3,80 Euro kostet der Cappuccino im Café der Kölner Kaffeemanufaktur.

3,80 Euro kostet der Cappuccino im Café der Kölner Kaffeemanufaktur.

Ende 2025 tritt dann auch noch die EU-Entwaldungsrichtlinie in Kraft, durch die Kaffee nur noch in die EU eingeführt werden darf, der nachweislich von Flächen stammt, die nicht entwaldet wurden. „Das Ziel ist gut, die Methode ist aber katastrophal. Kleinere Bauern können die Nachweise nicht erbringen, verdienen tun daran vor allem riesige Beratungsfirmen. Auch für uns steigt der administrative Aufwand.“

Kölner Kaffeemanufaktur: Preissteigerung von gut zehn Prozent

Bereits im Februar musste Hempsch die Preise seines Röstkaffees, den die Kunden in Beuteln mit nach Hause nehmen können, im Verkauf um rund zehn Prozent erhöhen. „Das deckt aber nicht unsere gestiegenen Kosten“. Eine Beruhigung sei derzeit nicht in Sicht. Sollten sich die Einkaufspreise im nächsten halben Jahr nicht entspannen, könne es sein, dass er die Verkaufspreise schweren Herzens noch einmal anziehen müsse.

„Ich möchte verhindern, dass die Leute sich den Kaffee nicht mehr leisten können oder leisten wollen“, sagt Hempsch. Es gebe bereits Leute, die darüber nachdenken, auf Premium-Kaffee wie den der Kölner Kaffeemanufaktur oder anderer Kölner Röstereien zu verzichten und eher zu Kaffee mit geringerer Qualität zurückzugreifen. „Wir müssen daher umso mehr darauf schauen, dass die höhere Qualität bei uns sich auch im Geschmack widerspiegelt.“

Der Cappuccino wird auch in Kölner Cafés teurer.

Der Cappuccino wird auch in Kölner Cafés teurer.

Glücklicherweise habe sich in den vergangenen Jahren ein immer größer werdendes qualitätsbewusstes Publikum gebildet, das weiterhin bereit sei, die steigenden Preise zu zahlen. Der Eindruck bestätige sich auch im angeschlossenen Café. Da der Rohkaffeepreis hier nur einer von vielen Kostenbestandteilen ist, konnte Hempsch hier die Preissteigerungen noch geringer halten als beim Verkauf der Beutel für Zuhause. 3,80 Euro kostet der Cappuccino im Café auf der Dürener Straße. „Wenn der Mindestlohn für das Personal noch einmal steigt, dann müssen wir mit den Preisen natürlich auch noch einmal hochgehen.“

Heilandt: Kaffee als Luxusgut - trotzdem kein Nachfragerückgang

Die angespannte Situation auf dem weltweiten Kaffee-Markt beschäftigt auch die Kaffeemanufaktur Heilandt mit Rösterei in Vogelsang und Cafés in Sülz, Nippes und im Belgischen Viertel. Die Rösterei wirbt damit, den Kaffee ohne Zwischenhändler direkt von Bauern in Südamerika zu beziehen. Diese jahrelang gewachsenen Handelsbeziehungen seien nun ein Wettbewerbsvorteil, sagt Moritz Eylandt, einer der Geschäftsführer der Manufaktur. „Die Einkaufspreise sind dennoch auch für uns im vergangenen Jahr um 80 bis 95 Prozent gestiegen“, sagt Eylandt. Im Verhältnis zu vielen industriellen Herstellern stehe man im Röstkaffeebereich aber noch gut da, dort seien sogar Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent zu beobachten.

Klar, dass sich die Einkaufspreise auch auf die Verbraucherpreise in der Gastronomie auswirken. „Normalerweise ist Kaffee in Deutschland immer ein Produkt mit einer großen Marge gewesen. Diese ist nun natürlich etwas geringer geworden.“ 3,70 Euro kostet der Cappuccino mittlerweile im Heilandt-Café im Belgischen Viertel. „Wir konnten die Preissteigerungen bisher relativ gering halten, werden die Preise in Zukunft aber auch weiter anheben müssen.“

Einen Nachfragerückgang beobachtet Eylandt bisher nicht. Kaffee sei zum Luxusgut geworden, findet er. „Es geht nicht darum, literweise Kaffee zu trinken. Unsere Kunden entscheiden sich bewusst für den Genuss und sind bereit dazu, Geld dafür zu bezahlen.“ Das Ende der Fahnenstange sei bei den Verbraucherpreisen längst noch nicht erreicht, glaubt Eylandt. „Preise wie fünf Euro für einen Cappuccino sind in anderen Ländern schon lange normal. Auf absehbare Zeit werden sich die Preise auch bei uns bei dieser Marke einpendeln.“