Europas älteste WaldgiraffeOkapi im Kölner Zoo eingeschläfert – und dient als Film-Inspiration

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Noch vier Tiere umfasst die Okapi-Gruppe des Zoos nach dem Tod der 27-jährigen „Kisanga“.

Noch vier Tiere umfasst die Okapi-Gruppe des Zoos nach dem Tod der 27-jährigen „Kisanga“.

Im stolzen Alter von 27 Jahren ist vor kurzem das Okapi „Kisanga“ eingeschläfert worden. Es war Europas ältestes Exemplar. Doch über seinen Tod hinaus kommt es noch zu besonderer Ehre.

„Das Okapi ist ein abwegiges Tier, viel abwegiger als der Tod“ schreibt Mariana Leky in ihrem Bestseller.   Und wohl ein würdevoller rätselhafter Bote. Denn die Waldgiraffe taucht in ihrer Erzählung immer dann in den Träumen der betagten Selma auf, wenn bald ein Mensch des Dorfes stirbt.

Von der ungewöhnlichen Erscheinung des scheuen Einzelgängers ließ sich   Leky zu ihrem Buch „Was man von hier aus sehen kann“ inspirieren. Der 2017 erschienene Roman stand 65 Wochen lang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Seit Ende Dezember läuft die Verfilmung der Geschichte mit Corinna Harfouch in der Rolle der Selma auch in den Kölner Kinos.

Weil es mit dem Westerwald so gar nichts zu tun hat. Und weil es vollkommen zusammengestoppelt wirkt und irgendwie traumhaft.
Mariana Leky auf die Frage „Wieso ein Okapi?“

Eine Woche darauf starb jetzt die Waldgiraffe „Kisanga“ in einem biblischen Alter von beinahe 28 Jahren; sie war das älteste in Europa lebende Okapi. Da ihr hohes Alter ihr stark zu schaffen machte, wurde sie vor kurzem eingeschläfert, teilte der Zoo mit.   Wegen ihrer zunehmend schlechten Zähne habe sie ihr Futter nicht mehr gut kauen können und immer weiter abgenommen. Auch konnte sie sich wegen Arthrosen nur noch mühsam bewegen. „Tierpfleger, Biologen und Veterinäre des Zoo haben sich daher dazu entschlossen, ihr weiteres Leid zu ersparen“, so ein Zoosprecher.

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Die in Köln geborene Mariana Leky ist   mit den Waldgiraffen des Zoos auch persönlich verbunden. Sie ist seit vier Jahren Patin des   Okapi-Bullen „Dayo“ (siehe Text am Seitenende).

In ihrem Buch taucht das Okapi als sanftmütiger Todesbote auf, begegnet Selma in ihren Träumen persönlich. „Sie hatte den Kopf gesenkt, sie blickte auf ihre alten Zehen im Gras, krumm und lang wie im echten Leben“, scheibt Leky. „Sie sah das Okapi nur ab und zu aus den Augenwinkeln an, von unten her, so wie man jemanden anschaut, den man um einiges mehr liebt als man preisgeben möchte.“ Parallel zu den Traumsequenzen und befeuert von der Ungewissheit entspinnen sich in dem Dorf im Westerwald zwei bewegende Liebesgeschichten.

„Wieso ein Okapi?“ Auf diese Frage antwortete Leky auf der Internetseite des Goethe Instituts: „Weil es mit dem Westerwald so gar nichts zu tun hat. Und weil es vollkommen zusammengestoppelt wirkt und irgendwie traumhaft.“ Dazu passt, dass sich das Paten-Okapi der Autorin auf seine eigene Weise aus der Umlaufbahn von Mariana Leky verabschiedet hat. Es lebt jetzt in einem Zoo im französischen Mulhouse. Und wer weiß, vielleicht auch in französischen Träumen.


Bestsellerautorin als Patin für Waldgiraffe „Dayo“

Zebraunterschenkel, Tapirhüften, giraffenhaft geformter rostroter Leib, Rehaugen und Mausohrem – besonders schmeichelnd beschreibt Bestseller-Autorin Mariana Leky ihr Patentier nicht. Zumindest nicht in ihrem Roman „Was man von hier aus sehen kann“.

Im Dezember 2018 hat Leky die Patenschaft über den Okapi-Bullen „Dayo“ übernommen. Da ist der Bulle Teil einer Gruppe, mit der sich der Zoo an der Erhaltungszucht dieser gefährdeten Art beteiligt. So kamen hier etwa die Jungtiere Jamili (2016), Imami ( 2019) und im Juni 2022 der kleine Bulle „Kijana“, zur Welt. Nach dem Tod von „Kisanga“, die in Rotterdam zur Welt kam und 26 Jahre lang im Kölner Zoo lebte, umfasst die Okapi-Gruppe im derzeit vier Tiere.

Erst 1901 wissenschaftlich beschrieben, ist das Okapi die seitdem letzten unentdeckte große Säugetierart der Welt. Es ist in seiner Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, durch das Schwinden seiner Lebensräume, Bejagung und Militäreinsätze im Bestand bedroht. Mariana Leky: „Was man von hier aus sehen kann“, DuMont Buchverlag, 320 Seiten, 20 Euro, 15,99 Euro

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