Kanzler Friedrich Merz droht den USA im Zollkonflikt mit Gegenzöllen, falls Verhandlungen scheitern. Die EU erwägt Milliarden-Importzölle.
„Nicht unterschätzen“Merz droht Trump im Handelsstreit mit Gegenzöllen

CDU-Chef Friedrich Merz droht den USA im Zollstreit mit Gegenzöllen.
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Bundeskanzler Friedrich Merz hat den Vereinigten Staaten im Falle einer weiteren Eskalation im laufenden Zollstreit eine klare Reaktion angekündigt. „Die amerikanische Regierung soll auch nicht unsere Bereitschaft unterschätzen, auf übermäßig hohe Zollbelastungen mit ähnlichen Maßnahmen auch zu reagieren“, sagte der CDU-Chef nach einem Treffen mit dem bayerischen Kabinett auf der Zugspitze. Die Europäische Union sei auf eine mögliche Verschärfung vorbereitet, setze jedoch weiterhin auf eine Lösung am Verhandlungstisch. Merz betonte, er stehe in intensivem Kontakt mit US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU).
„Unser Ziel ist und bleibt, rasch zu einer Lösung zu kommen, die den Handel mit den Vereinigten Staaten erleichtert und wieder niedrigere Zölle vorsieht“, sagte Merz. Das werde nicht leicht, aber er bleibe zuversichtlich, dass es gelinge. „Wir haben jetzt noch bis zum Ende des Monats Juli Zeit, die Verhandlungen zu führen.“ Merz betonte, er habe sich am Wochenende dafür eingesetzt, dass die EU nach dem Schreiben von Trump nicht sofort reziproke Zölle in Kraft gesetzt habe. „Das hätte sonst automatisch schon am gestrigen Tage stattfinden können.“
US-Präsident Trump hatte angekündigt, ab dem 1. August neue Importzölle in Höhe von 30 Prozent auf Waren aus der EU zu erheben. Ein solcher Schritt könnte den Welthandel schwer treffen – Deutschland wäre in besonderem Maße betroffen.
EU könnte auf US-Importe im Milliardenwert zielen
Laut Angaben aus EU-Kreisen wird derzeit an einer Liste mit US-Produkten gearbeitet, die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen mit Gegenzöllen belegt werden könnten. Diese Liste wurde nach einer öffentlichen Anhörung überarbeitet und umfasst nun US-Importe im Wert von rund 72 Milliarden Euro, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Zudem bereitete die EU-Kommission zuletzt auch Beschränkungen bestimmter EU-Exporte von Stahlschrott und chemischen Erzeugnissen in die USA im Wert von 4,4 Milliarden Euro vor.
Unabhängig davon wurden bereits Gegenzölle beschlossen, sollte Washington die zuvor eingeführten Einfuhrzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte nicht zurücknehmen. Diese Maßnahmen betreffen US-Waren im Gesamtwert von 21 Milliarden Euro und sollen greifen, falls es zu keiner Einigung kommt. (dpa)