Rund 10.000 Kölnerinnen und Kölner sichern als Wahlhelfer den reibungslosen Ablauf der Kommunalwahl. Unter ihnen die 16-jährige Giulianna Göb als jüngste und die 101-jährige Lydia Mörs-Platten als älteste Helferin.
Kölns WahlhelferHier zählen Tausende Freiwillige bis in die Nacht Stimmen

Auszählung der Briefwahlstimmen in der Kölnmesse.
Copyright: Nabil Hanano
Knapp 10.000 Menschen haben sich gemeldet, um bei der Wahl zu Stadtrat, Oberbürgermeister, Bezirksvertretung und Integrationsrat zu helfen. Ohne die Helfenden in den Wahllokalen und im Briefwahlzentrum wäre der demokratische Prozess der Wahl kaum möglich. Giulianna Göb ist 16 Jahre alt und darf zum ersten Mal bei der Kommunalwahl ihre Stimme abgeben. Doch nicht nur das, sie hilft als jüngste Wahlhelferin in ihrem Wahlbezirk im Agnesviertel bei der Auszählung der Wahlzettel.
Zum Zeitpunkt ihrer Anmeldung als Wahlhelferin war Giulianna erst 15 Jahre alt und nicht wahlberechtigt. Doch politisch aktiv sei sie schon seit ein paar Jahren, zuerst bei Fridays for Future, dann gründet sie eine eigene Gruppe: Youth for Climate. „Wir machen politische Arbeit, ein bisschen linkes Zeug, ein bisschen Feminismus, ein bisschen Anti-Kapitalismus, ein bisschen Klima und ganz viel gegen Rechts.“
Ältere Schwester als Vorbild
Ihre Motivation, an der Wahlurne zu helfen, sei ihr politischer Aktivismus und das Vorbild der zwei Jahre älteren Schwester, die bereits bei der Bundestagswahl Wahlhelferin war. Ihr sei es wichtig, dass die Jugend ihre Stimme abgibt: „Natürlich habe ich mich im Vorfeld erkundigt, wen ich wähle. Und ich habe all meinen Freunden und Bekannten gesagt, dass sie wählen sollen.“ Der jüngste männliche Wahlhelfer in Köln heißt Emir Kerem Günes und wurde am 21. August 2009 geboren. Er hilft im Wahlbezirk Chorweiler aus.
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Lydia Mörs-Plattes hat dagegen bereits einige Wahlen erlebt: Sie ist die älteste Wahlhelferin bei der diesjährigen Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl. Mörs-Platten ist 101 Jahre alt und als Wahlhelferin in Godorf aktiv.
Im Briefwahlzentrum begrüßt Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Wahlhelfenden in den Hallen der Koelnmesse in Deutz. Sie sei gespannt auf das Ergebnis und hoffe auf einen klaren Vorsprung des neuen Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin: „Ich hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung, so dass meine Nachfolge sagen kann: Ich wurde von den Kölnerinnen und Kölnern gewählt.“ Auch deshalb sei jede Stimme wertvoll und wichtig.
Reker bedankt sich bei den Helferinnen und Helfern für ihr Engagement: „Das Volk zählt, das Volk wählt und jede einzelne Stimme ist ein Ausdruck demokratischer Beteiligung.“ Einen Tipp hat sie noch für die Helfenden: „Es geht nicht um Schnelligkeit, sondern um Sorgfalt und Verlässlichkeit.“Die knapp 5000 Wahlhelferinnen und -helfer im Briefwahlzentrum sitzen bereits an den über 500 Tischen in der Koelnmesse und warten auf das Signal, die Briefe zu öffnen. Doch bevor es losgeht, gibt Stadtdirektorin und Wahlleiterin Andrea Blome noch eine Einschätzung ab: „Ich gehe nicht davon aus, dass die Wahl ohne eine Stichwahl in zwei Wochen auskommt.“ Trotzdem ist sie optimistisch, was die Wahlbeteiligung angeht: „Ich habe mehrere Wahllokale besucht. Dort haben sich schon heute mittag Schlangen gebildet.“
Ehrung vor dem „Startschuss“
Um exakt 15.22 Uhr gibt Wahlleiterin Blome den Startschuss für die Öffnung der Briefe, nachdem zuvor sowohl die ältesten als auch die jüngsten Wahlhelfenden geehrt wurden. Auch zwei Geburtstagskinder bekommen ein Geschenk von Blome überreicht. Die knapp 5000 Menschen im Briefwahlzentrum werden voraussichtlich bis in die Nacht die eingeschickten Briefe mit den Stimmen der Kölnerinnen und Kölner auszählen. Einer von ihnen ist Karl Friedrich Pallaske, 89 Jahre alt und mit seiner ganzen Familie im Briefwahlzentrum zugegen. „Meine Enkelin hat mich motiviert mitzumachen. Irgendwie muss man etwas tun, damit die Demokratie gesichert wird.“ Pallaske erzählt, dass er sich um sich um die aktuelle politische Lage sorge, vor allem in Bezug auf die Wahlergebnisse im Osten und die Konflikte im Nahen Osten.
Eine seiner Aufgaben am Wahltag: Die Unterlagen nach Gültigkeit prüfen und die ungültigen Briefwahlzettel aussortieren. „Meine Frau und ich sind Beisitzende und meine Enkelin Elena die Wahlvorsteherin.“ Seine Tischgruppe sortiert Briefe eines Wahlbezirks in Lindenthal – laut Pallaske seien das über 600 Stimmen: „Das sind ganz schön viele, das wird ein langer Abend“, sagt Pallaske und lacht.